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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

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Nr. 1
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Reiter, Joseph: Einiges über die Bilder der unbefleckten Empfängniß, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0014

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6

dieses Verbot auf Schriften und Veden
privater Natur ans. Endlich gab Ale-
xander VII. in der berühmten Bulle »Solli-
citudo omnium ecclesiarum« int Jahre
1661 die authentische Erklärung ab, daß
die Heiligung Maria's tm ersten Augen-
blicke ihres Daseins Gegenstand der Festes-
seier am 8. Dezember sei. Damit waren
alle Wege für die Dogmatisirnng der nn-
besleckten Empfängniß geebnet, doch dauerte
es noch nahezu 200 Jahre, bis dieselbe
unter Pins IX. im Jahre 1854 erfolgte.

Was nun die bildlichen Darstellungen
der unbefleckten Empfängniß betrifft, so
haben wir an erster Stelle ans diejenigen
Bilder Hinzumeisen, welche mehr indirekt
den Glauben an unser Geheimnis; zum
Ausdruck bringe».

Nach der Legende haben Joachim und
Anna in ihrer Trauer wegen versagter
Nachkommenschaft durch einen Engel die
Nachricht erhalten, daß ihr Gebet von dein
Herrn erhört sei. Und sie verließen den
Ort ihres Aufenthaltes und kamen nach
des Engels Weisung an der goldenen
Pforte des Tempels zusammen. Und Anna
umarmte ihreir Gemahl und hangle sich an
seinen Hals uitb sprach: „'Nun weiß ich,
daß der Herr mich gesegnet hat; ich, die
ich eine Wittive war, bin nun keine Wittwe
mehr; ich, die ich unfruchtbar ivar, werde
eine freudenreiche Mutter sein." Diese
Szene an der goldenen Pforte bildete
früher eines der ivichtigsten Sujets für
die Künstler, welche bisweilen noch durch
die phantastische Idee beeinflußt werden
mochten, daß Maria ihr Dasein dem Kusse
verdanke, welchen Joachim seinen; Weibe
gab, als er mit ihm unter der goldenen
Pforte zusammentraf. A. Dürer hat die
Szene auf den; vierten Blatt seines Ma-
rienlebens dargestellt. In Deutschland
finden wir sie außerdeni noch: in einen;
Holzschnitt von 1460—70 (Germ. Mn-
senn; 67), bei A. Altdorfer (B. 5) und
in einem Kupferstich von Hans Sebald
Behau; 1530 (B. 21), ferner in; rechten
Flügel des Marbnrger Sippenaltars von
1511, auf dem Hallstadter Schnitzaltar
von c. 1515 sowie in einen; Glasgemälde
des Ulmer Münsters und in einen; solchen
zu Ravensburg von 1514 (Detzel, Christ-
liche Ikonographie. Freiburg. Herder. II,
S. 74/75.

Die Begegnung und Umarmung von
Joachin; und Anna hat nun, ivie Beissel
hervorhebt, in; 15. und 16. Jahrhundert
vielfach als Bild der unbefleckten Em-
pfängniß Mariä gegolten (Beissel: Die
Verehrung unserer lieben Frai; S. 130)
nnb wäre mithin als eines der ältesten
Bilder derselben anzusehen. Inwieweit
die Darstellungen des Etamnlbaumes Jesse
hierher zu zählen seien, ivollen ivir dahin-
gesteltt sein lassen, dagegen müssen ivir
alsbald eine Reihe von bildlichen Dar-
stellungen erwähnen, welche ziemlich deul-
lich auf das Geheimnis; der unbefleckten
Empfängnis; anspielen, es sind dies die
alten S. Annabilder in; Allgemeinen nitb
die Selbdrittbilder in; Besonderen. In
der „Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft
und kirchliches Leben" von Lnthardt haben
wir (Jahrgang 1882, S. 272) die Notiz
gefunden, daß im letzten Viertel des
15. Jahrhunderts die Verehrung der
hl. Anna, als der Mutter der unbefleckt
empfangenen Maria, ganz Deutschland im
Fluge erobert habe. ES besteht also nach
dieser evangelischen Auffassung . zwischen
der Verehrung und deßhalb auch der in;
Bilde ausgesprochenen Verehrung der
hl. Anna und der nubesleckteu Entpfängniß
ein gewisser Zusammenhang. Genaueren
Anfschlitß hierüber ertheilt uns der „Katho-
lik", Jahrgang 1893, Band VIII. Dr.
Schmitz-Krefeld bespricht dort die Mono-
graphie Schanmkell's über den S. Anna-
knlt; er bezeichnet dieselbe als eine werlh-
volle gründliche Studie, spricht aber mit
seiner Anerkennung auch sein Bedauern
aus, daß dieselbe durch den bösen Dämon
einer katholikenfeindlichen Tendenz um das
Resultat der ivisseiischaftlichen Forschung
betrügen worden sei. Ein solches wissen-
schaftliches Resultat bietet nun Dr. Schmitz
selbst in seinem Aufsatz, welcher betitelt ist:
„Die Annabilder in ihrer Beziehung zur
unbefleckten Empfängniß". Nach seinen
gründlichen Ausführungen, auf welche wir
hier nicht eingehen können, haben die
S. Annabilder, und zumal die bildlichen
Darstellungen des Selbdritt, die Lehre vcni
der unbefleckten Empfängnis; Mariä zu
ihrem tieferen Gegenstände. — Daraus
folgern ivir mit Dr. Schmitz zweierlei:
I. die bisher unaufgeklärte Erscheinung,
das; die Vorzeit keinerlei Bilder — wir
 
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