Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

DOI Heft:
Nr. 8
DOI Artikel:
Detzel, Heinrich: Das Germanische Museum zu Nürnberg von 1852 bis 1902, [4]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0097
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8(5

tut Dome zu Hildesheim 11. s. w., ge-
laugten als Geschenke des Königs Georg
von Hannover in die Sammlungen. Auch
die Münzsammlung ward vermehrt, tntb
schon im Oktober 1862 hatte die Stadt
Nürnberg eine Anzahl voll Gemälden ans
ihrem Besitze im Germanischen Museum
deponiert. Das größte Verdienst aber
erwarb sich die Stadtverivaltting in dieser
Zeit durch die Abtretung des großen
äußeren Kartäusergartens. Unter den
käuflichen Eriverbnngen dieser Epoche
stehen diejenigen bei der Versteigerung der
Hertelschen Sammlung int Jahre 1864
obenan. Die größte Förderung aber er-
hielt die Anstalt dadurch, daß Anfseß sich er-
bot, gegen eine Abschlagszahlung von
50 000 Mark seine Sammlungen ohne
iveiteren Vorbehalt in das unveräußerliche
Eigentum des Germanischen MnsenntS
übergehen zil lassen.

II!. Das Germanische Musen in

n u t e r A u g n st v o n Esse u w e i n
(1866 bis 1892).

Als zweiten Gründer deS Germanischen
Museums bezeichnet unsere Festschrift mit
sttecht Anguft von Esseuwein. Unter
ihm ist die Schöpfung des Freiherrn von
Anfseß zur schönsten Blüte nnd möglichst!
höchsten Höhe der Vollkommenheit ent-
faltet morden; er hat seine ganze Kraft,
ja seine Lebenskraft, der Anstalt gewidmet
ilnd alle Keime derselben zur reichsten
Entfaltung gebracht. August Ottmar Essen-
wein war am 2. November 1831 zn
Karlsruhe als Sohn eines Registrators
geboren, ivo er auch das Gymnasium ab-
solvierte nnd bis 1851 an der polytech-
nischen Hochschule als Schüler der Pro-
fessoren Hübsch nnd Hochstetter dein Stn- j
dinnt der Baukunst nnd ihrer Geschichte!
oblag. Den Vater hatte er bereits 1833
verloren. Ans ausgedehnten Reisen in
Nord- nnd Süddeutschland, die nur durch j
einen längeren Aufenthalt in Berlin im
Winter 1852 ans 1853 unterbrochen
wurden, schärfte er sodann seinen Blick
für die Schönheit und ernste Größe der
allen Denkmäler, unter denen ihn zunächst
die gotischen, dann aber überwiegend die
romanischen Bauwerke mit ihrer reichen
Ornamentik unwiderstehlich anzogen. Nach-
deut er im Jahre 1855 zn Karlsruhe das '

Staatsexamen iut Baufach gemacht nnd
als erste Frucht seiner Studien ein Werk
über „Norddentschlands Backsteinban im
Mittelalter" veröffentlicht hatte, unter-
nahm er eine Reise durch Holland, Bel-
gien nnd Nordfrankreich nnd machte sich
während eines längeren Aufenthaltes in
Paris mit den Leistungen der Franzosen
ans nrchäologisch-architektonischent Gebiete
bekannt. So sehr ihn nun seine Neigung
tntb seine Studien znr künstlerisch-wissen-
schaftlichen Forschung nnd zn deren Ver-
wertung im Lehramt hinzogen, so sah er
sich doch durch seine Verhältnisse genötigt,
eine ihin angebotene Stelle bei der kaiser-
lich österreichischen Staatseisenbahn-Gesell-
schaft anznnehmen. So wenig diese Stel-
lung seinen Neigungen entsprach, hatte
sie doch für ihn den Vorteil, daß sie ihnt
bei seiner außerordentlichen Arbeitskraft
Zeit zn einer Reihe bedeutender künst-
lerischer nnd knnstgeschichtlicher Leistungen
übrig ließ. Zugleich bot ihm der Anf-
enthalt in Wien die Gelegenheit, mit den
ansgezeichiteten dort lebenden Vertretern
der Kunst- und Kulturgeschichte in den
innigsten nnd förderlichsten Verkehr zn
treten. In seiner Stellung als Jngeitienr
für Hochbauten führte ihit seine Tätigkeit
in den Banat, ivo er im Auftrag seiner
Gesellschaft in Orawiza, Reschitza, Anina,
Dognaczka, Szaszka Kirchen, Amtsgebände
Hallen, Kolonialhäuser baute. Der Ort
Franzdorf wurde ganz von ihm gebaut.

In die gleiche Zeit fallen namentlich
Essenweins zahlreiche, größtenteils von ihm
selbst illustrierte Aufsätze in den „Mit-
teilungen der k. k. Zentralkomntissiou für
Erforschung und Erhaltung der Bandenk-
male", die ihn iit der Baukunst der ver-
schiedensten Gegenden der österreichisch-
nngarischcn Monarchie, Heiligenkrenz bei
Wien, Brünn, Fonisack in Kärnten,
Krakan, Lebeny in Ungarn, Trient, Padna,
Verona n. s. f. durchaus zit Hause zeigen.
Andere dieser Beröffentlichnngen, ivie die
über „Das Prinzip der Vorkragung uitb
der verschiedenen Anwendungen nnd
Formen in der mittelalterlichen Bau-
kunst" (Jahrgang 1861 der Mitteilitngen),
lassen den umfassenden Blick, mit dent er
seine Studien betreibt, deutlich genug er-
kennen, lehren uns neben dein Historiker
auch den Aesthetiker schätzen, während
 
Annotationen