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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

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Nr. 8
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Die Form der Stigmata des hl. Franz und ihre bildliche Darstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0088

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yeransgegebeii und redigiert von Pfarrer Dchel in St. Ltzristiiia-Ravensbnrg.

Verlag des Rottenbnrgcr Diözesail-Rimstvereiiis;
Koininiffionsverlaa der Dornschen Buchhandlung (Friede. Alber) in Ravensburg.

Or. "

O.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M. 2.— durch die württembergischen, M. 2.20
durch die bayerischen und die Neichspostanstalten, Kronen 2.54 in Oesterreich, FrcS. 3.40 in
der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden auch angenommen von allen Buchhandlungen TQQQ
sowie gegen Einsendung des Betrags direkt von der Dornschen Verlagsbuchhandlung in O *

Ravensburg (Württemberg) zum Preise von M. 2.05 halbjährlich.

DieForm der Äigmata des HI. ^ranz
und ihre bildliche Darstellung.

Von Pfr. G. >u A.

lieber die X a 11 a ch c der Stigmatisie-
rung des hl. Franziskus herrscht wohl
kein begründeter Zweifel mehr; sie ist auch
von den Gegnern christlicher Weltanschau-
ung und katholischer Heiligenverehrung
zugegeben; wunderlich genug ist freilich
die von ihnen beliebte Erklärung der bis
dahin unerhörten Erscheinung; meint
doch einer von ihnen, Franz habe sich die
Male wohl in einem „raptus“') selbst
beigebracht (Zöckler, Aszese), zum deut-
lichen Beiveis, das; er sich nicht die Mühe
gegeben hat, über die Form dieser Male
auch nur eine der Hauptgnellen nach-
zulesen. Solche Male kann man sich nicht
selbst beibringen.

Gerade aber über die Form der Stig-
mata scheint auch in nicht gegnerischen
Kreisen — also bei Katholiken, Geistlichen
und Laien, ja selbst bei Jüngern des
Heiligen, nicht in allweg die richtige Vor-
stellung zu herrschen. Grund hiezu ist
wohl auch, um es gleich zu sagen, die
von der tatsächlichen Form zumeist ab-
weichende bildliche Darstellung der Stig-
mata.

Das römische Brevier selbst spricht nicht
in erwünschter Deutlichkeit von der Form
der Male, wenn es am 4. Oktober er-
zählt, das; der Seraph, der dem Heiligen
auf dem Berg Alverna erschien, seinen
Händen, Füßen und der Seite (!) „vesti-
gia clavorum“ = „Spuren der Nägel"

eindrückte y. Es liegt darin eine doppelte
Undeutlichkeit; denn was die Hände und
Füße betrifft, so kann man sich unter
„vestigia clavorum“ allerdings „Spuren"
der Kreuzignngsnägel denken, aber noch lange
nicht das, ums die Sache nach den Ouellen-
nachrichte» wirklich war; was aber die
Seite und deren Wunde betrifft, so scheint
der Ausdruck entschieden verfehlt zu sein.

Der 17. September, das Fest der Ein-
prägnng der Wundmale, nimmt seine
zweite Noktnrn ans Bonaventnra und
zwar zum größeren Teil aus der Legenda
minor, de stigmatibus sacris lectio 1.
2. 3?), znm kleineren Teil ans der Le-
genda rnaior, de stigm. 8. c. 13.3) Der
Breviertext dieses Tages bezeichnet darum
allerdings die Form der Male anschau-
licher als der des 4. Oktobers, aber gerade
die nähere Beschreibung der Form, Farbe,
der Ansragung, der Gestalt an der oberen
und unteren Fläche an Hand und Fuß
n. s. w., wie sie gerade besonders an-
schaulich in der genannten Legenda mi-
nor, 1. c., sich findet, läßt auch diese
Noktnrn vermissen. So gewinnt auch an
der Hand des Breviers der Leser und
Beter noch nicht die wünschenswerte Kennt-
nis von der eigentlichen Form der Stigmata
des seraphischen Heiligen.

Das Kirchenlexikon von Metzer und
Welte Art. 2 Stigmata y bringt zwar * 4

>) Lectio VI qui eius et manibut et pedi-
bus et lateri vestigia clavorum impressit — der

seinen Händen, Füßen inib der Seite Spuren der
Nägel eindrückte.

-) Ausgabe Quaraccbi 1808, p. 256 ss.
s) Ibid. p. 136 ss.

4) Band XI, S. 814 ff.

') Verzückung.
 
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