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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

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Nr. 9
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Detzel, Heinrich: Das Germanische Museum zu Nürnberg von 1852 bis 1902, [5]
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0112

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100

Gemäldegalerie, des Archivs, der Münz-
sammlungen u. s. w. Bezüglich des
Kupferstichkabinetts wurde ans das eifrigste
in der Ergänzung namentlich der deutschen
Schulen des 15. und 16. Jahrhunderts
fortgefahren, z. B. auch drei kolorierte
Federzeichnungen Albrecht Dürers, die
Reichsinsignien darstellend, erworben, ferner
eine Handzeichnung Dürers, die hl. Anna
selbdritt darstellend. „An der Spitze der
Förderer unserer Bibliothek dürfen wir
neben Sr. Heiligkeit Papst Leo Xlll., der
die bisher erschienenen Bände des um-
fangreichen Katalogs der Vatikanischen
Bibliothek schenkte, Kaiser Franz Joseph
von Oesterreich als Stifter der ersten Aus-
gabe des Theuerdank (von 1517) nennen."

Diesen kurzen Angaben über die Ent-
wicklung des Germanischen Museums und
seiner Sammlungen während der letzten
zehn Jahre könnte noch die Mitteilung
über die verschiedenen hohen Besuche bei-
gefügt werden, die der Anstalt durch Kaiser
Wilhelm, Prinzregent Luitpold, durch den
deutschen Kronprinzen u. s. w. zu teil
wurden. Die Saat, die vor einem halben
Jahrhundert von Freiherrn von Anfseß
ansgestrent wurde, ist in reichster Segens-
fülle aufgegangen, und daß auch in Zu-
kunft das Germanische Binseuni gedeihen
und blühen wird, dafür bürgen die Männer,
die heute an der Spitze der Anstalt stehen.
Möge dieses bereits zir so großem Reich-
tnnl angewachsene Museum auch von
unfern katholischen Geistlichen beachtet
werden ; es birgt auch eine überaus große
Fülle namentlich kirchlicher Kunst- und
Altertumsgegenstände in sich, deren Be-
sichtigung und Studium den umfassendsten
Einblick in die Kultur- und Kunstgeschichte
zu geben vermögen. Detzel.

Literatur.

C h r i st l i ch e K u n st. Heransgegeben von
der Gesellschaft für christliche Kunst. Biit
erläuterndem Text von S. S tandh ainer.
Serie II und III. München (Karls-
straße 0) 1903.

Von dem obigen neuen Pracht-Lieferungswerk,
das wir bereits angeze igt, sind zwei neue Serie»
erschienen, die sich würdig der ersten anschließen.
Wir wollen nach dem Prospekte noch folgende
Bemerkungen nachtragen: Das Unternehmen un-
terscheidet sich wesentlich von solchen Werken, die

bloß auf allgemein künstlerischer Basis beruhe»,
wie z. B. das Lieferungswerk „Alte Meister"
von Seemann in Leipzig. Unser Unternehuien
will nämlich „in erster Linie einem christlich-reli-
giösen Zwecke dienen, es will religiöse Bilder
von unantastbarer Gediegenheit unter die.Menschen
bringen; es will jene Kunstschätze, die wir de»
befähigtesten Meistern der christlichen Malerei ver-
danken, zum Gemeingut der Gläubigen aller
Lebenskreise machen. Dementsprechend geschieht
die Auswahl nach religiöse!» Rücksichten, aber
unter Wahrung der künstlerischen Prinzipien.
Damit der Zweck erreicht wird, ist neben der
Billigkeit das größte Gewicht auf möglichste Voll-
kommenheit der Reproduktionen gelegt". Jedem
Bilde ist ein Begleitivort beigefügt, das sich auf
kunstgeschichtliche Daten und kurze sachliche Mit-
teilungen und Winke beschränken soll. Seinerzeit
sollen außerdem noch zusammenfassende Erläute-
rungen kunstgeschichtlichen und ästhetischen Inhalts
über alle Bilder gegeben werden. Der Abonnent
erhält also in kurzer Zeit und um einen billigen
Preis eine glänzend illustrierte Geschichte der
christlichen Kunst, die den schätzbaren Vorzug be-
sitzt, daß sie auch dem zeitgenössischen Schaffen
gerecht wird. Die beiden neuen Serien enthalte»
von alten Bildern nur die „Madonna di Tenipi"
von Raffael und die „Heilige Barbara" von
Palma Vecchio. Von neuen Bilder» finden
wir das bekannte „heilige Abendmahl", die „Kreuz-
abnahine" und den „heiligen Georg" von unserem
Landsmann Gebh. Fu gel, Reproduktionen von
größter Vollendung. Von Mart in Feuerstein
sehen wir „die unbefleckte Empfängnis" und „Eva".
Besonders hervorheben möchten wir noch ein
Triptychon „Heilige Nacht" von L. v. Kramer
in München; es enthält reizende Motive. Jede
Lieferung enthält fünf Kunstblätter und eine Kunst-
beilage imb es sollen fünf Lieferungen erscheinen.
Der Preis der Lieferung ist 3 M., jedes Blatt
einzeln kostet 75 Pf., dafür aber erhalten die
Abonnenten etwas künstlerisch durchausGediegenes.

Hiezu eine Ituiistbeilaae:

Dieselbe zeigt eine Kreuzigungsgruppe,
welche der Bildhauer Moriz Schlachter in
Ravensburg nach Afrika in die Stadtpfarrkirche
zu Blida, südlich von der Stadt Algier gelegen,
geliefert hat. Sie ist vom Künstler zuerst mo-
delliert und dann lebensgroß in Lindenholz aus-
geführt morden. Es ist von seiten des Auftrag-
gebers das Thema gestellt ivorden, den Moment
aus dem Kreuzigungsbilde zu gebe», da Christus
das vierte Wort vom Kreuze ruft: „Mein Gott,
mein Gott, warum hast Du mich verlassen!"
(Matth. 97, 40. Mark. 15, 31.) und wir sehen
daher das göttliche Opferlamm gleichsam auf der
Höhe seiner Qualen. Wir verweisen den Leser
statt weiterer Ausführungen auf die herrlichen,
tiefernsten „Kruzifixbetrachtungen", welche unser
Vorgänger in der Redaktion, der sel. Stadtpfarrer
Eugen Keppler in Freudenstndt, wenige Tage
vor seinem Tode in diese Blätter („Archiv" 1896
Nr. 8—10 und 1897 Nr. 5) geschrieben hat, um
zu sehen, wie weit sich unser Meister in jene
Studio hineingedacht hat.

Stuttgart, Vuchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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