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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

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Nr. 1
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Damrich, Johannes: Die Augsburger Buchmalerei im Zeitalter der Hohenstaufen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0018

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10

Sowohl au beu großen als an der
kleineren Art von Initialen ist übrigens
interessant zu sehe», wie in dein einst rein
bandsörmig anfgefaßten Naukenornanlent
jetzt der Charakter des Organisch-Pflanz-
lichen voll ausgebildet ist und namentlich
die Blätter theilweise ganz realistisch be-
handelt werden. Besonders beliebt ist
das Kleeblatt, doch konnnen auch andere
Blattforinen vor: fol. 37 das stleben-
blatt n. a.

Ans den Glanz der Farben haben wir
bereits hingewiesen. Von besonderer Lencht-
kraft ist das herrliche, tiefbrennende Roth.

Unser Buch ist sicher nach der Mitte
des 13. Jahrhunderts entstanden, wenn
wir es auch nickt sehr viel später an-
setzen dürfen, da sich vom Stile der früh-
gothischen Zeit wenigstens in den Figuren
noch so viel wie nichts bemerkbar macht.

Schon im Kloster Hohenwart war es
weitberühmt, ja galt für den kostbarsten
Schatz des Klosters. Es führte, wie auch
eine Notiz ans dem ersten Borsetzblatle
zeigt, den Namen „das vergnldete Buch"
oder „das güldene Buch",') vor allem
wohl wegen der vielen Nelignien, die be-
sonders zahlreich im Vorder- aber auch
im Nnckdeckel eingeschlossen sind, wegen
des Goldschnittes und des glänzenden Ein-
bandes in Gold- und Silberbrokat. Bei
den großen Relignienfesten wurde jedes-
mal auch dieses Buch dem Volke gezeigt.

Es ist in der Thät ein goldenes
Buch, für nns vor Allem wegen seiner
künstlerischen Vorzüge. Die von der un-
bekannten Hohcnwarter Nonne geschaffenen
Miniaturen sind - mag auch Konrad
von Scheyern vielleicht der talentvollere
Künstler gewesen sein die lieblichsten,
schönsten nnd vollendetste», die Sübdentsch-
land bis dahin anfznweisen hat. Höchstens
der Bamberger Prachtpsalter '-) kann sich
damit annähernd vergleichen.

Ein kurzes Nesnme über die Augs-
burger Miniaturmalerei in unserer
Periode wird zunächst darauf Hinweisen
müssen, daß dieselbe, soweit das vor-
liegende Material einen Schluß znläßt,
erst bedeutend später als die des eigent-
lichen Bayern einsetzt, Anfangs wenig

’) Steichele, Bisthum Augsburg tv 857.
Bamberg Kgl. Bibliothek A II 4“.

Erfreuliches leistet, dann aber ungemein
rasch gegen Mitte des 13. Jahrhunderts,
wo ans Bayern außer dem künstlerisch
nicht sehr bedeutenden Pollinger Psalter
gar nichts an Buchmalerei mehr vorliegt,
zn hoher Blüthe kommt nnd Denkmäler
hervorbringt, die neben den besten Negens-
bnrger Zeichnungen bestehen können.

Freilich sind diese Werke von den bayeri-
schen sehr verschieden. Die bayerischen
Miniaturen finden sich meist in wissen-
schaftlichen Büchern, unter den besprochenen
Augsburger Miniatnrhandschriften sind die
Überwiegende Mehrzahl Psalterien oder
sonstige liturgische Bücher.

Damit mag eS, wenn auch nur znm
geringsten Theil znfinnmenhängen, daß die
herrschende Technik nicht, wie in Bayern,
die Federzeichnung, sondern die Deck-
malerei war.

Freilich war auch in unserer Periode
die Federzeichnung in Augsburg nicht ganz
ausgeschlossen. Steichele (Bisthnm Augs-
burg Bd. IV pag. 580) beschreibt einen
heute in der P a r i s e r N a t i o n a l b i b l i o-
thek befindlichen, ans Augsburg stam-
menden c»6. lat. 10 867, worin sich neben
farbigen Bildern in bloßer Federzeichnung
ansgeführte zn befinden scheinen. Aber
wie in Bayern die Federzeichnung, so
bildet in Schwaben die Deckmalerei die
Regel.

Doch spielt auch in dieser Deckmalerei
das Zeichnerische eine große, die Kontur
. sogar eine ganz eigenartige Rolle. Das
! Hanptcharakteristiknm derAngsbnrgerBnch-
malerei sind die kräftig ansgebildeten, ja
j theilweise derben schivarzen Konturen,

' die namentlich in den fortgeschritteneren
; Werken in Verbindung mit den satten,
j glühenden Farben dem Eindruck der Glas-
malerei naheznkommen streben.

Eine mehr äußerliche Eigenart, die aber
auch außerhalb Schwabens gelegentlich vor-
kommt, ist bei den Initialen die Einbe-
ziehung einer größeren Anzahl Buchstaben
in die Komposition der Jnitialis, mit
schachbrettartiger Anordnung ihrer recht-
eckigen Grnndfelder.

Schon in unserer Periode tritt in den
schwäbischen nnd in den Augsburger Buch-
malereien ein Zug znm Malerischen, Freude
an der Farbe nnd Geschmack in deren
j Zusammenstellung hervor, ein Zug, der
 
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