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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 2
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Detzel, Heinrich: Maria im Aehrenkleide, [2]
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0030

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Sepp1) bemerkt zu dieser Sage: „In

der Salzburger Erzdiöcese, wozu
einst das Land bis au den In» gehörte,
ist die Madonna mit goldenen
Weizenähren im blauen Biantel
ein herkömmliches Altarbild."
Wir finden auch Wallfahrtsorte der Mut-
tergottes, an denen Aehren in Beziehung
zur heiligen Jungfrau gebracht werden,
so z. B. den Wallfahrtsort „Dreiähren"
bei Kalmar im Elsaß. Im Pinzgau wuchsen
mitten im Winter drei Kornähren und
man erbaute an jener Stelle 1694 eine
Kirche zn Ehren der heiligen Jungfrau.
Zu Kaltenbrunn in Tirol ist um das
Marienbild Roggen und Weizen aufgesproßt.
Auch der Wallfahrtsort Flochberg in unserer
Diözese hat eine diesbezügliche Legende.

Ob nun und wie weit diese Legenden
mit unserer Aehrenkleidmadonna in Be-
ziehung stehen, lassen wir dahingestellt
und weiterer Nachforschung anheimgegeben.
Dem gelehrten Knustforscher auf dem Mai-
länder Gebiete, Diego S. Ambrogio, er-
gab sich ein anderes Herkommen dieser
und der andern Gewandmotive bei der
hl. Jungfrau mit dem Aehreukleide.

(Schluß folgt.)

Literatur.

Maria, die n » b e f l e ck t E m p f a » g e n e.
Zur Jubelfeier der fünfzigjährige» Er-
klärung des Dogmas. Geschichtlich-theo-
logische Darstellung. Von Ludwig
K ö st e r §, S. J. Mit oberhirtlicher Druck-
genehmigung. 8°. (VIII und 274 Seiten.)
NegenSburg, Verlagsanstalt vorm. G. I.
Manz. Preis drosch. Mk. 3.60, in hoch-
eleg. Ganzleinenband Mk. 4.60.

Diese Schrift aus der tüchtigen Feder eines
Jesuitenpaters soll die Lehre von der unbefleckten
Empfängnis in wissenschaftlicher Bearbeitung auf
geschichtlicher Grundlage darstellen. Sie bietet
deshalb nicht nur das vollständige Beweismaterial
samt den gegenüber stehenden Schwierigkeiten,
sondern verfolgt zunächst den ganzen geschichtlichen
Werdegang, wie man heutzutage sagt. Damit
ist zugleich eine sehr lehrreiche Illustration zu
den immer wieder auftauchenden Fragen nach dem
theologische» Fortschritt und der Definierbarkeit
einer in der Kirche verbreiteten Lehre gegeben.
Beide Gesichtspunkte werden auch eigens in sehr
interessanter Weise, zum Teil im Anschluß an
Perrone, beleuchtet.

Ihr Wert als Jubiläumsschrift wird erhöht
ii. «. durch die eingehende Darstellung des Ver-
laufs der Definition im Jahre 1854, die zu-

') I. c. 618.

sammenfassende, überzeugende Beweisführung,
durch die reiche Literaturangabe zur weiteren Be-
handlung von Einzelfragen, sowie durch den ge-
nauen Bericht über die Immaculata in der Kunst.
Letzterer hat uns besonders interessiert. Die
Kunst, sagt der Verfasser, konnte das Geheimnis
der unbefleckten Empfängnis in sinnlich wahr-
nehmbarer Form mir andeuten, mochte sie historisch
oder symbolisch Vorgehen. Der historischen Me-
thode verdanken wir die ältesten bekannten Bilder
der Empfängnis Marias, von welchen allerdings
keines vor dem l5. Jahrhundert entstanden ist
{s. Annabilder: Joachim und Anna u. s. w.). Zu
den historischen Darstellungen wird auch die Dar-
stellung auf der „wunderbaren Medaille" gerech-
net und dabei bemerkt, daß sie mehr zur Gnaden-
vermittlung als zur Versinnbildung der eigene»
Gnadeufülle der Jungfrau passe. Hieher dürften
ferner die seit der Erscheinung des Jahres 1856
beliebten Bilder U. l. Frau v. Lourdes gehören,
welche in den Statuen der Grotte und des Haupt-
altares zu Lourdes ihr Vorbild habe».

Seit Beginn des 16. Jahrhunderts mußten
die historischen Darstellungen vor den symbolischen
zurücktreten. Berühmt und typisch geworden ist
das aus dem Jahre 1513 stammende Titelbild,
welches H. Etienne dem bekannten Werke des
Clichtoväus vordruckte. In der Glorie der Höhe
erscheint Gott Vater, der aus dem sternenbesäten
Wolkengebilde herab der Jungfrau den Segen
spendet, welchen sie andächtig mit über der Brust
gekreuzten Händen entgegennimmt. Der Vater
spricht: „'Iota pulchra es, amica mea, et nia-
cula non est in te“. Einige Strahlen fallen
von seinem Lichtglanz auf das Haupt Mariens.
Nicht weniger als 15 Symbole mit erklärenden
Aufschriften umgeben von allen Seiten die be-
gnadigte Gestalt. Einen ähnlichen Typus ver-
langt auch der Kardinal Fr. Borromäus, nur
daß er die Jungfrau in sitzender Stellung gemalt
wisse» will. Während man aber seit dem 15. Jahr-
hundert Maria gewöhnlich ohne das Jesuskind
darstellte, gab ihr der Orden des hl. Franziskus
vielfach das göttliche Kind in die Arme. Dieses
trug ein langes Kreuz, welches unten in eine
Lanze nuslaufend, zugleich mit dem Fuße Marias
das Schlaugenhaupt durchbohrte. Es sollte damit
der Gedanke ausgesprochen werden, daß Maria
nur in Kraft der Verdienste Christi und zumnl
seines Kreuzestodes den höllischen Drachen über-
wunden. In dem Titelbild zu der „Militia im-
maculatae conceptionis“ des P. Petrus de Alva
und Astorga aus dem Jahre 1663 fehlt das
göttliche Kind, die Lanze führt die Rechte der
hl. Jungfrau. — Einen bedeutenden Fortschritt
in der künstlerischen Auffassung und Darstellung
der Jmmaeulntn zeigt das Bild des Juan de las
Roelas aus dem Ende des 16. Jahrhunderts,
welches sich heute noch in der Kathedrale zu Sevilla
befindet. Eine reine Müdchengestalt steht betend
und mit niedergeschlagenen Augen auf der Mond-
sichel, statt der Sonne umgibt sie ein goldener
Lichtglanz; über ihrem Haupte halten zwei Engel
die Sternenkrone. Die Kleidung zeigt die für
Marienbilder hergebrachte» Farben blau und
rot; aber das Rot ist in eine leichte Rosenfarbe
übergegangen. Oben erscheint die allerheiligste
Dreifaltigkeit. Unten aus der Finsternis grinst
 
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