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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 3
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Gageur, Oskar: Maria vom Blute: ein italienisches Gnadenbild im Schwabenland
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0038
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bild; soweit wir bis jetzt in Erfahrung
bringen konnten, außer dem hier abge-
bildeten, ein allerdings sehr defektes in
der bischöflichen Galerie, je eines in Ber-
ga t r e n t e und in O ch s e n h a u s c n; in
Baden kennen wir solche in Offen bürg
in Kirche und Pfarrhaus; eines soll in
Oberkirch fein. Die genannten Bilder
sind nach den erhaltenen Mitteilungen der
betr. Pfarrämter dein uns vorliegenden
gleich; ebenso das Wallfahrtsbild imKapn-
zinerkloster zu Dill in gen.

Eine nils gütigst übersandte Photo-
graphie vo»l Gnadenbild in Re lies; aber
sofort einen Unterschied zwischen diesem
und den obgenannten Bildern erkennen.
Das Originalbild von Ne zeigt ganz
anderen mehr modernen Stil; die Körper-
formen sind voller und weicher ; die Mutter
hält in der hocherhobenen Rechten eine
Rose. Auf den andern Bildern zeigen
die Figuren noch ganz die strenge, würde-
volle Haltung des alten Madonnenbilds,
sogar mit byzantinischen Anklängen. Der
rechte Arm der Mutter ist nicht sichtbar, ihr
Mantel ist mit großen Schriftzeichen ge- !
schmückt.

Woher nun dieser Unterschied? Ans
der Geschichte der Wallfahrt in die er-
fahren wir, daß der berühmte Gnadenort
im Lauf der Zeit mehrere Filialien erhielt,
so in Genua, Mailand, Eppan, Schlier-
bach und Klattau.

Letzteres erlangte eine besondere Be-
rühmtheit, weil daselbst das Blntwunder
sich wiederholte.

lieber dieses Gnadenbild gibt uns außer
dem italienischen Büchlein eine alte Be-
schreibung aus Prag Auskunft. (Mariani-
fcher Gnaden-Brunnen-Qnall. In der
Kgl. Stadt Blattau fDruckfehler! in; Kon-
text steht immer richtig Klattanj in Boe-
heimb. Mit Bericht von; H: Blntschwitzen-
den Wunder-Bild.) Ein gewisser Barto-
lomäns Rytzoli (nach dem ital. Text:
B. Ritcolk?), Kaminfeger, später Haus-
besitzer und Bürger in Klattau, verzichtete
zu Gunsten seines Bruders in Re ans die
ganze „Verlassenschaft" und verlangte nur
das hochgeehrte Familienerbstück, das blu-
tende Madonneubild. Nach dessen Em-
pfang ließ der glückliche Besitzer sich und
seine Frau zu beiden Seiten der Madonna
hinmalen. Die eigene innige Verehrung

dieses Bildes wußten sie bald auch ans
andere zu übertragen. Nach de»; Tode
der kinderlosen Besitzer erbte deren Adoptiv-
tocher Anna, Töchterlein der Anna Ry-
merin (ital. Text: Anna Benner) das
Bild. Später vermählte diese sich mit
dem Schneider Andreas Hirschberger (ital.
Hirsperg).

INaria vom Blute.
Tos Origi'ualbild von R e.

An; 8. Juli 1685 wiederholte sich an
diesem Bild das Blntwunder von Re,
nachdem eine geplante Veräußerung des
Bildes durch mehrere auffallende Er-
krankungen in der Familie verhindert
worden war. Nach peinlich genauer Prü-
fung der Anssagen von Augenzeugen durch
mehrere Kommissionen wurde die Aus-
stellung des Bildes in der Kirche gestattet
von dem damaligen Prager Erzbischof,
Neichsgraf Joh. Friedr. von Waldstein
(ital. Text: Vallenstein). Von jener Zeit
an fand das Gnadenbild der blutenden
Madonna große Verbreitung zumal in
Böhmen, Oberösterreich und Bayern.

Dein Bilde in Klattau entsprechen nun
ganz unsere Kopien, nur daß die beiden
Votivporträts fehlen. Auch die Inschrift
 
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