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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

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Nr. 7
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Mayer, Franz Xaver: Die Wandgemälde in St. Kilian in Mundelsheim, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0081

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M ntte r und sein V o r l ü u f e r nnd stehen
die Apostel mit ihren Symbolen auf
stilisierten Wolken. Zwei Engel blasen
die Gerichtsposaunen; darunter ist die
Auf e r st e hu n g d c r T o t e u mit H i m -
inel und Hölle, zu denen die Ge-
richteten eingehen. Eine anferstehende
Frauensfigur hält ein Teufel an den
Haaren liub will sie auf die linke Seite
ziehen, aber ein Engel ergreift sie au den
Händen für die Seite der Seligen. Diese
sind rechts von Christus auf Wolken und
werden von Engeln zum Himmel geleitet,
iveleheu Petrus öffnet.

Unter den Seligen sind einige als
Kaiser, Kardinal, Bischof bezeichnet, ein
Papst dagegen ist unter den Verdammten
zu erkennen. „Nackt wie eine Schar-
anderer, vornehmlich Frauen und von
einer gemeinsamen Kette mit ihnen nin-
wunden, beugt er sich mit seiner hohen
dreifachen Tiara, die 51t seiner Nacktheit
in seltsamem Widerspruch steht, über diese
Kette zur Erde tief hinab, nur sich krampf-
haft an ihr festznhalten und ein Entrinnen
ans der Umschlingung der Kette zu ver-
suchen. Umsonst; der im offenen Höllen-
schlnnd als greuliche katzen- oder affen-
arrige Bestie aufrecht sitzende und thronende
Hanptteufel faßt ihn von hinten fest mit
den Krallen." (Klemm.) Dies zeigt,
wie so oft, die mutwillige Derbheit oder-
derbe Mutwilligkeit des Mittelalters.
Weiteren lebendigen Nealisrnus sehen wir
anf dieser Seile: eine Frauenfignr sitzt
ans den Schultern eines Teufels, wäh-
rend ein anderer sie am Zopfe packt;
eine dritte Teufelsgestalt hält eine ge-
schivuugene Axt in der Hand. Der Hanpt-
teufel hält durch einen Balken den
Höllenrachen anfgespannt, streckt die Zunge
zum Hohn heraus uub zieht zugleich mit
der Kette die Verdammten in den Schlund.
Die Kette verdeckt geschickt die Scham der
nackten Gestalten.

Unter der Empore ist auf dieser Seile
Moses mit den zwei Gesetzestafeln dar-
gestellt, uub vor ihm knieen zivei Israe-
liten.

Auf der Empore an der Südwand sitzt
der heilige Ritter Georg zu Pferd,
durchstich den geivaltigen Drachen (Sinn-
bild des Bösen) unter den Füßen des-
selben. Vor ihin auf einem Felsen ist die

betende Königstochter unter Palmen, welche
der Heilige vor dem Verschlungenwerden
durch den Drachen rettete, und hinter ihr
ist die Stadt (Burg). Nicomedien mar-
in Teufels- (Drachen-) Gewalt, d. h.
im Heidentum, davon befreite es Georg
und führte es zum Christentum (Krenser,
Bildnerbneh).

In der Leibung des südwestlichen
Fensters bei obigem Bilde hält der Erz-
engel Michael als Seelenwäger die
Wage in der Hand und waltet seines
Amtes. Ihm gegenüber ist ein Bischof
zu sehen, und der Spitzbogen darüber ist
mit Blattornament bemalt.

Auf dieser Südseite sehen wir noch in
den Gemälden zwei Apostelkreuze ans den
Farben heransschanen.

Die N 0 r d w a n d der Kirche, welche
wie die Südwand durch drei Fenster mit
neuen Maßwerken durchbrochen ist, hat nur
mehr die oberste Reihe der Bemalung be-
wahrt, während die zwei unteren Gemälde-
streifen dem Zahn der Zeit und derFeuchtig-
keit der Mauer znm Opfer gefallen sind.
Diese eine Reihe enthält zehn Dar-
stellungen von Westen nach Osten aus
der öffentlichen Lehrtätigkeit Jesu und
feiner Leidenszeit.

1. Jesus am JakobSbrunnen.

2. Jesus und die Ehebrecherin, welche
demütig vor ihm kniet.

Z. Jesus und Zachäns, welcher vom
Baume herabsteigt.

4. Die Tempelreinignng: Christus

schwingt die Geißel über die Verkäufer;
zur Seite ist einer mit einem Tauben-
käfig.

5. Das Abendmahl: Johannes ruht
an der Brust seines geliebten Herrn; die
übrigen Apostel sind um den Tisch ver-
sammelt.

0. Gethsemane: Christus und die drei
Apostel, oben ein Engel mit dem Kelche.

7. Verrat des Herrn durch den Kuß
des Judas und Gefangennehmuug.

8. Die Verleugnung des Petrus bei
den Soldaten, welche das Feuer im Vor-
hvf schüren.

9. Christus vor dem Hohenpriester ans
dem Thron.

10. Christus vor Pilatus.

Bei all' diesen Bildern ist Christus
immer ganz gleich gekleidet: in ein etwas
 
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