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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 21.1903

DOI issue:
Nr. 12
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurierte Kirchen, [25]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15936#0133

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119

Markt Dischin gen zu einem Gottes-
Hause wieder neu erstanden, das neben
der Klosterkirche zu Neresheim zu dein
sehenswertesten auf dein Härdtsfelde ge-
hört und es ist kein geringes Verdienst
des Herrn Pfarrers Hirsch und seiner
so opferwilligen Gemeinde, eine solche
Zierde im Hanse Gottes ermöglicht zu
haben.

22. Deuchelried bei Wangen i. Allgäu.

lieber die Restauration dieser Kirche,
welche im Sommer 1895 begonnen hat,
sendet uns Herr Pfarrer C. L u p b e r g e r
folgende Notizen, die wir hier wörtlich
wiedergeben:

Patron der Kirche ist der hl. Petrus,
Nebenpatron der hl. Markus. Das
Patronatsrecht hatte bis 1.608 das Kloster
St. Gallen und bis znm Reichsdepnta-
tionshanptschluß anno 1803 die Stadt
Wangen.

lieber die Zeit der Erbauung unserer
Kirche finden sich keine urkundlichen Nach-
richten. Doch geht aus einer im Stadt-
archiv zu Wangen befindlichen Urkunde
vom Jahr 1348 hervor, daß bereits um
diese Zeit dahier ein Gotteshaus bestan-
den hat. Nach dieser absolviert Bischof
Ulrich von Konstanz alle Anhänger Kaiser
Ludwigs des Bayern sowohl in der Stadt
Wangen als in deren Filial Deuchelried,
ivo eine Kirche oder Kapelle war (in villa,
ecclesia seu capella dihtelriet) vom kirch-
lichen Banne. Wenn aber über dem
Portal der Sakristei die Jahrzahl 1467
angebracht ist, eine Inschrift, welche nach
einer Notiz im Guttäterbuch am äußeren
Strebepfeiler rechts von der Kanzel an-
gebracht sein soll, jetzt aber durch Verputz
verdeckt ist, so wird sich diese Zahl wohl
auf den Bau des jetzigen Chores beziehen,
der von demselben Meister hergestellt wurde,
der den Bau des Chores und der Kirche
ein Jahr später in Wangen ausführte,
denn das Netzgewölbe in beiden Kirchen
weist ans denselben Baumeister hin.

Veränderungen erlitt die Kirche später
durch Verlängerung des Schiffes und durch
Aufstellung drei neuer Altäre im Barock-
stil, welche 1663 durch den Konstanzer
Weihbischof Johann Georg Sigismund
konsekriert wurden. In den 50er Jahren
des letzten Jahrhunderts wurde die Kirche

ausgemalt: das gotische Netzgewölbe des
Chores blau angestrichen und mit golde-
nen Sternen verziert, wie es damals
Mode war, das Schiff mit der Malerei
einer ganz unästhetischen Engelsfigur ver-
sehen und dazu armselige Ornamente in
langweiligen Flächen gestrichen.

So machte die Kirche einen unfreund-
lichen Eindruck, insbesondere litt darunter
der schöne Chor. Als dem dermaligen
Ortspfarrer das ansehnliche Legat der
Witwe Joseph« Leonhart im Betrage von
12 000 M. zugefallen war, wurde die
Restauration der Kirche in Angriff ge-,
nommen und die Leitung derselben dem
Vorstand des Diözesankunstvereins über-
tragen. Die vorgelegten Pläne fanden
durch Erlaß des Bischöflichen Ordinariats
vom 24. Mai 1895 ihre Genehmigung.

Da die Kirche im Chor gotisch war,
in den Altären, Kanzel, Beichtstuhl, Kom-
muniongitter und Chorgestühl Barock- und
Zopfstil anfwies, so war die Hauptfrage
bei der Restauration: soll einheitlich, das
heißt im gotischen Stil restauriert werden?
Diese Frage wäre bei entsprechende»
Geldmitteln zu Gunsten des gotischen
Stils gelöst worden. Allein bei den vor-
handenen beschränkten Mitteln konnte es
sich nicht darum handeln, sondern darum:
was soll erhalten und was soll entfernt
werden? Daß die ganze Kirche eine andere
und bessere Bemalung erfordere, war selbst-
verständlich. In Frage kamen namentlich
der Hochaltar, das Chorgestühl und die
Kanzel. Der Hochaltar vom Jahr 1663
zeigte edle Verhältnisse und hatte ein gutes
Rosenkrauzgemälde vom f Maler Jacob,
damals in Jsny, gest. in Ravensburg.
Das Chorgestühl vom Jahre 1687 war
in den Formen der deutschen Renaissance
gehalten, etwas nüchtern, aber doch nicht
der Entfernung wert; die Kanzel aus
derselben Zeit imponiert durch den präch-
tigen Aufbau des Schalldeckels. Nach
längerer Beratung kam man zu dem Ent-
schlüsse, den Hochaltar, das Chorgestühl
und die Kanzel zu belassen und nur fassen
zu lassen, weil sie als tüchtige Erzeugnisse
der christlichen Kunst der Erbauung keinen
Eintrag tun konnten, dagegen die zopfigen
zwei Nebenaltäre durch neue entsprechend
dem Stile des Hochaltars zu ersetzen.

Im Sommer 1895 wurde, nachdem
 
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