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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0045

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Voraussetzungen und des Entwicklungsganges der
modernen Kunst beruht, sondern auf unbewußter
Beeinflussung von seiten der wechselnden Tages-
kritik. Auf diese war aber auch bisher das große
Publikum, das weder die zerstreuten Meister-
iverke dieser Zeit aufsuchen noch die in zahl-
reichen Fachzeitschriften und Monographien nieder-
gelegte Literatur überschauen kann, fast aus-
schließlich angewiesen. Denn an einem für weitere
Kreise berechneten, genügend illustrierten Hand-
buch der Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts
fehlte es immer noch. Diese Lücke — und von
einer solchen kann man in diesem Falle ohne
»ebertreibüng sprechen — will die Kunstgeschichte
des 19. Jahrhunderts von Max Schmid aus-
füllen. Sie schließt sich in ihrer äußeren Gestalt,
namentlich in der Jllustrationsweise, an Springers
klassisches Handbuch der Kunstgeschichte an, das ja
selbst, ivie überhaupt die meiste» gebräuchlichen
Kunstgeschichten, nur bis zum Ende des 18. Jahr-
hunverts reicht. Das neue Werk ist auf 3 Bände
berechnet, von denen der vorliegende erste Band
den Zeitraum bis etwa zur Mitte des Jahr-
hunderts umfaßt, also die Romantiker und die
verschiedenen Formen des neuen Klassizismus.
Innerhalb dieser Periode ist namentlich der uns
am meisten interessierenden deutschen Kunst eine
besonders eingehende, liebevolle Behandlung zu
teil geworden (Bautätigkeit in Berlin unter
Schinkel; Münchener Kunst unter Ludwig I.,
Dannecker, Thorwaldsen, Rauch; Nazarener;
Nethel, Schwind, L. Richter usw.). Der Verfasser
ivill nicht in erster Linie neu und originell sein,
sondern bemüht sich, die über die einzelnen
Schulen und Meister im großen und ganzen gel-
tenden Urteile wiederzugebe»; er will nicht als
moderner Kunstästhetiker vom heutigen Stand-
punkt aus über die Werke der vergangenen Zeit
abnrteilen, sondern vielmehr als Historiker objektiv
erforschen, was die Meister dieser Zeit mit ihren
Schöpfungen erstrebt und wie sie dieses ihr Ziel
erreicht haben. Er sucht all den verschiedenen
Richtungen, die sich iin Laufe dieser Zeit abgelöst und
bekämpft haben, »ach Möglichkeit gerecht zu werden,
und entrollt so vor uns in frischer, anregender
Sprache ein lebhaftes Bild von dem überaus
abivechslungsreichen Entwicklungsgang der.Kunst
in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts.
Unterstützt wird der Text durch eine große An-
zahl von trefflichen Illustrationen, namentlich durch
eine Reihe von ivirkungsvollen Dreifarbendrncken,
mit welchen die Hauptmeister vertreten sind, von
Deutschen Cornelius, Rethel, Schwind und Rott-
mann. Wenn die folgenden beiden Bände diesem
ersten entsprechen, bietet das vollendete Werk
einmal eine wertvolle Ergänzung einer jeden
Kunstgeschichte und kann allen Freunden moderner
Kunst aufs beste empfohlen werden, zumal da der
Preis angesichts der glänzenden Ausstattung als ein
mäßiger bezeichnet werden muß. Dr. F u ch s.

Klassiker der Kunst i n G e s a »i t n u s -
gaben: Bd. V Ru bens. Des Meisters
Gemälde in 551 Abbildungen. Stuttgart,
Deutsche Verlagsanstalt. Ni. 12.—.

Nun liegt schon der fünfte Band der „Klas-
siker der Kunst" vor, der stattlichste von allen

bisherigen, der uns in 551 Nummern die sämt-
lichen Gemälde von Rubens vor Augen führt.

Der Name Rubens hat bei vielen Freunden
ch r i st l i ch e r Kunst keinen besonders guten Klang.
A. Stolz sagt einmal von seinem große» „Jüngsten
Gericht" in der Münchener Pinakothek: es sei
eine große Fleischbank, und selbst der geiviß für
„gesunde Sinnlichkeit" schwärmende 3,'. Muther
spricht sich fast wörtlich ebenso aus: „Die Antike
des Rubens ist ein großer Fleischerladen". In
der Tat, es gibt keinen zweiten Meister alter
oder neuerer Zeit, der so bis zum Ueberdruß in
der Darstellung nackter Gestalten geschwelgt hätte,
wie gerade 3!ubens. Freilich war auch der Ge-
schmack jener Zeit ein ganz anderer, als unser
heutiger. Rubens ivar nicht etiva, wie man aus
manchen seiner Werke schließen könnte, ein Mann
zügellosen Genusses, vielmehr ein rastlos strebender
Geist, ein überaus fleißiger Arbeiter, zudem ein
Meister, der sich der Sympathien und Aufträge
der kirchlichst gesinnten Kreise, sogar der Jesuiten
erfreute, der jeden Morgen vor der Arbeit seine
heilige Messe hörte, und der sich des inneren
Zwiespaltes zwischen seiner sinnlichen Kunst und
dem Geiste des Christentums selber kaum be-
wußt war. Die heiligen Gestalten seiner zahl-
reichen religiösen Gemälde hat er durchweg würdig
dargestellt; freilich hat er in ihnen weniger geistige
und sittliche Größe, als vielmehr das Glieder-
mächtige. Prunkvolle der äußeren Erscheinung
zum Ausdruck gebracht; aber auch das liegt zum
großen Teil in seiner Zeit. RubenS' Gemälde
sind und bleiben hochinteressante, wertvolle Doku-
mente nicht nur seiner eigenen genialen, kraft-
strotzenden Persönlichkeit, sondern des pracht-
liebenden, etwas schivulstigen, aber auch idecn-
und formgewaltigen Barock überhaupt.

Was Ausstattung anlangt, Klarheit und Schürfe
der Abbildungen, so stellt sich der Rubens-Band
den früheren würdig an die Seite. Der Text
von A. Alosenberg gibt ein übersichtliches, fes-
selndes Bild von des Meisters Persönlichkeit und
Schaffen. Die am Schluß beigegebencn Er-
läuterungen und Ilegistcr erhöhen Wert und
Brauchbarkeit dieses Bandes.

Buchloe. D a m r i ch.

Annoncen.

In der Hcrdcrschen Bcrlagshandluug zu
Freiburg im Brcisgau erscheint und kann
durch alle Buchhandlungen bezogen werden:

Freiburger Diözesan-

Zeitschrift des Kirchen-
•dl Vl/lU* geschichtlichen Vereins
für Geschichte, christliche Kunst, Altertums-
und Literaturkunde des Erzbistums Frei-
burg mit Berücksichtigung der angrenzenden
Bistümer. Neue Folge, gr. 8°.

Der fünfte Band (VI u. 4t>2)M. 5.—
wurde soeben ausgegeben. — Frühere
Bände können nachbezogen werden.

Hiezu eine Kunstbeilage:

Die neue Kirche in Machenwangen,

Statlaart, Buchdrucker«! der Sllt.-Ges. „TentscheS Bolksblatt".
 
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