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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

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Nr. 4
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Kümmel, Konrad: Pfarrer a. D. Friedrich Laib, [2]: zugleich ein Stück Vereinsgeschichte
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Bach, Max: Der angebliche Irene-Ring im Kloster Lorch
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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0041

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deutsche Kunst hat wohl keinen begeister-
teren und schwärmerischeren Verehrer ge-
zählt, als den Verewigten, aber wohl auch
Keinen, der die Sprache des innigsten
Glaubens und die Offenbarungen des
sronlwen Geistes aus derselben so vernahm
wie er. Und auch das soll zu Nutz und
Frommen unserer kirchlichen Kunst und
deren Jünger hier betont und vermerkt
bleiben. Daß wir bei den alten, frommen
Meistern lernen müsse», um wirklich
christliche Kunst zu pflegen: zu dieser Er-
kenntnis; ist man wieder so ziemlich ge-
kommen. Aber es ist nicht genug, die äußere
Haltung, die individualisirten Kopstypen
und die zerknitterten Falten zu studiren;
es gilt noch viel inehr, nach dem Vorbild
der Alten ans dem eigenen, betrachtenden
Glauben heraus zu schöpfen und zu kom-
poniren, und dieses Glaubensleben als un-
erläßliche Voraussetzung dafür zu pflegen,
so daß die Werke wirkliche Geisteskinder
frommen und echt innerlichen christlichen
Künstlerthums sind. Hub das ist das
Zweite, was uns das Andenken Fr. Laib's
predigt.

»Dilexi ecclesiatn« — steht auf
seinem Grabsteine. Das ist der ganze
Mann gewesen; das ist sein treuestes
Konterfei, aber auch das schönste und
dauernde Lob für den verstorbenen Nestor
des Diözesankunstvereins, und zugleich der
Grund reicher Hoffnung und süßen Trostes
an seinem Grabe. Er ruhe im Frieden!

Der angebliche )rene - Ring im
Kloster Lorch.

Von Max B a ch.

Die erste Kunde von der Auffindung
eines goldenen Ringes an; Ort der Grab-
lege der Hohenstaufen zu Lorch finden wir
in der 1845 erschienenen Beschreibung des
Oberamts Welzheim. Dort wird nach
einer Mittheilung des Dekans Fraas,
früheren Pfarrers in Lorch, gesagt: Unter !
dein Schutt einer an der Westseite des J
Kreuzgangs angebauten Kapelle, deren zu-
gemauerter Eingang noch sichtbar, wurde
vor einer Reihe von Jahren unter den
Trümmern eines steinernen Sarges ein
Ring von feinem Gold gefunden, der 1837
in den Besitz des Königs Wilhelm über-
ging. ' !

Den Bemühungen des Oberlehrers Kirn
in Lorch verdankt man es, daß der aus
dem Nachlaß der Königin Olga in den
Besitz der Herzogin Wer« gekommene Ring
der Vergessenheit entzogen und unter Mit-
wirknng des f Kommerzienraths Erhard
in Gmünd nachgebildet und vervielfältigt
werden konnte ').

Ich gebe eine getreue Abbildung des
Ringes von verschiedenen Seiten und die
Abwicklung des ganzen Reifs. Für jeden
Kenner füllt sofort der dünne Reif und
die eigenartige Zusannnenstellung der De-
korationsmotive in's Auge, was bei näherer
Besichtigung der Details sofort
gegen die Annahme byzantinischer
Herkunft spricht. In der Mitte
des Ringes befindet sich ein ovales
Scheibchen mit dem bekannten
l 14 3, Gold in schwarzem Email;
daran schließt sich rechts die

Madonna in blau emaillirtem Kleid mit
grünen; Aermel, das nackte Kind haltend;
auf der andern Seite ist ein blau emaillirtes
Kreuz mit goldener Fassung, welches in eine
roth emaillirte Leiter eingreift, daran schlie-
ßen sich an: Beißzange und Hanuner, dieser
blau, die Zange weiß, und drei weiße
Würfel. Den Schluß bildet ein Orna-
ment, welches aus zwei durch einen Ring
znsammengehaltene Büscheln, die vielleicht
Ruthen vorstellen sollen, gebildet wird.

Der Stil des ganzen Ringes hat offen-

') Nachbildungen des Ringes sind tut Chor
der Klosterkirche ausgestellt und dort auch käuflich
zu erwerben.
 
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