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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

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Nr. 7
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Rohr, Ignaz: Klassischer Zimmerschmuck
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Detzel, Heinrich: Das Germanische Museum zu Nürnberg von 1852 bis 1902, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0083

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teln eilte nachhaltige Wirkung erzielen
kann. Es läge nahe, zn fragen, warum
denn Paulus so energisch Buch und
Schwert hält, fast drohend seitwärts blickt
und die Nasenflügel anfbläst; warum
Markus förmlich ans beut Bilde heraus
zu donnern scheint, warum Pelrus beim
Blick auf das Buch Nase und Lippen
rümpft und die Schrift prüft, als sähe
er tttib wollt's nicht seh'n, warum ihm
Johannes mit einer so entschiedenen Geste
das Buch hinhält. Wir wollen nicht den
alten Streit wieder entfachen, ob es sich
um die vier Temperamente, oder um die
„Los von Nom"-Bewegnng des Dürer-
scheu Zeitalters handelt; sondern wir
wollen lediglich der Freude Ausdruck ver-
leihen über die gelnugeue Popularisierung
eitles deutschen Meisterwerks ans alten
Tagen und wollen den kunstsinnigen
Joannes Evangelistae tttib den Pauli
ober bereit Angehörigen einen leisen Wink
geben betreffs eines passenden Festgeschenks:
Für so manchen Schund, der das Zimmer
nur verunziert, zahlt man 5 und 6 Mark
ohne Nahmen, man lege noch 1 oder 2 Mark
dazu, und man hat etwas Gediegenes von
dauerndem Wert.

Geislingen. I. Rohr.

Das Germanische Huifeiint zu

Nürnberg von J852 bis 1902.

(Fortsetzung.)

Außerdem sandte der Freiherr noch
Eingaben und Denkschriften an die deutsche
Bundesversammlung, die Regierungen der
Einzelstaaten, Aufrufe und Rundschreiben
an das Gesamtpublikum, an die Akade-
mien, die wissenschaftlichen Gesellschaften
und Vereine, die Künstler und Architekten,
die Verlagsbnchhändler Deutschlands.
Der Erfolg dieser außerordentlichen zehn-
jährigen agitatorischen Tätigkeit des Vor-
standes blieb nicht ans.

Schon im Jahre 1853 gab das baye-
rische S t a a t s m i n i st e r i u m des
Innern den Satzungen der Anstalt die
obrigkeitliche Sanktion und dem Museum
damit zugleich als einer öffentlichen An-
stalt zum Zwecke wissenschaftlicher Forschung
und Bildung die Eigenschaften ltitb Rechte
einer juristischen Person; die deutsche
Bundesversammlung faßte int gleichen

Jahre den Beschluß, „das Germanische
Museum zu Nürnberg als ein für die
vaterländische Geschichte wichtiges natio-
nales Unternehmen der schützenden Teil-
nahme und wohlwollenden llnterstütznng
der höchsten und hohen Regiernngeit zu
empfehlen". Es kamen dann große Jah-
resbeiträge von seiten der deutschen Mon-
archen und der deutschen Regierungen
und selbst die geistlichen Würdenträger,
die Erzbischöfe und die Bischöfe, die prote-
stantischen Oberkonsistorien, Stndtmagi-
strate und Gemeinderäte sowie Vereine
folgten, die deutschen Buchhändler aber
erklärten sich bereit, ihre Verlagsmerke je
in einem Exemplar der Nationalanstalt zu
stiften.

Bisher waren die Sammlungen im
Tiergärtnertorturm, im Hanse des Kupfer-
stechers Peterson am Paniersplatz (Topler-
hans), und in den bereits 1854 hiuzuge-
mieteten Räumlichkeiten in der Wohnung
der alten Reichsschultheißen, bettt nach-
maligen Gasthause „zum weißen Lamm",
wozu 1856 noch ein weiteres Gebäude
kam, untergebracht. Allein die Unter-
bringung der Sammlungen, Bureaus und
Werkstätten in vier räumlich ganz von-
einander getrennten Häusern konnte nur
als provisorisch angesehen werden, und
von vornherein ist denn auch die Lokal-
frage auf das lebhafteste erwogen wor-
den. Da hatte denn frühzeitig schoit
A u f s e ß seinen Blick auf ein entbehrliches,
freilich in arg vernachlässigtem Zustande
befindliches Gebäude gerichtet, ans die
K a r t a u s e, das alte Nürnberger Kartäu-
serkloster mit Südrande der inneren Stadt,
einer alten Stiftung des Nürnberger Kauf-
herrn und nachmaligen Kartäusermönches
Marquard Mendel, zn der am 16. Februar
1381 iiu Beisein König Wenzels und
vieler geistlicher und weltlicher Fürsten der
Grundstein gelegt worden war. Die Kreuz-
gänge und der große Klostergarten waren
Eigentum der Stadt Nürnberg, die übrigen
Baulichkeiten gehörten dem Staate, näher-
hiu beut Militärärar. Die in überaus
reizvollen Verhältnissen erbaute alte ein-
schiffige Klosterkirche samt ihren Seiten-
kapellen bezw. der alten Sakristei diente
als Heumagazin, ein Gebäude nächst der
Kirche als Feldschmiede, ein langer Trakt
im Hofraum mit gewölbtem Erdgeschoß
 
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