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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

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Nr. 12
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurierte Kirchen, [25]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0131

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ljeransgegebe» und redigiert von Pfarrer Dehol i» St. Lkristina-Raveiisbnra.

Verlag des Rottenburger Viözesan-Aiinstvereins;
Aommissionsverlcia der Dornschen Buchhandlung (Friedr. Illber) iu Ravensburg.

Or. 12.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M. 2.— durch die württembergischen, M. 2.20
durch die bayerischen und die NeichSyostanstalten, Kronen 2.54 in Oesterreich. FrcS. I.40 in
der Schweiz zu beziehen. Vestellnngen iverden nnch angenommen von allen Buchhandlungen
sowie gegen Cinsendnng des Betrags direkt von der Dornschen Verlagsbuchhandlung in
NavenSbnrg (Württemberg) zum Preise von M. 2.05 halbjährlich.

1903.

(Ein Gang durch restaurierte
Kirchen.

Von Pfarrer Detzel.

(Fortsetzung.)

Eine Hauptzierde hat die renovierte
Kirche iu D i s ch i u g e n besonders in den
neuen Fenstern erhalten, die mit G l a s -
gern äld en ans der Tiroler Glasmalerei-
anstalt geschmückt worden sind.

Es erhob sich hier die doppelte Frage:
sollen in dieser Rokokokirche überhaupt
Glasmalereien angebracht werden und
wird dadurch nicht ein Hanptcharakter der
Stileigentümlichkeit, die Helligkeit derKirche,
leiden? Man hört mitunter die Ansicht
anssprechen, daß in die Kirchen der Spät-
stile keine Glasiitalereien gehören, weil
jene Zeit auch keine solche angebracht und
weil solche der Hanpteigenschaft dieser
Kirchen, dem lichten, hellen Charakter des
Barock und Rokoko widersprechen, indeiit
sie die Kirchen verdunkeln. Daß jene Zeit
keine Glasmalerei angebracht, hat seinen
Grund darin, weil im 17. und 18. Jahr-
hundert die kirchliche Glasmalerei voll-
ständig zu Grunde gegangen ist; es wur-
den in dieser Zeit überhaupt keine farbigen
Gläser mehr verwendet und sogar die
Kenntnis der Bereitung des Farbenglases
geriet in Vergessenheit. Erst Michael
Sigismund Frank, geb. 1770 zu Nürn-
berg, hatte den hingebenden, unverdrosse-
nen und ansdanernden Mut, an der
Wiedererstehnng der alten Glasmalerei zr>
arbeiten. Zuerst Dosenlackierer, dann
Porzellanmaler, wollte es der Zufall, daß
unser Künstler sich eines Tages im Ge-
wölbe des Nürnberger Glasermeisters

j Wirth befand, als diesem ein reisender
Engländer für eiilige Scheiben alter Glas-
gemälde. eine namhafte Summe anszahlte.
Dieser Vorfall und Wirths hingeworfene
- Aenßernng, daß Nnhm und Reichtum bem
Wiederanfbringer der alten Glasschmelzerei
gewiß seien, reizten Franks Aufmerksam-
keit, und er ging sogleich ans Werk und
machte jahrelang die kostspieligsten Er-
perimeute, bis es ihm 1804 gelang, einige,
wenn auch itiivollkommene Glasmalereien
herznstellen. Er dehnte seine Versuche
immer weiter aits.

Nachdem er vier Jahre hindurch vom
Fürsten von Wallerstein beschäftigt worden
war, wurde er 1818 vom König in
München als Glasmaler angestellt. Mit
dem Regierungsantritt König Ludwig 1.
1825 beginnt nun die eigentliche Ge-
schichte der neueren Glasmalerei. Er er-
richtete ein eigenes Institut für Glas-
malerei und beschäftigte es Jahrzehnte
hindurch. Diese königliche Glasmalerei
zit München ist als die Mnsteranstalt der
gesamten neuen Glasmalerei zu betrachten.
Es entstanden nach und nach verschiedene
Gläsmalereianstalten und das 19. Jahr-
hundert hat gerade in diesem Knnstzweige
Großartiges geleistet. Es hat nicht nur
die verloren gegangene Technik der älteren
. Glasmalerei wieder gefunden und ist
darin Schritt für Schritt vorwärts ge-
drnngen, sondern es hat auch die tech-
' nische Fertigkeit, die in der sogen. Kabinetts-
glasmalerei liegt, auf die Kirchen-
fenster der Spätstile zu übertragen
gelernt; man versteht jetzt in allen Farben
und Tönen Ueberfanggläser herznstellen
und durch die reichliche Anwendung des
 
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