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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

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Nr. 6
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Mayer, Franz Xaver: Die Wandgemälde in St. Kilian in Mundelsheim, [1]
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Detzel, Heinrich: Das Germanische Museum zu Nürnberg von 1852 bis 1902, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0072

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Näheres über Hostien mühleu suchten nur
vergebens in verschiedenen Werken. Nnr
bei M e n z e l (Christliche Symbolik 1.418)
fanden wir eine kurze Mitteilung, und |
zwar vermutet er unter dieser Darstellung
eine „ketzerische Satyre". Denn so lauten
seine Worte: „Wie der Leib Christi zur
Hostie werden konnte, versinnbildlichte sich
ein grober Humor, in dem vielleicht schon
ketzerische Satyre verborgen liegt, in mehr-
fachen Bildern späterer Zeit. Auf einem
alten Bilde in Worms drehen die Apostel
eine Handmühle, worein Christus geworfen
wird und unten kommt die Hostie heraus.
Berckenmeyer, Antiq. I. 56. Ein ähn-
liches Bild zu Tribsees in Pommern. !
In H e i l s b r o n n tritt Christus die Kelter :
und unten fallen Hostien heraus. Waagen,
Kunstwerke in Deutschland I. 316." Diesen .
drei ähnlichen Bildern schließt sich auch !
das in Mundelsheim als weiteres an.
Bei Wangen fanden wir das Bild von
Christus als Keltertreter, das er nicht in
Heilsbronn, sondern in der Gnmbertns-
kirche in Ansbach sah, folgendermaßen be-
schrieben: „Christus, eine Kelter tretend,
welche von Gott Vater gedreht wird, wird
von der Schmerzensmutter, an deren Brust
fünf Schwerter, unter dem rechten Ellen- !
bogen unterstützt. Ans der Kelter fallen!
Hostien hervor, welche der Papst in Kelchen
ansfängt. Ihm gegenüber der Stifter, ein
kniender Geistlicher. In der Luft vier j
schwebende Engel. Große lateinische Sprnch-
zettel dienen dazu, die Bedeutung des!
M y st e r i um s des O p f e r t o d e s
Christi noch näher zu bezeichnen." Diese j
Beziehung auf den Opfertod Christi will >
uns besser gefallen, als jene auf die
Transubstautiation allein, und wir hätten
in Mundelsheim dann eine Illustration j
zu Jsaias (53, 10): „Der Herr wollte
ihn zermalmen in Leiden; wenn er dahin-
gegebcn als Sündopfer sein Leben, wird
er schauen dauernde Nachkommenschaft."

Die andern Seiten des Chors, die O st-
und Südwand desselben und dieOst-
w and des C h o r b o g e n s bedeckt ein
Zyklus von zehn Dar stelluugeu aus
dem Leben des Frankenapostels und Kir-
chenpatrons, des hl. Kilian und seiner
beiden Genossen Kolo mann und T o tuau
in '/« natürlicher Größe, zum Teil in
noch kleinerem Maßstab. Jul ersten Bilde

predigt der hl. Kilian vor dem Franken-
herzog Gosbert; im zweiten tauft der
Heilige den Herzog, von welchem in einem
Zuber nur der entkleidete Oberkörper sicht-
bar ist, durch Aufgießeu des Wassers. Im
dritten Bild dingt Gailana, des Herzogs
Gattin, eine zweite Herodias, während
dessen Abwesenheit zum Kampf mit dem
Friesenfürsten Natbod, einen Mörder zur
Ermordung des hl. Kilian und seiner bei-
den Genossen, da Kilian gleich Johannes
dem Täufer dem Herzog befohlen hatte,
Gailana zu entlassen. Im vierten kleineren
Bilde über dem südlichen Chorfenster hat
Kilian, im Bette sitzend, neben seinen bei-
de» liegenden und schlafenden Glaubens-
boten eine Erscheinung Gottes. Das fünfte
Bild ans der Ostseite des Chorbogens
zeigt das Martyrium der drei Glaubens-
boten; das sechste an der gleichen Wand
enthält die Verscharrung der Leichname
mit ihren Büchern und Gefässen, um die
Spur der Untat zu verdecken, in einem
Pferdestall. (Schluß folgt.)

Das Gernlanische XTtufeum 511
Nürnberg von ^ 852 bis (902.

(Fortsetzung.)

%n Jahre 1832 an gab dann Äufseß
den „Anzeiger für Kunde des deutschen
Mittelalters" heraus, der vor allem eine
genaue Kenntnis von allen noch vorhandenen
alten Quellen und Denkmälern vermitteln
sollte. Vom Plane eines Museums ver-
lautete aber im Vorworte zu diesem „An-
zeiger" noch nichts.

Im Herbste desselben Jahres siedelte
dann Aufseß nach Nürnberg über und
sammelte hier rasch einen Kreis gleich-
gesinnter und gleichstrebender Männer um
sich, darunter den bekannten Architekten
Heideloff. Im Jahre 1833 entwickelte
er dann in einer Versammlung von Knnst-
uud Altertumsfreunden seinen Plan. Von
einem Ausschuß wurden Statuten ent-
worfen, welche besagten, „daß die Gesell-
schaft den Zweck habe, zu Nürnberg teils
in Originalen, teils in Kopien eine mög-
lichst vollständige Sammlung von Denk-
mälern älterer deutscher Geschichte, Lite-
ratur und Kunst zu begründen sowie all-
jährlich daselbst eine Versammlung der
Freunde älterer deutscher Geschichte, Lite-
 
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