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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 22.1904

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Nr. 11
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Schermann, Theodor: Taufdarstellungen und -symbole der alten Kirche, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15937#0126

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weitaus den ersten Rang ein. Ihre Aus-
schmückung schildert der Biograph des sie
erbauenden Papstes Silvester I. (314 bis
335) Anastasius in lebhaften Farben.
Papst Hilarius (461 — 468) ließ daran
anstoßend eine Kapelle zu Ehren des hl.
Johannes Vaptista erbauen. Leider ist
das Gegenstück zn diesem Baptisterium,
jenes der alten St. P e t e r s kir ch e, ver-
schwunden. Nach dem Zeugnisse einer ^yii-
schrift') ließ Papst Damasns (366—384)
am nördlichen Qnerarme der Basilika das-
selbe erbauen und der Stadtpräfekt von
Rom Longinianus und dessen Gemahlin
Anastasia am Boden und Wänden mit
Marmor und Mosaiken schmücken. Offenbar
beziehen sich Wranf zwei Epigramme,
welche Papst Damasns fälschlich znge-
schricben werden^). Aus beiu zweiten Ge-
dicht läßt sich in etwa, falls dasselbe die
Dekoration beschreibt, einiges für unfern
Zweck entnehmen: dargestellt war wohl
der pastor bonus mit den Schafen und
ein mit Edelsteinen besetztes Kreuz.

Einen Einblick in die Ausschmückung der
östlichen Baptisterien Griechenlands
und Syriens gewährt uns das zu Beginn
des 5. Jahrhunderts erbaute Baptisterium
der ecclesia Ursiana zu Ravenna und
jenes dem 6. Jahrhundert angehörende
zu Neapel"). Beide Städte unterstanden
in hervorragendem Maße orientalischem
Einflüsse in Liturgie und Kunst. Während
Ravenna der eigentliche Ueberleitnngspnukt
orientalischer Kunst für Norditalien und
Frankreich gelten darf, hatte Neapel den
Beruf, das Zentrum des christlichen Groß-
griechenlands zu bilden. Die überaus
reiche Ausschmückung dieser beiden Tauf-
kirchen zeugt von orientalischer Pracht.
Einen Seitenblick ans die Dekoration eines
häretischen Baptisteriums gewährt uns die
Taufkapelle der Arianer zu Ravenna,
während bei den arianischcn Kirchen Roms
ans dem 5. Jahrhundert S. Agata bet
Goti nnd S. Severino sich keine Baptisterien
befanden^).

') Marucchi S. 40; Kirsch, Nöm. Quartalschr.
IV, 120; de Rossi, Bullet, di archeol. crist.
1877, 8.

a) M. Jlun, Damasi Epigrammata, Lips.
1895, 76; ep. 72 tutb 73.

s) Rogers, Baplism and Christian Archaeo-
logy in Studia Bibi, et Eccl. V, 316—332.

4) M. J. Zeiller, Les Eglises ariennes de

Als zweite Quellen kommen die sakra-
mentalen Darstellungen der Katakomben
in betracht. Es ist ein Wagnis, in den
Katakomben sakramente Symbole in den
Gemälden oder an Sarkophagen nachzu-
weisen, wo heutzutage der sepnlkrale Cha-
rakter dieser Bilder besonders betont wird.
Aber gerade den ersten 3 Jahrhunderten,
wo der unmittelbare Impuls der Lehre
der Apostel nachwirkte, wo noch die Aus-
übung der christlichen Religion als staats-
gefährlich geahndet wurde, wo die gnosti-
schen Häretiker der Christengemeinde so
sehr znsetzten, wo die Geheimdisziplin aller
Gläubigen Interesse in Anspruch nahm
und die Sakramente als jene göttlichen
Einrichtungen so deutlich zu Herzen sprachen,
welche die alltäglichen menschlichen Schwä-
chen und Beängstigungen anfwiegten, muß
neben der rein sepnlkralen Bedeutung der
Symbole und Darstellungen auch ein all-
gemein für die lebende Christengemeinde
sprechender Sinn zugelassen werden, muß
auch in den Bildern ein Mahn- und Auf-
mnnterungsruf gelegen sein: Betrachte hier
deine Gnadenmittel, welche dich über die
Nöten und Gefahren der Zeit hinwegsetzen
und dafür dir eine pax post victoriam
in Aussicht stellen.

In dieser Zeit, wo der Gehalt der christ-
lichen Lehre den Gläubigen alles war, war
auch die Symbolik am meisten entwickelt
und lieferte die reichhaltigsten Darstellungen.
Wenn wir gerade in den ältesten Zeiten
ganze Zyklen sakramentaler Symbole der
Taufe und der Eucharistie in einer Kapelle
vereinigt finden, so darf an dem sakra-
mentalen Charakter nicht mehr gezweifelt
werden. Lassen nun manche Bilder einen
mehrfachen Sinn zu, oder hat gar in späterer
Zeit eine Darstellung eine rein sepnlkrale Be-
deutung erlangt, so ist daraus noch kein
Schluß zu ziehen auf die Bedeutung des-
selben Sujets früherer Jahrhunderte. Mit
der Friedensperiode des 4. Jahrhunderts
verflachte sich überhaupt die christliche
Symbolik, sie wird ärmer an Bildern
und entkleidet sich ganz und gar ihrer
früheren Einfachheit.

Diese Symbolik der Taufe in den Kata-
komben bedarf nun eines Stützpunktes in

Rome a l’^poque de la domination gothique
in Melanges d’archeol. et d’hist. XXIV, Paris
1904, 17 ff.
 
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