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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

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Nr. 7
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Mayer, Franz Xaver: Die Wandgemälde in St. Kilian in Mundelsheim, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0080
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69

Gott Vater schwingt, und ans dessen Scheide
der heilige Geist in Gestalt einer Taube
sitzt, anfhält." (S. 305.)

Ans der Wandfläche südlich vom Chor-
bogen (Epistelseite) ist der Tod Mariä
abgebildet. Oben erscheint Christus mit
der Seele derselben als kleines Kind; dar-
unter sterbend Maria, umgeben von den
Aposteln, von welchen einer ein Licht
(Sterbekerze), ein anderer eine Palme in
der Hand hält. Unter diesem Bilde war
wohl ein Seitenaltar ausgestellt — 1752
wurden bei einer Reparatur die zwei auf
beiden Seiten des Chorbogens stehenden
Ziborienaltäre entfernt und deren Trag-
säulen zu Stützen für die Empore ver-
wendet —, welcher nach der Milte hin
an der Wand noch eine kleine Fläche übrig
ließ, welche mit den kleineren Bildern
des hl. Fabian und Sebastian ge-
schmückt wurde. Unter den Füßen des
letzteren liegt eine menschliche Figur nie-
dergetreten: die Pest.

Die Südseite des Schiffes enthält
drei Bilderreihen, je etwa 1,60 Meter
hoch, und jedes Bild etwa 1,40 Meter
breit, und zwar 17 Einzeldarstel-
lungen mit Inschriften aus dein Leben
M a r i ä und der I u g e n d g e s.ch i eh t e
des Erlösers, also aus dem Neuen
Testamente; dazu kommen noch auf dieser
Seite Einzelbilder: das Gericht, Moses,
Georg, Michael.

Beginnen mir mit der obersten Reihe
von Ost nach West:

t. Joachini, vorn Hohenpriester int
Tempel beim Opfer zurückgewiesen. —

2. Joachim bei den Hirten.

3. Anna, seine Frau, im Gebete mit
der Erscheinung eines Engels.

4. Begegnung von Joachim und Anna
an der „goldenen Pforte".

5. Geburt Mariä (über dem mittleren
Südfenster).

6. Tempelgang Mariä: sie geht als
kleines Mädchen die Treppe zum Tempel
empor, ihre Eltern bleiben unten, der
Hohenpriester erwartet sie oben.

7. Joseph erhält seinen blühenden Stab,
während ein anderer Freier den seinigen
über dem Knie abbricht.

8. Vermählung Mariä mit dem hl. Jo-
seph vor dein Hohenpriester und vier Zeugen
des Vorgangs.

9. Verkündigung der Menschwerdung
Christi durch den Erzengel Gabriel.

Diese nenn Darstellungen nehmen die
obere Reihe unter der Decke ein; folgende
vier Bilder die zweite Reihe:

10. Heimsuchung: Maria und Elisabeth
begegnen sich vor dem Hans.

11. Geburt Christi: von: göttlichen
Kinde gehen goldene Strahlen aus, Engel
singen das Gloria, oben ist der Engel
der Verkündung; auch Ochs und Esel sind
nicht vergessen.

12. Beschneidnng: der Priester sitzt zu
dieser Handlung ans einem Sessel, vor
ihrn die Eltern mit dem Kinde.

13. Anbetung der Weisen: ein Magier
kniet vor dem Christkind ans dein Schoß
seiner Mutter, welche auf einem Thron
sitzt.

Diese zweite Reihe zieht sich an der
Wand hin nur bis znm mittleren Fenster,
ebenso folgende dritte Reihe.

14. Darsteltung Jesu im Tempel.

15. Flucht nach Aegypten, beide sehr
anschaulich und gut ausgeführt.

16. Der betlehemitische Kindermord,
mit dem Anführer der Soldaten zu Pferd.

17. Der zwölfjährige Jesus im Tempel,
von seiner Mutter unter beit Schrift-
gelehrten wiedergefunden. (Der Nimbus
der heiligen Personen ist in Gold darge-
stellt.)

Außer diesen 17 Bildern aus dem Leben
Mariä und ihres göttlichen Sohnes be-
findet sich auf dieser Südseite zwischen
dem zweiten und dritten Fenster, ohne
Zusammenhang mit den eben aufge-
zählten --

das jüngste Gericht,

das großartigste Gemälde voll Leben, Be-
wegung und tiefergreifendem Realismus,
die Höhe zweier anderer Reihen ein-
nehmend. Christus, mit zwei Schwer-
tern, vom Mund nach beiden Seiten aus-
gehend — das Schwert der Macht und
Gerechtigkeit: »Ecce bis acutus gladius
ex Rcgis ore procedens« (Hieron. Ep.
ad Canis. II. 6) als Weltenrichter auf
dem Regenbogen thronend, von einer
Mandorla in den Farben des Regenbogens
umgeben, sitzt zum Gerichte; rechts und
links von ihm knieen fürbittend seine
 
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