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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 1
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Schermann, Theodor: Ein Katakombenbesuch zur Weihnachtszeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0009

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erste» Hälfte des zweiten christlichen Jahr-
hunderts. Trotzdem es den Gedankenkreis
stört, will ich nicht unerwähnt lassen,
was V. Schultze ans dem Bilde, solange
es noch nicht.von den „Luxaugen" des
Msgr. Wilpert, wie de Rosst sich ans-
drückte, gemustert war, gemacht hat. In
der Prophetenfignr erkannte er den hl.
Joseph und in dem Bilde infolgedessen
eine „innerhäusliche Scene". Eine Kopie
dieses Bildes entdeckte derselbe hervor-
ragende Archäologe Wilpert 1902 in
der Katakombe der hl. Domitilla.

Wir könnten im Verein mit diesenl
Bilde einen Zyklus prophetischer
C h r i st u s b i l d e r aus allen Katakomben
znsammenstellen, würden wir die Dar-
stellung der Michäas-Prophezie
(5, 2 cfr. Mt. 2, 2 ff.): aber du Beth-
lehem im Stamme Inda usw. in S. Do-
mitilla dazurechnen, wo Maria mit dem
göttlichen Kinde vor der durch zwei turm-
artige Bauten repräsentierten Stadt sitzt,
ans welche der bärtige Prophet hinweist.
Als Schlußstein hiezu würde die von einer
Künstlerfamilie in der Katakombe der hl.
Petrus und Marcellinus zu Beginn des
vierten Jahrhunderts in drei Scenen dar-
gestellte Prophezie des Balaam
(Rum. 24, 17): „ein Stern geht ans
aus Jakob" dienen.

Doch wir wollen nur die Madonnendar-
stellungen in der Katakombe der hl. Pris-
cilla in Betracht ziehen und eilen daher
zu einem Bilde der Verkündigung
Mariä, aus dem Ende des zweiten
Jahrhunderts. Maria sitzt ans einem
Sessel, während der Engel vor ihr stehend
die Rechte znm Redegestus erhebt. Offen-
bar hatte der Künstler Lc. 1, 31—38
„Siehe ich bin eine Magd des Herrn,
mir geschehe nach deinem Worte" zur
Darstellung bringen wollen. Ein zweites
Bild entdeckte Wilpert in S. Pietro e
Marcellino.

Die Bilder der Epiphanie des Herrn, die
Gabendarbringung der Weisen,
war eine der beliebtesten Scenen in der
altchristlichen Kunst und Literatur. Der
hl. Ignatius von Antiocheia gibt daher
zu dem Bilde in der capella greca von
S. Priscilla aus dein Anfang des zweiten
Jahrhunderts Und weiteren 11 bekannten
Gemälden, während die Darstellungen ans

Sarkophagen 40 übersteigen, den besten
Kommentar im Briefe an die Epheser (c. 19):
„Dem Fürsten dieser Welt blieb die Jung-
fräulichkeit Mariä und die Geburt wie
auch der Tod des Herrn verborgen: drei
laut rufende Geheimnisse, welche im
Schweigen Gottes sich vollzogen haben.
Wie wurde er aber der Welt geoffenbart?
Ein Stern erschien am Himmel, der alle
andern Sterne überstrahlte, dessen Licht
unbeschreiblich war und durch seine Neu-
heit Staunen erregte, beut die übrigen
Gestirne mit der Sonne und dem Monde
das Geleite geben, während er sein Licht
über alles verbreitete". Meistens stellt die
altchristliche Kunst die Weisen in der Drei-
zahl dar, offenbar wegen der Dreizahl
der in der hl. Schrift erwähnten Gaben.
Doch erscheinen auch öfters nur zwei, auch
vier, ja sogar zwölf Könige, teils ans
symmetrischen, teils zahlensymbolischen
Gründen.

Eine Madonnendarstellung in S. Pris-
cilla aus dem Anfänge des 3. Jahrhun-
derts, welche scheinbar gar keine Beziehung
znm Weihnachtsfestkreis hat, ist eine Ein-
kleidungssceneeinergottgeweih-
t e n I un g f r a n, jenes Fresko, ans welchem
ein Bischof die Jungfrau, welche im Be-
griffe ist, den Schleier zu nehmen, auf ihr
Vorbild, die Muttergottes, hinweist.
Den Schlüssel zur Erklärung dieser Zu-
sammenstellung bietet uns der Tag, an
dem die Jungfrauen eingekleidet zu wer-
den pflegten. Des hl. Ambrosius Schwester
Marcelliua erhielt den Schleier von Papst
Liberins (353) an dem Geburtsfeste Christi.
Die zarte Jungfrau hatte einen Teil der
Ansprache im Gedächtnis behalten und
ihrem Bruder in der Unterkaltnng mit-
geteilt, welcher sie in seiner Schrift „von
den Jungfrauen" uns aufbewahrte. Sie
hatte ungefähr folgenden Wortlaut: „Ans
eine gute Hochzeit, liebe Tochter, war dein
Wunsch gestellt. Du siehst, wie zahlreich
znm Gebnrtsfest deines Bräutigams das
Volk zusammengekommen ist, und niemand
kehrt ungespeist zurück. Er ist es, der zur
Hochzeit geladen Wasser in Wein gewan-
delt hat, auch dir wird er die lautere
Weihe der Jungfräulichkeit zukommen
lassen, die d» zuvor von den unedlen
Bestandteilen des Irdischen abhängig warst.
Er ist eS, der mit fünf Broten vier Tan-
 
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