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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

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Nr. 7
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Detzel, Heinrich: Das Germanische Museum zu Nürnberg von 1852 bis 1902, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0085

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74

andern, und zwar nicht ohne Erfolg, in-
dem von allen Seiten Hilfsmittel kamen.
Dazu wurden die Pflegschaften vermehrt
und Anfseß selbst reiste gu Zwecken des
Museums an die Höfe zu Weimar, Han-
nover, Berlin, Wien u. s. w., wodurch
manche hübsche Summe der bereits 1857
gegründeten Baukasse zngeführt werden
konnte. Eine besondere Wohltäterin war
auch die Königin Augnsta von Preußen.
Zn den Pflegschaften gesellten sich in einigen
Städten auch noch besondere „Hilfsver-
eine".

Aber trotz dieses ungeteilten Wohlwol-
lens und dieser Opferfreudigkeit, die dem
Germanischen Museum von so vielen Seiten
entgegengebracht wurde, konnte den ge-
waltigen Anforderungen, die das Museum
an seine Zukunft stellte, und den Aus-
gaben, die sie nötig machten, in jenem
ersten Jahrzehnt noch in keiner Weise ent-
sprochen werden. Es mußte zu jenen 10000
Gulden, die zunächst als Kaufschillingsrest
ans die Kartause eingetragen wurden, noch
im gleichen Jahre 1857 ein Kapital von
25 000 Gulden und später noch eines von
gleicher Höhe ausgenommen werden. Dazu
kamen noch die größeren Schwierigkeiten,
die Verwaltung des Museunls finanziell
zu fundieren: die Anstalt sollte auch ver-
waltet werden. Woher die kärglichen Ge-
hälter nehmen? Zahlreiche Veränderungen
im Beamtenkörper des Museums waren
eine Folge dieser -kärglichen Gehälter.

Die größte und wichtigste Veränderung
aber geschah dadurch ,daß B a r o n v. Auf se ß
einem längst gefaßten und mehrfach ge-
äußerten Entschluß entsprechend, nach Ab-
lauf einer zehnjährigen Dienstzeit unterm
2. Juni l 862 dein Verwaltungsausschuß
erklärte, von seinem Amte zurücktreten zu
wollen. Mißstimmung und Undank vcr-
aulaßten ihn hiezu, und trotz aller Gegen-
vorstellungen beharrte er auf seinem Ent-
schlüsse. Der Verwaltungsausschuß ehrte
den Scheidenden und seine hohen Ver-
dienste um die Anstalt durch seine Ernen-
nung zum Ehreuvorstande des Museums.
Am Tage des zehnjährigen Jubiläums
(17. August 1862) nahm dann auch der
zweite Vorstand, Dr. Freiherr Roth von
Schreckenstein, seine Entlassung.

Werfen wir noch einen kurzen Blick auf
die Entwicklung, welche die kunst- und

kulturgeschichtlichen Sammlungen während
der zehnjährigen Amtsführung von Anfseß
geuonnuen haben. Wie wir schon oben
gesagt, bildeten nach der Absicht des Frei-
herrn den eigentlichen Kern, den Brenn-
punkt des Museums das Generalreper-
torium. Dieses sollte int Laufe der Jahre
„der Zersplitterung Deutschlands in Rück-
sicht seiner zahlreichen Staatssammlungen,
Landes-und fürstlichen Hausarchive, öffent-
lichen und privaten Bibliotheken u. s. f.
wirksam begegnen und der historischen
Forschung einen außerordentlichen Dienst
leisten", lleberall wird dieses als die
„wichtigste", als die „Hauptaufgabe" be-
zeichnet. Allein in der zweiten Epoche seiner
Amtsführung machten sich doch Stimmen
gegen diese allumfassende Absicht des Rie-
senrepertoriums geltend, und auch dem
größeren Publikum erschien es richtiger,
daß bei einem Nationalmuseum doch die
Sanunlungen die Hauptsache sein müssen,
daß dem ganzen Volke ein möglichst ge-
treues und lückenloses Bild seiner Kultur
und Kunst durch die Jahrhunderte hin-
durch vor Augen zu führen sei. Die Aus-
bildung der Sammlungen aber war und
blieb für Anfseß Nebensache. Gleichwohl
waren diese Sammlungen, als Aufseß
1862 von seinem Amte als erster Vor-
stand zurücktrat, bereits sehr ansehnlich zu
neunen, wiesen damals bereits eine große
Anzahl derjenigen Stücke auf, die noch
heute als in kunst- oder kulturgeschicht-
licher Beziehung von höchster Bederuung
zu den kostbarsten Schätzen des Museums
zählen. ES gelaugte nämlich gleich in den
ersten Jahren eine ganz außerordentliche
Fülle von wertvollen Geschenken an das
Museum. Wie der schon 1853 von A.
v. Epe verfaßte „Wegweiser" durch das
Germanische Museum zeigt, war die Samm-
lung besonders reich an mittelalterlichen
Wirkteppichen; auch die große und kleine
Plastik zeigte hervorragende Werke. Die
Münzsammlung zählte etwa 1200, die
Sammlung der Medaillen 400, der Siegel
über 800 Stück. Weniger gut vertreten
war die Gemäldesammlung, während die
Miniaturmalerei in den alten Aufseßschen
Sammlungen und die graphische Abteilung
manche Zierden aufwiesen. Die kunstge-
werbliche und kulturgeschichliche Abteilung
barg einen der gotischen Prachtschränke
 
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