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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 12
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Ein metallurgisches Prachtstück, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0143

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Hcrailsgegcben und redigirt von Pfarrer Dehel in Chrislina-Navensburg.

Oerlag des Hotteulmrgcr Diözesau-Kuilftvereins;
ICommiffioiiSücrlag der Dorn scheu Buchhandlung (Friede. Alber) in Ravensburg.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M. 2 — durch die wiirttembergischen, M. 2.02
durch die bayerischen und die ReichSpostanstalten, Kronen 2.54 in Oesterreich, FreS. 3.40 in
der Schwei; zu beziehen. Bestellungen werden auch angenommen von allen Buchhandlungen JQQO
sowie gegen Einsendung des Betrags direkt von der Dornschen Verlagsbuchhandlung in s
Navensbnrg (Württemberg) 511:1t Preise von M. 2.05 halbjährlich.

Lin metallurgisches Frachtstück.

(Schluß.)

Sehen wir uns nun den Fuß und
Schaft der Monstranz etwas an, wobei
wir unten beginnen.

Der Fuß der Monstranz ist in seiner
Anlage ein Kreisrund, entsprechend ihrem
Hanpttheil; er ist überaus reich gegliedert °.
umschlossen von einem Kranze voll 30
Amethysten inid von verschiedenen lapis-
laz/.uIi-Steinen, hat er acht Felder, von
welchen vier die Brustbilder der Evange-
listen tragen. Der Grund der Felder ist
hellblaues Email, ans demselben glänzen in
Gold die Namen heraus; die Figuren
selbst sind Gold mit schwarz nusgegossenen
Gravierlinien; die Heiligenscheine innen
rothes Email. Die vier anderen Felder
tragen wieder das feinschimmernde Silber
des Filigranst je ein Kreuz (mit lapis-
lazzuli), umgeben von Kreis und Zwickeln:
ein herrlicher Wechsel neben den vorge-
nannten kräftigen Feldern. Ans diesem Fuße
steigt über einem Wulste von dickem ver-
goldetem Silber, welcher vollständig durch-
brochen ist — aus Einem Stück Silber
alles ohne Naht und Lolh herausgearbei-
tet, ein prachtvoll wirkendes, lebendiges
Zwischenglied — das P i e d e st a l znm
Schaft empor, gegliedert in acht sich nach oben
verjüngende Felder, die wieder eine reiche
Bekrönung aus Treibarbeit und Email
tragen; daraus geht der eigentliche, schlicht
in Mattgold und ohne Verzierung gehaltene
glatte, starke S ch a f t heraus, der eben
dadurch höchst praktisch nnd handsam
ist. Ein runder Knauf, der etwas flach
gedrückt ist, überspoünen mit dem duf-

tigsten und elegantesten Filigran, bildet
seine einzige Unterbrechung und Gliede-
rung, aber auch seine nnglcichlich pracht-
voll wirkende Zierde. Ein Horizontal-
reif, welcher das üppige Filigran durch-
schneidet, theilt den Knauf in zwei Hälf-
ten. Nach oben endet der Schaft in
einem dnnkelroth emaillirten Wulst, mit
der Goldinschrift: »Ecce panis Angelo-
rum« itub in dem leichten Uebergang zum
Corpus der Monstranz selber.

Ueberschauen wir nun das ganze Werk,
so ist vor allem hervorzuheben, das; Meister
Hngger seine Monstranz dein Programm
gemäst im Sinn nnd Geist der alten
romanischen Kunst erfaßt hat. Die gothische
Knust hat es verstanden, die Ornamentik
organisch mit der Konstruktion zu verbin-
den und ihr so einen architektonischen
Charakter zn geben. Die romanische Zeit
beschränkte sich darauf, die Oberfläche ihrer
massigen Konstruktionen durch Reliefs und
eben überhaupt durch Flächendekoration
zn ornamentiren und zn beleben. DaS
zeige» die Altartafeln, die Religniarien,
die Kelche und Leuchter ebenso wie die
Ornamente an den Friesen, Portalen n. s. w.
der Kirchen. Eben dieses Prinzip ist aber
in der Hngger'schen Monstranz in meister-
hafter Weise vertreten. Nichts klingt
wahrscheinlicher, als der Gedanke, das;,
wenn zit Zeiten der romanischen Kunst die
Aufgabe gegeben worden wäre, eine Mon-
stranz zn koustrniren, der Glaube des da-
maligen Künstlerthnnis das Kreuz mit dem
Nimbus als maßgebend gewählt nitd die
künstlerische Bildung desselben ans eine
möglichst reiche Flächendekoration durch
Steine, Enlail, Treibarbeiten n. s. ;v. hin-
 
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