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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 22.1904

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Nr. 12
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Schermann, Theodor: Taufdarstellungen und -symbole der alten Kirche, [2]
DOI Artikel:
Bach, Max: Hans Multscher in neuer Beleuchtung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15937#0143

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119

Maler ohne jede christliche Symbolik den
Fischer gezeichnet habe. Das Bild gehört
der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts
an. Aber gerade ans km angegebenen
Grunde, der Geheimhaltung vor den Heiden
und ans der Entstehungszeit ist in dem
heidnischen Symbolstück ein christlicher Ge-
danke nicht auszuschließen. Hat ja selbst
noch im 3. Jahrhundert in derselben
Galerie der Maler heidnische Bilder, Amor
und Psyche, dargestellt, nicht bloß um auf
heidnische Darstellungen zurückzugreifen,
sondern um gegenüber den Heiden Vorsicht
zu üben. Die zwei anderen Fischerscenen,
ein Jahrhundert später, am Schlüsse des
zweiten, befinden sich in einer Umgebung,
in welcher jede andere Deutung als ein
Symbol der Taufe ausgeschlossen ist; in
nächster Nähe ist das Quellwunder des
Moses, der Gichtbrüchige, die Taufe Jesu
dargestellt, in den schon genannten Sakra-
mentskapellen von S. Callisto. Die Sym-
bolik des Fisches allein hatte teilweise die
landschaftliche Fischerscene in späterer Zeit
verdrängt.

In den Mosaiken der Baptisterien sind
auch ganze Gruppen von Zyklen ange-
bracht'); so hat das Baptisterinnt zu
Ravenna über jeder Nische eine aus je
drei kleinen Figürchen bestehende Gruppe
in Stuck: Daniel in der Löwcngrnbe,
Christus zwischen den Apostelfürsten, einen
Jüngling ans einem Drachen uub einem
Löwen, Jonas mit dem Seeungetüm. Das
Baptisterium ju Neapel hat zahlreiche zu
zweien neben eine Fruchtschale gestellte
Vögel, das Monogramm Christi mit acht
Scene» ans dem Leben Christi, worunter
die Verwandlung von Wasser und Wein
zu Kana, die Verheißung Christi an die
Samariterin, die Gesetzesübergabe an
Petrus.

4. Hiemit sind wir bei jenen Taufsym-
bolen angelangt, welche nicht mehr in
ganzen Bildern dargestellt werden, in
die Deutung von Personen und Tieren
hinein gelegt werden. Au den Wänden
der Baptisterien zu Ravenna, sondern in
Mosaik die zwölf Apostel, reich verzierte
Throne und Sessel, auf denen das Evange-

') St. Beissel, Bilder aus der Geschichte der
altchristl. Kunst und Liturgie i» Italien, Freib.
1899, 286 ff.

lienbuch lag, die Propheten, Bischöfe,
Rollen haltend, in Stuck angebracht, als
die Verkündiger der Glaubenswahrheiteil.
Mehr von Interesse sind jene Symbole,
welche der Tierwelt entnommen sind. Teils
hat der Psysiologns in seiner symbolischen
Sprache, teils ein Psalmvers hiezil Anlaß
geboten. In dem Baptisterium des Late-
ran spendete ein goldenes Lamm Wasser,
während sieben silberne Hirsche um den
Tanfbrnnnen standen. Im Baptisterinnt
Ursianum zu Ravenna befand sich als
Stückarbeit oberhalb der Nischen ein mit
Trauben gefüllter Korb, dem sich Tauben,
Pfauen, Hähne, Hasen und ähnliche Tiere
nahen, ein Berg mit einem Kreuze und
I zwei Schafen, ein Baum mit zwölf Löwen,

! eine Vase mit zwei Hirschen.

Ich stelle die Tiersymbole der alten
Kirche alphabetisch zusammen:

1. Der Adler geinäß Ps. 102, 5: deine
Jugend erneuert sich wie die eines Adlers;
Jsai. 40, 31: die ans Jehova hoffen, ver-
jüngen die Kraft, erneuern das Gefieder
wie Adler.

2. Der Fisch s. oben.

3. Der Hirsch gemäß Ps. 41, 2: Gleich
wie ein Hirsch verlangt nach Wasserguellen,
also verlanget meine Seele nach dir, o

s Gott!

4. Das Lamm, Symbol der Auser-
wählnng, der Bock den Verdammten siuu-

s bildend, s. Wilpert, die Malereien u. s. w.
S. 405.

5. Die Taube, als Botin des Friedens
(Noö), Tertullian nennt sie divinae pacis
praeco, oder in der Darstellung aus einem
Gefäß trinkend als Symbol der Gläubigen,
welche an km göttlichen Trank der Eucha-
ristie teilnehmen.

Baus Multscher in neuer
Beleuchtung.

Von Max Bach i» Stuttgart.

August Schnlarsow hat in den Abhand-
lungen der Leipziger Akademie der Wissen-
schaften 1903 eine hochbedeutungsvolle
Arbeit über die oberrheinische Malerei und
ihre Nachbarn mit die Mitte des 15.
Jahrhunderts veröffentlicht, anschließend
an die Publikationen der kunsthistorische,i
Gesellschaft über M u l t s ch e r und Lukas
Moser und das Werk deS Konrad
 
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