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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 12
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Reiter, Joseph: Pastora bona
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0154

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umgehängt; die rechte Hand ist leicht erhoben,
die linke halt eine Schäferschippe. Neben ihr
sieht inan ein Lamm, im Hintergrund wieder
eine Schäferin mit Schafen. Also wirklich eine
Schäferinidylle ? Doch nicht ganz. Dagegen sprechen
die EngelSköpse, welche oben zu beiden Seiten
auf Wolken schweben, dagegen spricht der das Haupt
umstrahleude Nimbus mit seinen sieben besonderen
Zacken, dagegen auch die unten angebrachte Le-
gende: -fastora bona- —. (Könnte spanisch, wird
aber frei lateinisch sein.) Diese pastora bona
oder gute Hirtin ist offenbar Niemand anders,
als die gebenedeite Goltesmutter Maria, welche
die siebenfachen Gaben des heiligen Geistes besaß.
„Ich sehe Dich in tausend Bildern Maria lieblich
ausgedruckt." (Novalis.)

Auf was gründet sich nun unsere DarstellungV
Ohne Zweifel auf eine Stelle ans dem ersten
Kapitel des Hohenliedes. Die Braut möchte
ihren Geliebtelt allein, ferne von äußerem Ge-
pränge, in der Stille der einsamen Flur zu eigen
haben. Darum sieht sie, der ihr noch fremden
Königspracht vergessend, den königlichen Bräuti-
gam in dem Bilde des Hirten. „Sage Du mir,
ivclchen lieb hat meine Seele, ivo Du rastest, wo
du lagerst am Mittage, damit ich nicht umher-
zugehen brauche bei den Heerde» deiner Genossen."
Der Chor der Frauen antwortet: „Wenn Du
nicht zurecht Dich findest, o Schönste der Frauen,
so gehe und folge be» Spuren der Heerde ilnd
weide Deine Zicklein bei den Gezeiten der Hirten
(V. 7), d. h. wenn Dil nicht zurecht Dich findest
in Glanz und Hoheit, bann freilich mußt Du alS
Hirtin be» Hirten suchen. Hier erscheint also die
Braut als Hirtin, und diese Hirtinidee ivurde
dann von der Braut des Hohenliedes auf Maria
übertragen und von der christlichen Kunst in be-
sonderer Weise vcriverthct.

In der kirchlichen Liturgie begegnet uns keine
pastora bona, dagegen finden wir in den neueren
Meßbüchern nnb Brevieren eilt festum matris
divini pastoris, welches von Papst Pins VII.
eingeführt wurde und am ersten Sonntag im
Maloder am 3. September gefeiert wird. Die
Gedanken, ivelche dabei zum 'Ausdruck kommen,
erinnern ganz und gar an die pastora bona.
„Maria möge ihre Schäfleiu tveideu, auf ben
rechten Weg führen, über sie ivachen, sie gegen
die Feinde vertheidigcn nnb zur himmlischen Hci-
math geleiten!"

Ergänzt wird die eben besprochene Abbildung
der Mutter Gottes ditrch eine andere, welche wir
kürzlich in Neükirch bei Rottwcil gesehen habe».
Im Chor der dortigen Kirche hängt nämlich ein
Gemälde, welches Maria ebenfalls als Hirtin
zeigt, aber neben ihr nicht ein Lamm, sondern
einen —Ziegenbock, »l’asce hoedos tnos« liest
man darunter und zugleich noch 1 Cant. 7. Unter
diesen hoedi sind hier die Sünder zu verstehen,
und es ist mithin Maria als Hirtin oder Zuflucht
der Sünder dnrgestellt, ivie das auch aus einer
besotidercu Zuschrift imf dem Gemälde hervor-
geht.

Neukirch hat vor der Säkularisation zu dem
Cistercienserinncnkloster Notteninünster bei Rott-
weil gehört. Haben die Cistercicnser, deren Kirchen
regelmäßig der seligsten Jungfrau Maria geweiht

Stuttgart, Buchdriukerei der

sind, dieselbe auch unter dem Bilde einer guten
Hirtin verehrt?

Literatur.

Das Leben Jesu von Phil. Schumacher
und Joseph Schlecht. 56 Seiten mit 52
Haupt- und 23 Nebenbildern in reichem
Mehrfarbendruck. Preis in vornehmem
dunkelrothem Moleskin - Einband 20 M.
Allgemeine Verlagsgesellschaft m. b. H.
München.

Wir wüßte» auf den diesjährigen Weihnachts-
tisch einer jeden christlichen Familie kein schöneres
nnb prächtiger ausgestattetes Werk als das vor-
liegende zu ivünschen, ein Werk, das auch auf
dem katholischen Büchermarkt ivohl schwerlich seines
Gleichen finden wird. Wir sehen von dem Texte
ab, zu dessen Bearbeitung der bekannte geistvolle
Schriftsteller, Professor Schlecht aus Freisiug,
beigezogen wurde, und der alsbald schon nach
Erscheinung dcS Buches von Zeitschriften und
Tagesblättcrn hoch gewerthct ivurde. Er schließt
sich, wie besonders hervorgehoben wird, sehr eng
an die heilige Schrift an, bedient sich aber auch
der kirchliche» Hymnologie nnb der religiösen
Poesie. Wir haben cs hier hauptsächlich mit
der bildlichen Ausstattung des Werkes zn thun
und hier muß ohne allen nnb jeden Rückhalt
ausgesprochen werden: da ist einmal auf diesem
Gebiete etwas ivirklich Neues und Originelles
geschaffen tvorden. Der geniale Kunstmaler
Phil. Schumacher, der mehr als zwei Jahre
an der Vollendung dieser Bilder gearbeitet hat,
erzählt uns in einer Reihe von Darstellungen,
herrlich in der Komposition und prächtig in der
Harmonie der Farben, das Leben Jesn, ange-
fangen von der Verkündigung bis zur Himmel-
fahrt, ivobei er die wichtigsten Episoden aus der
Jugendgeschichte Jesu, aus beut öffentlichen Wirken
und der Leidensgeschichte nusgeivählt hat. Anf-
fassttng und Gruppirung der Bilder ist eine wahr-
haft künstlerische) das Ganze ein katholisches Pracht-
werk ersten Ranges, j lieber das schöne Buch liegt
der heutigen Nummer ein Prospekt bei.) C.

B. K ü h l c n s K » »st v e r lag i u M. - Glad-
bach hat einige neue Serien von Darstellungen
des Jesusknaben erscheinen lassen, so sechs größere
und kleinere Darstellungen in reicher Chromo-
lithographie mit Gold, die den Jesnsknaben als
Gärtner, stehend vor dem Kreuze, sitzend mit
ausgebreitcten Armen, als guten Hirten n. s. w.
zeigen. Anziehend und geschmackvoll erscheint
uns besonders die Serie 1081. Die iti deutlichem
und feinem Farbendruck hergestelltcn Figürchen
haben hübsch kolorirte Randeinfassnngen ans
Aehren, Trauben, Lilien und Roscti. Wir wertheu
diese Serie in ihrem einfachen Glattdrucke ent-
schieden höher, als die Reliefserie 3000 mit ben
gleichen Darstellungen, die in farbiger Relief-
prägnng mit durchbrochenem Hintergründe nur
den Vorzug der Mehrkosten haben. »>.

Hiezu eine Knustbeilaae:

Decken- nnb Wandgemälde von Gebh. Füget
in der Stadtpfarrkirche zu Waugeu i. A.

It.-Ecs. „Deutsche» Volksl'Ialt".
 
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