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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 2
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Drexler, ...: Katakombenmalerei und moderne Sepulkralkunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0022

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15

erweise. Solche Gebete aus uralter Zeit
enthält die katholische Liturgie auch heute
noch. Ich erinnere nur au die Lom-
mcndatio animae, das Gebet während
des Todeskampfes, wonn es heißt: „Be-
freie, o Herr, die Seele deines Dieners,
wie du den Noe von der Sintflut befreit
hast, .... wie du Abraham aus der
chaldäischen Stadt llr befreit hast" u. s. w.
— Diese Fürbitten horten aber mit dem
Tode nicht auf, sondern wurden angesichts
der Leiche und des Grabes fortgesetzt,
une zahlreiche Zeugnisse aus der altchrist-
lichen Literatur und den Grabinschriften
bestätigen. In der Absicht also, die Be-
sucher der unterirdischen Grabstätten zum
Gebet für die Verstorbenen aufzumunlern
und ihnen eine passende Form hiefür an
die Hand zu geben, wurden die ent-
sprechenden biblischen Figuren an den
Wänden der Grabkammern abgebildet.
Sie sind ein in Bildern dargestelltes
Gebet und eine Gebetsmahuung der Kirche
zu Gunsten der abgeschiedenen Seelen.

Indem ich die bildlichen Darstellungen,
welche sich auf die Bitte um Beistand in
den Schrecken des Gerichtes beziehen, im
einzelnen anführe, wähle ich nach Wilpert
die Reihenfolge, wie sie zeitlich in immer
größerer Mannigfaltigkeit in die Kata-
koiilbenkunst eiugeführt wurden. Die schon
am frühesten gebräuchlichen Abbildungen
sind die des Daniel in der Löwen -
grübe, von zwei oder mehreren Löwen
umgeben (39mal dargestellt), und die des
Roe in der Arche (32 Bilder). Die
gewöhnliche Form der Darstellung zeigt
letzteren, dem Antitypns angepaßt, als
Orans, d. h. als in die Seligkeit versetzt, und
über ihm die Taube mit dem Oelzweige.
Nur auf einigen Bildern streckt er die
Arme nach der Taube ans, welche ihm
das Zeichen des Friedens bringt. — Dazu
kommt in der ersten Hälfte des zweiten
Jahrhunderts der Bilderzyklus des
Jonas, wie er, vom Seenngeheuer ver-
schlungen, nach drei Tagen wieder unver-
sehrt ans Land geworfen wird und in
behaglicher Ruhe (Sinnbild der ewigen
Ruhe) unter der Kürbisstaude sitzt oder
schläft (57 Bilder). Dann folgen die
drei babylonischen Jünglinge
Ananias, Misael und Azarias (17 Ge-
niälde), entweder in den Flammen stehend

als Vorbild der von Goll vor der Hölle
bewahrten Gläubigen, oder wie sie die
Anbetung der goldenen Statue des Ra-
buchodonosor verweigern und dadurch „in
die Gewalt des gottlosen Königs" ge-
raten, aber von Gott befreit werden.
Seit dem Uebergang vom zweiten zum
dritten Jahrhundert finden sich Dar-
stellungen der k e u s ch e n S u s a n n a,
welche von Gott, wie die Commendatio
animae sagt, „von der falschen Anklage
errettet" wurde. Da jedoch diese Scene
auf realistische Weise mit den einfachen
Mitteln der Katakombenmaler nicht leicht
dargestellt werden konnte, ohne Miß-
deutungen zuznlassen (daher auch ihre nur
sechsmalige Wiederholung), so verfiel ein
Künstler auf den sinnigen Gedanken, die
Scene symbolisch wiederzngeben: Susnnna
als Lamm zwischen zwei Wölfen, was
durch entsprechende Inschriften über den
Häuptern näher erklärt ist. — Im dritten
Jahrhundert werden beliebt das Bild
des Job, der nicht nur ein herrliches
Zeugnis seines Glaubens an die Auf-
erstehung gegeben hat (Job 19, 15-—87),
sondern auch von Gott aus seinen Leide»
erlöst und für seine Treue freigebig be-
lohnt wurde (elfmal dargestellt), ferner
Tobias mit dem Fisch, vom Engel
Raphael aus seiner Angst befreit und auf
der gefahrvollen Reise beschützt drei
Bilder; David mit der Schlender,
durch die er mit Gottes Hilfe den Wider-
sacher Goliath überwunden hat. Verein-
zelt kommen weiter vor der Manna-
regen, welcher die Israeliten auf dem
Durchzug durch die Wüste vor dem Hnnger-
tode bewahrt hat, und die Bedräng«ng
des Moses und Aaron durch die
widerspenstigen Juden (Deutung unsicher).

An diese Fürbitten um Befreiung ans der
Todesnot reihen sich natürlicherweise die
Gebete um Zulassung und Aufnahme des
Verstorbenen in die ewige Seligkeit an.
Am klarsten bringt einen solchen Wunsch
die allerdings singuläre Darstellung der
Himmelfahrt des Elias (ans der
2. Hälfte des 4. Jahrh.). Elias, welcher
„von dem gewöhnlichen Tode befreit
wurde", ist der Typus der Seele, die
von Gott in den Himmel anfgenammen
wird. Die Richtigkeit dieser Auffassung
wird bestätigt durch eine spätere Münze
 
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