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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 22.1904

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Nr. 8
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Gassenmeyr, ...: Paramentenpracht in deutschen Franziskanerkonventen und der Kampf gegen sie: aus der Chronik eines Minoriten
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurierte Kirchen, [28]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15937#0096

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skandalisiert — Protest mit de» Worte»:
„Seit um»» ist es ge ge» Euer Statut,
die Schmnckgegenstände, die unsere Vor-
fahre» a» ihre»»»d u»scr» Meßgewänder»
gestiftet, zu trage» ! Gebt sie also zurück,
die ganze» Meßgewänder, »nd wir werde»
schon Leute finde», ivelche sie zu Ehre» Gottes
trage» »'erden!" Das wirkte — die clypei
wurde» wieder n» de» Casel» angebracht.
Man sieht auch hieraus, wer de» Franzis-
kaner» de» angeblich ihr Armutsgelübde
verletzende» kostbare» Paranientenschninck
gegeben hat — es ware» Laien.

Der Konvent von Basel hatte unter-
dessen einen energischen Protest an Johannes
Philip;» eingesandt, in welchem er sagte,
jener strikte Befehl, die vier genannten
Kultgegcnstände, weil sie anerkannter-
niaßen überflüssig, kostspielig nnd der Er-
habenheit der Franziskanerprofeß unwürdig
seien, abzuschaffen, habe ihn sehr betrübt,
nnd er sei nicht in der Lage, dem Befehl
nachzukoinmen, auch sei die Form des Be-
fehls viel zn rigoros.

Der Generalvikar antwortete dahin:
Die Worte, die Ihr mir schreibt, hättet Ihr
nicht einmal denken, geschweige denn Vor-
bringen und zur Tat werden lassen sollen —
demütig gehorchen hättet Ihr sollen —
dann hättet Ihr ein Verdienst des Ge-
horsams , kein Skandal»!» wäre ent-
standen , vielmehr ein hocherbanliches
Exeniplnm. lind wenn Ihr Euch wun-
dert über die rigorose Form des Befehls
nämlich die Androhung der Exkommuni-
kation I. 8. — ein fulgur, der doch in
keinem Verhältnis stehe zu dieser Sache
— so hättet Ihr vielmehr Euch darüber
»»Indern sollen, daß Ihr selbst so lange
ungehorsam gewesen seid der Regel gegen-
über und den Deklarationen, welche die
Zurückschneidung aller derartigen Ueber-
flüssigkeiten in Knltgegenständen strikte
anordnen. Doch, schließt er, will ich Euch
nicht ohne Trost lassen und lasse die
Milderung eintreten. Die ersten drei
Punkte müssen befolgt werden: das sil-
berne Rauchfaß, die zwölf silbernen
Schilde und die eine der silbernen
Monstranzen müssen bis Pfingsten weg-
gegeben, mindestens auseinander genommen
iverdeu, und dies befehle ich ans speziell
mir vom Papst gegebener Ermächtigung.

Was die cappae (Ranch-Chormäntel)

betrifft, so bestimme ich, nachdem ich mehrere
Berichte, mündliche nnd schriftliche, cin-
geholt habe, daß Ihr drei von den besseren
behalten dürft — pro processionibus
corporis Christi et Rogationum — also
bei theophorischen Prozessionen und bei
der Bittwoche. Die andern sollt Ihr
weggeben oder in andere Paramente ver-
arbeiten. Er fügt hinzu, es sei seine
Pflicht, so vorzngehen um des Geistes der
Armut im Orden willen, er ernte per-
sönlich, wie er wohl wisse, nur Trübsal
und Beängstigung dafür — aber er müsse
die bösen Kenne ausrotten, wenn er nicht
selbst verloren gehen wolle.

Der Konvent von Basel scheint sich in
dieses Verdikt gefügt zu haben, wohl mit
der gleichen bitteren Miene und dem
gleichen Kopfschütteln, das der Minorit
Glaßberger in seiner oben angefügten Be-
trachtung so drastisch zum Ausdruck brachte.
Knnstbefördernd war ein solches Vorgehen
jedenfalls nicht. — Doch die „Armut"
galt ja über alles.

Ailingen. Prof. Dr. Gassenmeyr.

cLin Gang durch restaurierte
Kirchen.

Von Pfarrer Detzel.

(Fortsetzung.)

26. Hörbranz in Vorarlberg.

Wir haben im „Archiv" 1902 Nr. 6
von dein herrlichen Bilde „Mariä Ver-
kündigung" in dieser Kirche gehandelt und
zugleich eine Abbildung desselben gebracht.
Nun ist auch diese Kirche einer vollstän-
digen Renovation unterworfen worden nnd
zwar unter Leitung unseres Diözesan-
knnstvereins, weshalb wir hier eine An-
zeige dieser Restauration bringen.

Der in schöner, fruchtbarer Gegend ge-
legene Pfarrort Hörbranz hatte früher
kirchlich zn der eine Wegstunde entfernten
Stadtpfarrei Bregenz gehört und ivurde
erst iin Jahre 1756 durch Konfirmation
seitens des Bischöflichen Generalvikariats
Konstanz zn einer eigenen Pfarrei erhoben.')
Schon vor dem Jahre 1477 bestand hier

') Bgl. Topographisch-historische Beschrei-
bung des Generalvikariats Vorarl-
berg. Von Ludwig Rapp, fürstbischöfl. geistl.
Rat von Brixen. Brixen 1897. Ul. Bd. UI. Heft
S. 230 ff.
 
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