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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 22.1904

DOI Heft:
Nr. 11
DOI Artikel:
Schermann, Theodor: Taufdarstellungen und -symbole der alten Kirche, [1]
DOI Artikel:
Rohr, Ignaz: Die "große Berliner Kunstausstellung" und die christliche Kirche, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15937#0130

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10(i

„wegen der Schwierigkeiten der Menge
der hier auftreteuden Figuren",') nwhl
aber in der Sarkophagskulptur und zwar
in solch reicher Ausstattung und technischer
Komposition, daß man unmittelbar an
heidnische Vorbilder, an die Darstellung
von Wettkämpfen und Schlachten auf
Sarkophagen, erinnert wird. Ine ganzen
hat Garrncci zwölf Nummern ans Sarko-
phagen ausfindig gemacht.

Das vierte Symbol: M o s e s v e r si't ß t
das Wasser des Flusses M e r r h a,
scheint sich in der christlichen Kunst auch
nicht vorznsinden und wurde offenbar-
ganz und gar durch das Quellwund er
verdrängt. Nach Wilpert kann dieser
Darstellung ein zweifacher Sinn unterlegt
werden. Der erste entspricht der tatsäch-
lichen Begebenheit. Die Israeliten wur-
den in der Wüste durch Erfrischung mit
Wasser vor dem leiblichen Tode bewahrt,
so bewahre Gott die Seele des Verstor-
benen durch Erfrischung mit seiner Gnade
unb Barmherzigkeit vor dem ewigen
Tode. Der zweite Sinn ist der sakra-
mentale, als Symbol der Taufe. Jeder-
man» wird in diesenr Falle der sepnlkralen
Erklärnngsweise den Vorzug einränmen.
Dennoch überzeugt uns Wilpert durch seine
Beobachtungen von der Nichtigkeit der
letzteren Deutung, wobei wiederum das
Hauptgewicht auf das dem Felsen ent-
springende Wasser fällt. Das Kriterium
für die sakramentale Auffassung liegt in
der Gruppierung dieses Bildes mit andern
Scenen. So oft das Quellivundcr gegen-
über der Brotvermehrung oder einer eucha-
ristischen Darstellung zu stehen kommt, ist !
darin immer die Taufe dargestellt. „In
der capLiln greca der Katakombe der
hl. Priscilla und einer der Sakraments-
kapellen von S. Callisto leitet das Quell-
wunder die Darstellungen der Taufe ein;
in einer andern Sakramentskapelle ist es
so nahe an den Fischer gerückt, daß der
letztere den Fisch aus dem Wasser, welches
beut Felsen entspringt, herauszieht." Wir
dürfen daher annehmen, daß wir es in den
ältesten Darstellungen bis zum 3. Jahr-
hundert mit einem Taufsymbol zu tun
haben, während in späterer Zeit, insbe-

') De Waal, Artikel Meer in Kraus 91. E.
II, 388.

sondere an den Sarkophagreliefs der sepnl-
krale Sinn überwiegt, ja wohl einzig zu-
lässig ist.

Ich schaute mir die meisten der 68 Dar-
stellungen durch unter dem Verdacht, es
möchte wohl auch die eine oder die andere
sich darunter befinden, welche Moses die
Wellen zerteilend oder das Bitterwasser-
süß machend darstelle. Denn Moses mit
bem Stab in der Hand befände sich ja
auf jeder dieser Scenen, einzig und allein
kommt es auf den Felsen und den Fluß
des Wassers an. In der Tat glaube ich
in der von Wilpert an 18. Stelle vor-
geführten Zeichnung ans dem Anfang des
4. Jahrhunderts in S. Domitilla den
Durchzug der Israeliten durch das Note
Meer erblicken zu dürfen. Die beiden
turmartigen Bauten sind wohl nichts an-
deres als die Wogen, welche sich zu beiden
Seiten anftürmten. Der Felsen, den
Wilpert als oben abgeschlossen und iso-
liert schildert, dürfte die Wolkensänle
vertreten; denn der Fels erscheint durch-
sichtig und in Bewegung; auch sieht man
kein Wasser von dem Felsen herab-
fließen. Der freudig erregte Israelit ist
Repräsentant des ganzen geretteten Volkes.
Auch in andern Bildern, welche bis jetzt als
Quellwunder betrachtet wurden, möchte ich
den Durchzug der Israeliten erkennen, so
vielleicht in jener Darstellung in der Kata-
kombe der Vigna Massimo (Nr. 32), wo der
„Schneemann" die Wolkensäule zu sein
scheint, ebenso in dem Gemälde derKatakombe
der hl. Cyriaka (Nr. 43) mit dem turm-
artigen Bau. Diese Darstellungen unter-
scheiden sich in ihrer Einfachheit wesent-
lich von jenen der Sarkophagreliefs, auf
denen Pharao mit seinem Heere von den
Wellen verschlungen wird, während das
israelitische Volk am Ufer steht.

(Schluß folgt.)

Die „große Berliner Rnnstansstel-
lung" und die christliche Riliist.

Non Prof. Dr. I. Rohr in Breslau.

(Schluß.)

Und nun die religiöse, oder vielmehr
christliche Kunst im engeren Sinn. Ich
möchte hier Nr. 90 von A. v. Brandis
„Siehe ich bin bei Euch alle Tage", und
Nr. 1017 von A. H. Schram »Conso-
 
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