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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

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Nr. 9
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Detzel, Heinrich: Das Germanische Museum zu Nürnberg von 1852 bis 1902, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0111
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99

Bayern und die Stadt Nürnberg die
Kosten der Verwaltung im Betrage von
85 200 M. (jetzt 105 000 M.j; und gegen-
wärtig werden durch das Reich 70 000 M.,
durch Bayern 25 876 und durch die
Stadt Nürnberg 9133 M. beigesteuert.
Die Fortentwicklung der Sammlungen da-
gegen und der weitere „Ausbau der
Kartause" bleibt auch fernerhin der na-
mentlich durch die Pflegschaften organi-
sierten Fürsorge des gesamten deutschen
Volkes überlassen. Das Recht der Be-
amtenernennungen sollte Bayern haben,
und zwar sollten die beiden Direktoren
künftig auf Vorschlag des VerwaltungS-
ausschusses von der Krone, die übrigen
Beamten auf Vorschlag des Direktoriums
von dem K. bayerischen Ministerium des
Innern für Kirchen- und Schulangelegen-
heiten ernannt werden. Die Fi nktionen
und Befugnisse des Verwaltungsausschusses,
in den jedoch sieben Mitglieder, nämlich
je dre.i vom Reiche und dem Staate
Bayern und ein von der Stadt Nürnberg
ernanntes, neu eintraten, blieben fast ge-
nair die gleichen wie bisher. Dagegen
sollte der Lokalausschuß nur noch eine be-
ratende Stimme haben. Die neuen
Satzungen erhielten am 15. Juni 1894
die Allerhöchste Genehmigung.

Am 16. Mai 1894 schritt der Ver-
waltuugsausschnß zur Wahl eines neuen
l. Direktors, und es fiel die Wahl ein-
stimmig ans den Konservator am Bayeri-
schen Nationalmuseum und Privatdozenten
am Polytechnikum in München, Gustav
von Bezold (geb. 1848), in dem sich,
wie in Direktor von Essenwein, der
Architekt mit dem Kunstgelehrten vereinte.
In der einen wie der anderen Eigenschaft
halte er bis dahin dem Staate seine!
Dienste geleistet, in der Kunstgeschichte sich |
insbesondere neben seinem Lehramte und
privaten Arbeiten, wie dem gemeinsam mit
Professor Dehio herausgegebenen Werke >
über die kirchliche Baukunst des Abend-
landes (1884 ff.), durch die Leitung der
bayerischen Jnventarisatiousarbeiten be- j
tätigt. Am 2. Oktober 1894 wurde der
neue Direktor in sein Amt eingeführt,
und er machte sich so gleich frischen Mutes
daran, im Verein mit bem II. Direktor
Bösch das Werk seines Vorgängers zu
höherer Vollendung zu führen.

Bei den stätig und rasch wachsenden
Sammlungen ward auch jetzt wieder die
Raumfrage die erste. Da wurde dann
zunächst ein kleines an das Areal des
Museums anstoßendes Haus an der öst-
lich gelegenen oberen Grasergasse angekauft
und zur Hausmeisterswohnung bestimmt,
während an Stelle der Räume, die der
Hausnleister bis dahin an der Westseite
des Museums innegehabt hatte, ein kleiner
Neubau aufgeführt wurde mit einem ge-
räumigen Saal im Erdgeschoß zur provi-
sorischen Unterbringung des Archivs, zwei
kleineren im ersten Stockwerk, die als
Spielwarenzimmer und Znnfthalle einge-
richtet wurden. Ebenso wurde das Phar-
mazeutische Museunl um zwei niedere
Räume v.rmehrt, in die dann die Material-
Kränterka.n.ier der allen Nürnberger
Sternapotheke mit ihrer aus dem Anfang
des l 8. Jahrhunderts stammenden, na-
mentlich durch einen großen, prächtig ge-
schnitzten Arzneischrank und zahlreiche, mit
kleinen Landschaften sehr flott bemalte
Schubfächer ausgezeichneten Einrichtungen
ihren Einzug hielt. Ganz aus eigenen
Mitteln des Museums ist dann in den
Jahren 1897 bis 1902 an der Südwest-
ecke des Museums der imposante Neubau
entstanden, dessen feierliche Eröffnung zu-
gleich mit dem fünfzigjährigen Jnbiläums-
feste (14. bis 17. Juni 1902) statt-
gesunden hat. Für Bibliothek, Archiv
und Kupferstichkabinett wurden neue Räume
geschaffen durch Ankauf und Umbau des
sogenannten „Königsstiftungshauses", das
dem Mus um nm den Preis von 120 000
Mark abgelassen wurde.

Unter den Erwerbungen für die Samm-
lungen, die seit 1894 von Direktor von
Bezold im Verein mit Direktor Bösch ge-
macht worden sind, sind vor allem die

> zahlreichen „Volksaltertümer" zu nennen;
dazu kommt eine Reihe von Gipsabgüssen,

j wie der von der Pflegschaft Leipzig 1899
gestiftetenWechselburgerKreuzigungsgruppe,
der ans Kosten der Habsburger Stiftung
erworbenen Abgüsse der Grabmäler Kaiser

> Friedrichs III. und seiner Gemahlin Eleo-
nore, des von König Albert von Sachsen
geschenkten Abgusses des Grabmals Fried-
richs des Weisen, des Meisterstücks Peter
Vischers des Jüngern u. s. w. Dazu
kommt eine wertvolle Bereicherung der
 
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