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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

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Nr. 4
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Bach, Max: Der angebliche Irene-Ring im Kloster Lorch
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Damrich, Johannes: Wie A. Dürer das Beten dargestellt hat, [1]: eine Studie
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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0042

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bar nichts sehr Alterthümliches, schon die
dünne gleichmäßige Form, ohne Relief-
plastik ein einfaches Reifchen ohne Körper,
weist ans spate Zeit.

Eine weitere Handhabe zur Bestimmung
des Stiles bilden aber die sogenannten
Waffen Christi: Leiter, Würfel, Hammer
und Beißzange. Diese Leidenswerkzeuge
kommen thatsächlich erst seit dem Beginn
des 15. Jahrhunderts als Embleme des
Leidens Christi ans Knnstdarstellnngen vor,
älter ist das bekannte Signum I PI 3, das
Monogramm Christi, doch wird auch dieses
im frühen Mittelalter noch selten ange-
wendet, zumal nicht in Byzanz, wo das
XPS stets eine große Rolle spielt'). Ge-
wöhnlich wird dieses Monogramm so ge-
bildet, daß das P (R) in der Mitte des
X (Cb) gesetzt war. Will man den Ring
als byzantinische Arbeit in Anspruch neh-
men, so dürfte in erster Linie dieses Mono-
gramm nicht fehlen; aber auch die Ma-
donna mit dem Kind und alles Uebrige
ist keineswegs byzantinisch, wenn auch
einzelne Formen, wie z. B. das stola-
ähnlich zugeschnittene Kleid der Maria
etwas Archaisches an sich trägt. Man
darf aber nicht vergessen, daß dieses Motiv
eben durch die Technik des Emaillenrs
bedingt ist ; es ist Zellenschmelz (Email
cloisonne) und war in dieser Art leichter
zu bearbeiten, als wenn der Künstler kom-
plizirten Faltenwurf angewendet hätte,
was bei dem kleinen Maßstab sehr schwierig
gewesen wäre.

Der Ring ist wahrscheinlich erst an's
Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahr-
hunderts zu setzen und gehört einem Wohl-
thäter des Klosters an, welcher in einer
der Kapellen, die sich an den Kreuzgang
angeschlossen, beigesetzt worden ist. In
einer Klosterrechnung des 17. Jahrhun-
derts betreffend den Abbruch einer Kapelle
soll nach Lorent diese Kapelle bezeichnet
sein als diejenige, wo Maria graeca liegt.
Man hatte aber zu dieser Zeit wohl keine
rechte Vorstellung inehr davon, wo diese
Kaiserin lag; nach den Angaben des Mönchs
Spindler, die Crusius benützt hat, war

>) Stockbauer, Kunstgeschichte des Kreuzes;
Otte, Kunstarchäologic I, S. 401, 541; Fritsche,
das Monogramm Christi 1877; Organ für christ-
liche Kunst 1868, Nr. 14,

ihr Begräbnis; im Chor und zwar linker
Hand vor dein Eingang in die Sakristei.

Im sogenannten Rothen Buch werden
verschiedene Kapellen erwähnt; 1421 wird
die Johanniskapelle neu geweiht; 1461
die Nikolauskapelle erneuert, eine größere
mar die St. Gilgenkapelle, sie wird auch
Kirche genannt und lag vor dein Kloster-
thor. Es liegt gewiß kein Anlaß vor,
wie Lorent vermuthet, daß die Ueberreste
der Kaiserin anläßlich des Chorbaues
in einer besonderen Kapelle beigesetzt
worden wären, zudem weiß man, daß
Abt Nikolaus im Jahre 1475 alle Vor-
gefundenen Gebeine der fünf Gräber
im Chor wieder beigesetzt hat. Non einer
späteren Dislokation der Gräber ist nichts
bekannt.

Nach all' dem wirb man anfgeben müssen,
den Ring als ein Fundstück aus hohen-
staufischer Zeit anzusehen, ebenso wenig
sind die bekannten Fresken stanfischer Edlen
an den Pfeilern der Kirche als Kopien
oder Ernenernngen alter Gemälde ans dem
Mittelalter anfzufassen; sie sind, wie ich
andern Orts ') nachgewiesen habe, auf Ver-
anlassung des Abts Lorenz Antenrieth,
ch 1548, gemalt worden, zu einer Zeit,
wo alle Erinnerung an die alte Hohen-
stanfenzeit längst erloschen war und man
die Herren im Kostüm der Zeit, oder wie
man sie sich's eben damals dachte, darge-
stellt hat.

Me 21. Dürer das Beten dar-
gestellt hat.

Eine Studie von Dr. D a ui r i ch in Buchloe.

Nach christlicher Anschauung erhebt sich
der Mensch niemals zu solch' hoher innerer
Größe als gerade dann, wenn er sich
beu gt vor feinem.©otte, niemals — das
geht unmittelbar daraus hervor — ist er
auch interessanter und schöner alsdann,
wenn er betet.

Ich meine, es ist Alban Stolz, der
irgendwo die Bemerkung niedergeschrieben
hat, daß selbst ganz alltägliche, ja häßliche
Gesichter im Gebet oft wie von einem
Strahl überirdischer Schönheit verklärt er-
scheinen, als schimmere gleichsam die Seele

>) „Schwöb. Merkur", Sonntagsbeilage 1802
Nr. 307; Blatter des Schwab. Albvereins 1802
Nr. 10.
 
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