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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 22.1904

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Nr. 12
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Schermann, Theodor: Taufdarstellungen und -symbole der alten Kirche, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15937#0142

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trachten das Vorhaben des Gichtbrnchigen,
sich ins Wasser zn begeben, als geschehen und
erblicken in der Scene dann so ein Symbol
der Tanfe. Die Darstellung befindet sich
zivischen Tanfscenen in einer der Sakra-
mentskapellen von S. Callisto; andere dieser
Bilder (im ganzen fünf) verraten durch
andere Zeichen, daß der Künstler damit
ein Taufsymbol darstellen wollte. In allen
trägt der Gesundete sein Bett auf dem
Rücken, und zwar meistens, ohne daß
Christus dabeisteht. Es war also nur
darum zu tun, die Wirkung des Wunders
-zu zeigen, welche «n ihm Christus, an
andern aber das bewegte Wasser hervor-
brachte. Die Wirkung n>ar dieselbe: „Siehe,
du bist gesund geworden, sündige nun nicht
mehr", was ja als Folge der Tanfe ebenso
gedeutet werden kann. Es wird aber der
Gichtbrüchige wirklich als Neophyt geradezu
gekennzeichnet, indem er ohne Kleider ge-
zeichnet ist.

Die Symbolik der Unterredung
Christi mit der Samariterin am
Jakobsbrun neu (Joh. 4, 14), welche
Cyprian als Taufsymbol erwähnt, ist an-
gegeben in den Worten Jesu: „Wer von
dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben
werde, den wird nicht mehr dürste» in
Ewigkeit, sondern das Wasser, das ich ihm
geben werde, wird in ihm zur Wasser-
guelle, die ins ewige Leben sortströmt."
Wilpert (die Malereien 425) ersieht darin
nur die Bitte um Aufnahme des Verstor-
benen in die Seligkeit und eine Parallele
zur Dinokrates-Erzählnng in den Akten
der Heiligen Perpetua und Felicitas. Die
hl. Perpetua sah in einer Vision ihren
verstorbenen Bruder Dinokrates in Peinen,
worin er an einem Brunnen stehend
Durst litt. Ans das Gebet der hl. Per-
petua hin wurde er von seinen Qualen
befreit, und während sie ans der Folter
gemartert wurde, sah sie ihn znm zweiten-
mal, aber „mit weißem Körper, schön ge-
kleidet und erfrischt". An diese Erzählung
schließt Wilpert auch die Deutung der
Samariterin an, offenbar durch die Brun-
nenscene dazu bewogen. Ich glaube, in
den ersten drei Jahrhunderten an dem
Taufsymbol festhallen zu sollen; denn beide
vorhandenen Darstellungen befinden sich in
einem Zyklus von Gemälden, welche nur
sakramentale Bedeutung haben. Das eine

befindet sich in einer Sakramentskapelle
des zweiten Jahrhunderts in S. Callisto,
wo als Gegenstück ein offenkundiges Tauf-
symbol, das Quellwunder, erscheint. Das
zweite Bild in S. Domitilla gehört dem
3. Jahrhundert an und war gegenüber
dein eucharistischen Symbol der Brotver-
mehrung. Wilpert stellte selbst den Grund-
satz auf, daß in geschlossenen Zyklen, in
welchen einige Bilder sakramentalen Cha-
rakter haben, alle so zn deuten sind. Es
bleibt daher unerklärlich, warum er nicht
dieser nur in zwei Exemplaren, und zwar in
einem sakramentalen Bilderkreis, vorkom-
menden und als solches Symbol bezeugten
Darstellung eine so gezwungene Deutung
zu teil werden läßt. Nicht umsonst findet
sie sich in Mosaik auch im Baptisterium
zn Neapel.')

Ein nentestamentliches Symbol, das im
Aufträge des Herrn (Luk. 5,10) an Petrus:
Fürchte dich nicht, von nun an wirst du
Menschen fangen, begründet liegt, ist das
Symbol des e v a ngel isch en Fi s chers,
welches durch Ttrtulian de bapt. c. 1,
durch Optatus adv. Parmenam 1. III
c. 2, Didymos (Migne P. gr. 39, 521)
in so einfacher Weise erklärt wird: „wir
sind Fischlein gemäß dem lyßvc, Jesus
Christus, im Wasser wiedergeboren". Es
ist das erste Taufsymbol, das in den Kata-
komben vorkommt und zwar ans prak-
tischen Gründen. Da die heidnischen
Dekorationsmaler dieses Bild, in welchem
ein mit Perizoma bekleideter Mann am
Ufer sitzt und gerade im Begriffe ist, Fische
aus dein Wasser zn ziehen, gerne zur Aus-
schmückung von Zimmern verwendeten, so
erklärt es sich leicht, daß gerade in der-
jenigen Region der Katakomben, welche
am leichtesten beut Besuch der Heiden
offen stand, nämlich jener am Eingänge,
solche Symbole angebracht waren, welche
von den Heiden herübergenommen, christ-
liche Wahrheiten enthalten und darstellen
konnten. Ein solcher Fall liegt in bem
Flavierknbikulnm der Domitillakatakombe
vor. Wilpert (die Malereien S. 263)
glaubt zwar, daß das Bild reines Deko-
rationsstück war, da ringsum nur Stücke
zur Verzierung sich vorfänden und der

i) Kraus, Artikel Samariterin in Kraus R. E-
II 714.
 
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