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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 12
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Damrich, Johannes: Die Augsburger Buchmalerei im Zeitalter der Hohenstaufen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0152

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18. P sin gslfest. Der heilige Geist
in Gestalt einer heraldisirten Taube. Maria
nicht anwesend.

19. Jnitialis mit jü >> gste in Geri eh t.
Christus zeigt die Wundmale, zwei Engel
Kreuz, Speer und Krone.

Die Technik all' dieser Bilder ist Deck-
malerei auf prächtigein Goldgrund. Die
Ausführung ist nicht so sorgfältig wie
beim vorigen Psalterinm, doch finden wir
aiich hier die auffallend kräftigen schwarzen
Konturen, wenn sie auch nicht ganz so
konsequent als Glasverbleiung behandelt
sind ivie dort.

In der Auffassung tritt auch hier schon
manche Konzession an die mehr gemüths-
volle Art der neueren Zeit hervor, man
sehe z. B. die Betonung des rein mensch-
lich-mütterlichen Verhältnisses in der Scene
der Geburt Christi, oder in der Anbetung !
der Könige, wie das Kind zärtlich seine ’
Wange an die der Mutter schmiegt und
ihr Kinn streichelt. Andererseits macht
sich z. B. in den Schergen bei der Geiße-
lung ein für unsere Zeit ziemlich iveit-
gehender Realismus geltend.

Die Zeichnung ist gut, die Bewegungen
sind richtig wiedergegeben, wenn auch die
Formen nicht besonders fein und elegant
sind. Der Gesichtsansdrnck ist einige Mal
nicht übel gelungen, so wenn mir Maria
ihr Kind liebkosen und Christus die Geißler
vorivnrfsvoll anblickeu sehen. In den Ge-
wändern kommt die für's 13. Jahrhundert
charakteristische Eckigkeit unb Spitzigkeit
namentlich in herabhängenden Gewaud-
zipfelu stark zur Geltung. Von den ge-
bildeten abgesehen, vertreten die übrigen
Initialen einen sehr fortgeschrittenen Stand-
punkt. Der rechteckige Nahmen, der früher
das Nankeuwerk umschlossen, ist jetzt durch-
brochen, und die Ranken kriechen oft fast
die ganze Bnchseite herab.

An den Bilderinitialen ist die bekannte
Art der in die Juitialis einbezogenen
weiteren Buchstaben breiter als je ausge-
prägt , die quadratischen Grundfelder
dieser Buchstaben sind in verschiedenen
Farben schachbrettartig angeordnet.

Wir möchten diese Miniaturen auf etwa
1260 ansetzen, womit wir also eigentlich
schon über die Staufenzeit hinausgehen,
vielleicht sind sie noch etwas später.

Vielleicht stammt auch das P s a l-

l terium A i. 3 3. in Bainberg ans
der Augsburger Schule; die Erwähnung
von »Hilaria c. soc.«, sowie die stark
betonten schwarzen Konturen weisen we-
nigstens mit einiger Wahrscheinlichkeit
dorthin. Die Handschrift enthält an
Malereien einen majestätischen segnenden
Christus, eine Verkündigung, eine thro-
nende Madonna mit Kind, einen David
mit der Harfe, zu dessen beiden Seiten
je eine Frau kopfunter hiuabstürzt. Es
ist hier offenbar an die airs dem Fenster
gestürzte Jezabel gedacht, und diese Scene,
die übrigens als Illustration zum Psalm
»Quid gloriaris . .« ganz vereinzelt da-
steht, knüpft an die Worte dieses Psalmes
». . di lexisti omnia verba praecipi-
tationis« an. Die recht gut gearbeiteten
Bilder sind irr Gold und Deckfarben sicher
und gewandt ansgeführt, die Initialen
ungefärbte Federzeichnung auf Gold- und
Gouachegrnnd. Wie bemerkt, ist die Augs-
burger Provenienz dieses Psalters nicht
gänzlich gesichert.

Zwischen Regensbnrg und Augsburg
liegt das einstige Benediktinerinnenkloster
Hohenwart. Politisch — wenn wir
uns so ausdrücken dürfen — ;u Bayern
gehörig, gehörte es der kirchlichen Ein-
theilung nach von jeher zum Bisthum
Augsburg.

Ans Hohenwart besitzen wir zwei Mi-
niatnrhandschriften unserer Zeit von sehr
verschiedener Technik und Qualität. Die
erste ist Clm 7 3 83, sie zeigt auf lol. 1
das Bild des hl. Georg, des Hanptpatrons
von Hohenwart. Der Heilige sitzt gekrönt
in feierlicher Haltung da, in der Linken
den Schild, in der Rechten die mit einem
Fähnchen versehene Lanze, ails der Zweige
mit Blättern hervorwachsen.

Die nächste Seite zeigt in sechs Rund-
bildern die Bildnisse von ebenso vielen
Kirchenvätern. Es sind rohe, künstlerisch
werthlose Federzeichnungen in Roth unb
Schwarz aus der zweiten Hälfte des

12. Jahrhunderts.

Das andere Denkmal der Hohenwarter
Buchmalerei unserer Periode weist unbe-
dingt auf augsburgischen Einfluß hin,
weßhalb wir Hohenwart auch zum Augs-
burger Gebiet ziehen.

Es ist C1 m 7 3 8 4, Quartuor
Evangelia. Daß diese Handschrift
 
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