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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

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Nr. 2
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Schermann, Max: La Sainte Chapelle de Paris und die französische Gothik, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0021

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yerausgegeben und redigirt von Pfarrer Dctzel iu St. Lkristixa-Ravensburg.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Runstvereius;
Rominisfionsverlaa der Dornschen Buchhandlung (Frledr. Alber) in Ravensburg.

Or. 2.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich iiir M. 2.— durch die württembergischen, RL 2.20
durch die bayerischen und die Neichspostanstalten, Kronen 2.54 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in
der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden auch angenommen von allen Buchhandlungen
sowie gegen Einsendung des Betrags direkt von der Dornschen Verlagsbuchhandlung in
Ravensburg (Württemberg) zum Preise von M. 2.0» halbjährlich.

1903.

La Sainte Chapelle de Paris
und die französische Gotlffk.

Von Max Sch er mann in Paris.

(Schluß.)

2. Ich kann hier den Reichthum der
prachtvollen P o l y ch r o in i e nicht beschrei-
ben, diese Teppiche in Email und Malerei,
die feinen Inkrustationen von farbigem
Glas fvgl. darüber Beinerknngen bei
Gonse a. a. O. S. 236 — 328; Viollet-
le-Duc S. 427 ff.). Dagegen sei der
G la s m al e r ei ein Abschnittchen gewidmet;
denn sie liefert uns für die Geschichte der
französischen Glasmalerei des 13. Jahr-
hunderts wohl die sprechendsten Beispiele.
Wir stehen ja auch in dieser Kunst in
Paris auf vielgepflegtem Boden. Nach
den ältesten Glasgemälden in Reims aus
beut 11. und in Limoges (nachweisbar
aus dein Anfang des 12. Jahrhunderts)
(vgl. Levy, histoire de la peinture sur
verre en Europe, Brüssel 1850—60 p. 50
u. A.; des Granges, le vitrail, Moulin
1871 n. «. D.) ist es wieder St. Denis,
welches die merkwürdigsten Reste der Glas-
malerei ails dem 12. Jahrhundert in seinen
Medaillons besitzt, die der bekannte Abt
Suger in die Fenster seiner Kirche einsetzen
ließ; es sind merkwürdige, kleine, aus lauter
winzigen Glasstücken zusammengefügte Fi-
guren. Abgesehen von den Kathedralen
in Chartres (146 Fenster) und in BourgeS
(183 in den glänzendsten Farben) sind die
dem Schreiber wohlbekannten Chorfenster
von Rouen und Chalons-sur-Marne und be-
sonders die unserer St. Chapelle die glän-
zendsten und reichsten Proben dieser Zeit (vgl.
dazu die vortrefflichen Abbildungen von

De Lasteyre, histoire de la peinture
sur verre d’apres les monuments en
France II. Bd. 27, 28, 29 ff.). Diese
großartig entwickelte Kunst findet sich in
Deutschland erst erheblich später und viel-
leicht da nicht in dieser Vollkommenheit,
wenn auch unsere gothischen Dome gar
manches Stück von vortrefflicher Trans-
parenz und kunstsinnigster Koinposition
aufweisen (vgl. das treffliche Werk
unseres Landsmanns H. Kolb, Direktors
der Kunstgewerbeschnle in Stuttgart, Glas-
malereien des Mittelalters und der Re-
naissance).

lieber die Bedeutung der Glasmalereien
für die Gesammtwirkung der oberen Ra-
pelle ist schon gesprochen. Die Transpa-
rente lassen von allen Seiten Licht cin-
dringen, wie denn überhaupt die Glas-
malereien dieser Periode eine klare und
kräftige Transparenz auszeichnet. Die
Fenster stellen in ihrem reichen und voll-
ständigen Cyklus ein Ensemble dar, für
das man vergeblich nach einein entsprechen-
den Beispiel suchen wird. Man mag fast
nicht in die Details eindringen, um sich
den Vollgenuß des Ganzen dadurch nicht
zu verderben, würde man nicht hoffen,
durch eine kurze Analyse die Kenntniß
einiger Mittel zu erlangen, durch welche
die alten Künstler einen solch' magischen
Effekt fertig brachten.

Die heilige Kapelle ist von 15 Fenstern
durchbrochen, die aus derselben Zeit, wie
das ganze Gebäude stammen, abgesehen von
der großen Rose, welche in ihrer Anlage die
Zeit Karls VIII. deutlich verrätst; acht
große Fenster und sieben etwas schmälere,
die sich um die Apsis gruppiren. Die
 
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