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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 1
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Schermann, Theodor: Ein Katakombenbesuch zur Weihnachtszeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0010

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sende Volkes in der Einöde genährt; mehr
noch hätte er nähren können, wenn ihrer
mehr schon damals zu nähren gewesen
wären. Nun hat er zn deiner Hochzeit
mehr Menschen geladen, aber jetzt wird
nicht Brot ans Gerste, sondern der Leib
ans dem Himmel gereicht. Heute ist er
zwar nach seiner menschlichen Natur ein
Mensch, geboren ans der Jungfrau; aber
vor allen Wesen war er erzeugt aus dem
Vater, und ein Abbild der Mutter dem
Leibe nach, des Vaters nach seiner Kraft."
Die Tauftage Epiphanie, Ostern und
Pfingsten der alten Kirche waren auch die
für die Einkleidung gottgeweihter Jung-
frauen festgesetzten Zeiten, weil diese Zere-
monie so innig vorgebildet mar mit der
Wiedergeburt in der Taufe. Wir dürfen
daher wohl annehmen, dass noch um diese
Zeit das Gebnrtsfest Christi „ it Epiphanie
als e i n Fest am 6. Januar gefeiert wurde.
Erst wohl im folgenden Jahre 354
mochte zum erstenmal in Rom und Italien
das Weihnachtsfest am 25. Dezem-
b e r gefeiert worden sein. Und das noch
heute geltende Ritualbuch für den Bischof
hat eine Bestimmung, daß die Einseg-
nung und Weihe der Jungfrauen an der
Epiphanie des Herrn oder in der Woche
nach Ostern oder an Gedenktagen der
Apostel oder an Sonntagen erfolgen
müsse, wie dies schon Papst Gelasius
494 in einem kanonischen Sendschreiben
anordnete.

Wie sehr das W e i h n a ch t s f e st nach
seiner Abtrennung von Epiphanie am
S ch l u s; d e s v i e r t e n I a h r h u n d e r t s
alsbald das Interesse aller Gläubigen in
Anspruch nahm, erhellt ans einer Predigt
des hl. Johannes Chrysostomos, in welcher
er am l8. Dezember, am Tage des Philo-
gonios, ans die würdige Begehung des
Festes vorbereiten wollte: „Ein Fest kommt
heran, welches von allen am meisten Ehr-
furcht und heiligen Schauer erregt, das
man wohl nicht treffender benennen kann
als Mutterstätte aller Feste, lind welches
ist das? Die leibliche Geburt Christi;
denn von ihr hat das Fest der Gottes-
erscheinnng, die heiligen Ostern, die Himmel-
fahrt und Pfingsten Anlaß und Inhalt
empfangen. . . . Von hier aus sind, wie
Flüsse, die von einer Quelle nach verschie-
denen Seiten strömen, diese Feste »ns

erwachsen. . . Darum begrüße ich diesen
Festtag — fährt der Redner fori — liebe
ihn und spreche diese Neigung offen ans
in dem Wunsche, euch Gemeinschaft an
diesem Liebeszauber zu verschaffen. Da-
rum richte ich an euch alle die flehentliche
Bitte, mit ganzem Eifer und voller Hin-
gebung euch einzufinden, so daß jeder sein
Hans leer mache, auf daß wir nnsern
Herrn sehen in der Krippe liegend, in
Windeln gehüllt, den schanerregenden und
wunderbaren Anblick". Offenbar war das
Weihnachtsfest in Antiocheia noch kaum
e. 390 als besonderes Fest eingebürgert,
während es zuerst in Rom um 354 ge-
feiert wurde.

Wohl in damaliger Zeit entstanden auch
jene s i n n i g e n L o k a l l e g e n d e n, welche
die Entstehung bestimmter Kirchen Roms mit
der Geburt Christi verknüpfen. Ein Wal-
ter von Tegernsee und Philipp der Kar-
täuser erzählen in ihren Marienleben,
wie sie angeben nach den Zeugnissen des
Orosius und Innozenz des dritten, daß
unter der Negierung des Kaisers Angnstns,
als der Heiland geboren wurde, ein Oel-
guell entsprang an der Stelle, wo jetzt
S. Maria in Trastevere erbaut ist. Jin
rechten Seitenschiff, wo der wunderbare
Oelguell zu Tage getreten sein soll, liest
man die Inschrift:

Hier ist der Oelquell geflossen, als Christus der
Jungfrau entsprossen,

Wie aus der Erde der Quell, so entstand aus
der Jungfrau der Heiland,
Der wie der Strom geweiht hat Roma, die
Fürstin der Städte.

Ebenso habe Kaiser Angnstns an Stelle
des Kapitolinischen Jupitertempels auf den
Rat der Sibylle von Tibur dem aus der
Jungfrau geborenen Sohne Gottes einen
Altar errichtet, an dessen Stelle jetzt Santa
Maria in Ara Coeli sich erhebt.

All die Gemälde in Santa Priscilla
würden jedoch keinen vollständigen Ein-
druck der altchristlichen Madonnenverehrung
geben, würden wir nicht noch die schon
im alten Christentum beliebten Krippen-
darstelln ngen in Betracht ziehen.
Allerdings werden wir hier zugleich ans
die Ausgestaltung des Bilderkreises, der
sich mit dein Christkinde und Maria be-
schäftigt, aufmerksam, welche durch die
apokryphe Literatur bedingt wurde.

Nur ein einziges Gemälde der bilder-
 
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