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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

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Nr. 11
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Reiter, Joseph: Zu den Bildern der unbefleckten Empfängnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0128

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hätte eingeränmt werden können, sofern er
in seiner Vision das große Zeichen, das mit
der Sonne umkleidete Weib, geschont hat.

Gerne gedenken wir einer Komposition,
welche wir im Regensburger Missale von
1902 gefunden haben. Maria erscheint
als Weib von der Sonne umkleidet: mit
dem linken Fuß, ans welchem eine Rose
ruht, steht sie ans der Erdkugel, mit dem
rechten, welcher ebenfalls eine Rose zeigt,
tritt sic der'Schlange auf den Kopf. Die
Hände der Jungfrau sind etwas erhoben,
um das Haupt der Sternenkrnnz, über
dem Haupte die Taube des heiligen Geistes.
Seitlich oben zwei bekränzte Engel, von
welchen jeder eine Krone hält; Maria zur
Seite der heilige Erzengel Michael mit
dem Flammenschwert und der heilige Erz-
engel Gabriel, welcher in der linken Hand
einen Lilienzwcig trägt, während er die
rechte auf den Brnstschild legt und damit
von seinein AVE die zwei ersten Buch-
staben verdeckt, so daß nur noch das E zu
sehen ist. Der Erzengel Raphael fehlt
mit Recht, da bei Maria nichts zu heilen
ist. „Kein Unheil stiftet hier. Nimmer
vergiftet hier — Der Biß der Schlangen."
Auf der Erdkugel sieht inan drei Erdteile
angedeutet und die Namen: Europa,

Asien, Afrika, Sibirien. Will der Künstler
damit sagen, daß alle Erdteile das Ave
des Erzengels jubeln und der Immaculata
ihre Huldigung darbringen, ähnlich wie
im Jahre 1857 die spanischen Provinzen
bei der großartigen Weihe der bekannten
Gedenksäule im Bilde den Statthalter
Christi für die Erklärung des Glaubens-
artikels der unbefleckten Empfängnis be-
glückwünschten, oder ähnlich, ivie ans dem
Deckengemälde der Ave Maria-Kirche bei
Deggingen die Repräsentanten von vier
Weltteilen die über der Erdkugel schivebende
Jungfrau selig preisen? Oder soll viel-
leicht der Gedanke durchschlagen: auf der
alten Welt Herrschaft der Schlange, und
darum Kälte des Unglaubens und der
Gottlosigkeit?

In dem Hauptfelde unseres Bildes sind
außer bem mit der Sonne umkleideten
Weibe und den vier Engeln eine große
Menge von Sternen und in den kleineren
Feldern die bekannten Symbole: der ver-
schlossene Garten, die versiegelte Quelle,
der brennende Dornbusch, der blühende
Stab Aarons, der Turm Davids und die

Stuttgart, Bnchdruclerei der

Stadt Gottes, welche der höllische Sen-
nacherib vergeblich umlagert hat.

An letzter Stelle betrachten nur das Bild
der Jmmacnlala von Maler Martin Feuer-
stein, welches neulich von der Deutschen
Gesellschaft für christliche Kunst ansgegeben
worden ist (Christliche Kunst, Serie Ul).

Wir haben hier den bekannten Typus:
Maria, „eine edel gedachte, gut empfundene
und wohltuende Gestalt", steht ans der
Mondsichel, die Hände etwas nach oben
ausbreitend, die Haare teilweise nach vorne
herabfließend, um das Haupt der Sterncn-
kranz und über ihm eine Krone, welche
von zwei rotgekleideten Engeln getragen
wird. — „Der Künstler hat bei den
Engeln die rote Farbe gewählt, um das
Bild koloristisch zu bereichern und die
farbige Symmetrie mit einem anderen
Bilde (Eva) herzustellen." Man könnte
indessen das Rot auch als königliche Farbe')
auffassen, welche mit der Krone das König-
tum Mariens darstellen soll. »Auguste
gaudet pnvilegio principis«. Kaiserinnen
und Königinnen entrichten keinen Zoll;
so bezahlte auch die Königin des Himmels
keinen Cündenzoll bei ihrem Eintritt in
das irdische Reich, sie setzt frei und ohne
Belästigung ihren jungfräulichen Fuß über
die Grenze.

Die Engel bei der Immaculata mag
man als Wesen betrachten, welche voll
freudiger Teilnahme der erlauchten Königin
jauchzend entgegenjubeln, uns wollen die-
selben noch die Wahrheit verkündigen: die
Engel haben niemals eine Sünde gehabt,
sie waren in Gottes Gnade erschaffen,
darum mußte auch die Königin der Engel
von Anfang an in fleckenloser Reinheit
strahlen — über alle Engel rein — Gott
allein kann größer sein!

Wenn nur früher bemerkten, daß der
Typus der wunderbaren Medaille, welche
die barmherzige Schwester Katharina La-
bonre im Aufträge der seligsten Jungfrau
prägen ließ, vom heiligen Stuhle nicht
approbiert sei, so dürfte das kaum mehr
ganz zutreffen, seitdem in das Römische
Brevier ein Officium Manifestationis
Immaculatee Virginia a Sacro numis-
mate (27. November) ausgenommen wor-
den ist.

") Not das Gewand der apokalyptischen Frau
in dein „Lustgarten" der Herrad v. Landsperg.

M.-Scs. „Deutsches BolkMatt».
 
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