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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0049

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40

„Boi Dürer darf man Werk und Persönlichkeit ]
nicht trennen. I» jenen spiegelt sich stets hell
und klar die Stimmung, das innere Leben des
Künstlers wieder". „Künstler und Mensch decken
sich bei ihm vollkommen". Den gleichen Ge-
danken vertritt H. Grimm: „Wir verlangen von
eineni Künstler, wenn ihm dieser Ehrenname zu-
ertheilt iverdeu soll, Harmonie der ganzen Existenz
mit den Werken". Woltmann und Wörmann
aber nennen Dürer den „charaktervollsten Künstler
seiner und aller Zeiten". (Gesch. der Malerei
2, 370).

Es läßt sich allerdings nicht leugnen und
ivird auch von Weber durchaus zugegeben, das;
A. Dürer ivie so manche seiner Nürnberger
Freunde für Luther und sein Auftreten anfangs
eingenommen war, daß er, ivie so viele andere
seiner Zeit, durch Luther eine Besserung und
Neugestaltung der kirchlichen Verhältnisse auf
katholischer Grundlage erhoffte und deßhalb das
Auftreten desselben mit Freuden begrüßte. Dachte
er sich doch Luther als frommen Priester und
Ordensmann und erwartete er von ihm mit aller
Wärme seines Herzens eine allseitige, von den
geistig bedeutendsten und edelst gesinnten Männern
jener Zeit ersehnte kirchliche Reform. Und es
;var ja eine solche durchaus nothwendig, da ver-
hängnißvolle Mißstände in Deutschland genug
vorhanden waren. An einen Abfall von der alten
Kirche dachte aber iveder er noch seine Freunde.
Es ist auch ferner ivohl zu beachten, daß Dürer
kein Theologe ivär und, obgleich er an allge-
meiner Bildung viele Standes- und Zeitgenossen
übertraf, doch zu wenig theologisches Verständnis;
hatte, um in Luthers Neuerungen einen Wider-
spruch gegen die katholische Kirche zu finden.
Wir sehen denn auch, daß er in seinem Selbst-
zeugnisse bis zum Jahre 1524 nicht frei ivar
von Unklarheiten und Widersprüchen, wie beson-
ders sein Tagbuch zeigt, welches er auf seiner j
niederländischen Reise im Sommer 1520 führte.
Daß er aber trotz seiner Eingenommenheit für l
Luther sich nicht von katholischem Glauben und j
Leben trennte, das zeigen hinwiederum am deut-
lichsten gerade die Aufzeichnungen in diesem seinem
Tagebuch.

Wir vermögen nach all' dem auch, wie Weber,
nicht der Ansicht beiznstimmen, wenn in unser»:
„Archiv für christliche Kunst" (1899 S. 27) int
Anschluß an den Aufsatz von Lange in den
„Grenzboten" gesagt ist, „das; Dürer bis zu
seinem Tode ein Anhänger der Reformation,
speziell ein Parteigänger Luthers ge>vcsen" sei. i
Wie diese Parteigängerschaft Luthers zu ver-
stehen ist, haben wir oben gesagt, daß aber
Dürer für die Reformation, d. h. für die kirch-
liche Revolution und den Abfall von der Kirche
gewesen sei, läßt sich bis heute nicht Nachweisen.
Da müßte inan vor allen: doch zuvor den Brief
Pirkheimers an den Wiener Baumeister Tscherte
aus der Welt schaffen können. Durch bloße phan-
tastische Interpretationen läßt sich das nicht be-
werkstelligen. Wollte man hier auch die Worte,
Dürer sei „ganz christenlich und selig verstorben"
nicht in den: Sinne verstehen, als sei er vor seinen:
Tode noch mit den Sterbsakramenten versehen

worden, so kann doch der Satz: „Ich bekenne,
daß ich anfänglich auch gut lutherisch gewesen
bin, wie a u ch u n s e r A l b r e ch t selig", — will
man den Nächstliegenden, einfachen Sinn nicht ge-
waltsam vernichten, nur so verstanden sein, daß
Dürer bis an sein Ende der katholischen Kirche
treu geblieben ist. Daß er sich von Luther,
den: er, wie oben gesagt, anfänglich anhing,
zurückgezogen habe, bestätigt auch die Auflösung
seines Verkehres mit Lazarus Spengler.

Professor Lange schreibt in den „Grenzboten"
(S. 280): „Sollte er (Weber) sich wieder cin-
fallen lassen, über kunstgeschichtliche Dinge das
Wort zu ergreifen, so wird er mich auf den:

! Platze finden". Weber hat sich „einfallen lassen",
i sein Buch über Dürer sogar in dritter Auflage
erscheinen zu lassen und nun wird es an den:
Tübinger Universitätsprofessor sein, diese Drohung
zu verwirklichen und wir warten begierig, mit
welchen Waffen er dieser dritten, sehr vermehrten
und verbesserten Auflage gegenüber, der wir die
weiteste Verbreitung wünschen, „auf den: Platze
sein wird", hoffentlich mit den Waffen einer
! klaren, kräftigen und ungekünstelten Beweis-
führung, nicht mit solchen bloßer Phantasie.

D etz c l.

Annoncen.


Soeben ist in der Hcrdcrschen Verlags-
handlung zu Freibnrg in: Breisgau erschienen
und durch alle Buchhandlungen zu beziehe»:

Glauben und wissen.

Eine Orientierung in mehreren religiösen
Grnndproblenien der Gegenwart für alle
Gebildete». Von V. Cnthrri» 8. J. 8°
(VI u. 246) Mk. 2.50; geb. in Leinwand
Mk. 3.—.

Wohl niemand wird eine klare, ruhige und
rein sachliche Darlegung des Verhältnisses
von Glauben und Wissen als eine unzeitgemäße
oder unnütze Arbeit ansehe». Eine solche soll
dem Leser in diesen Blättern dargeboten
werde». Der Leserkreis, an den sich das
Buch wendet, sind nicht bloß Fachgelehrte,
sondern alle Gebildeten, die sich über das
hochwichtige Problem von Glauben und Wissen
Rechenschaft geben wollen. Dementsprechend
war es auch des Verfassers Bemühen, möglichst
klar und durchsichtig zu schreibe».



Altarleuchter,

feinst polirte, in Messing - und Rothguß, von
22 cm Höhe an; Gstetiketzenieuchter^ bis
1,20 IN Höhe nach Zeichnung des sel. Prälaten
Schwarz, verfertigt

will). Fiedlniapr, Metallgießerei,
Ellwaugeu a. d. I.

Preislisten, Entwürfe, Empfehlungen stehen
I zur Verfügung.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt
 
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