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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 5
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Osterritter, Theodor: Alte Brunnen mit kirchlichen Beziehungen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0059

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Herausgegeben und redigiert von Pfarrer vehel in St. Lhristiua-Raveusburg.

Verlag des Rotteuburger Diözesau-Anustvereius;
Koiuiuissiousverlaa von Friedrich Alber iu Ravensburg.

Jährlich 12 Nummer». Preis durch die Post halbjährlich M. 2.05 ohne
Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Berlagshandlnng

Friedrich Silber in Ravensburg pro Jahr M. 4.10. ' ^'

Alte Brunnen mit kirchlichen
Beziehungen.

Bo» Theodor Osterritter in Stuttgart.

II.

'Haben wir hu ersten Abschnitt die
Brunnen in Kirchen und Klöstern behan-
delt, sa konnnen wir nun in diesem Ab-
schnitt zu den Monilinentalbrnnnen in
den Straßen und ans den Plätzen
der alten Städte, und zwar zu denjenigen
Brunnen, welche eine religiöse kirchliche
Beziehung nnfznweisen habe», Monn-
mentalbrnnnen, die 51111t Schmuck künst-
lerisch wertvolle Neliefdarstellungen in
Stein oder Bronze aus der heiligen Schrift
oder Gestalten von Heiligen tragen.

Die Brunnen des frühen Mittelalters,
die sich ans unsere Zeit erhalten haben,
zeigen uns, daß der Brunnen sehr selten
einmal einigermaßen dekorativen Zwecken
dienstbar gemacht wurde; im allgemeinen
war der Brunnen nur Rntzanlage, meist
mit einem länglichen, viereckigen, offenen
oder bedeckten Becken, in das man einige
Stufen hinabsteigen mußte. Im späteren
Mittelalter, als man anfing, die Brnnnen
auch zu dekorativen Zwecken zu verwenden,
kamen zur Ansschiuückung des Brnnnens
auch vielfach Darstellungen ans der hei-
ligen Schrift zur Verwendung. Am
häufigsten findet sich naturgemäß in dieser
Art die Darstellung von Christus mit der
Samariterin am Jakobsbrnnnen. Noch
häufiger als Darstellungen ans der heiligen
Schrift sind Bilder von Heiligen, in erster
yiitie von der heiligen Jungfrau. Vielfach
findet sich auch bei den Marktbrnnnen
einer Stadt die Statue des Stadtpatrons.

Der bedeutendste und schönste Monu-
mentalbrnunen Italiens ans dem Ende
des l 3. Jahrhunderts ist der Brnnnen
ans dem Domplatze in Perugia, welcher
1277—1280 wahrscheinlich von Giovanni
Pisano oder doch von dessen Schülern er-
richtet wurde. Das weite polygonale,
unterste Brnnnenbecken ist schön mit bib-
lischen und allegorischen Reliefbildern,
darunter Darstellungen der Beschäftigung
der Menschen in den zwölf Monaten und
der Himmelsbilder, geschmückt. Ans diesem
untersten Becken erhebt sich ein ans Säulen
ruhendes zweites Becken, das mit Figuren
geschmückt ist und dessen Mitte ans einer
Säule das oberste, gleichfalls mit Figuren
auSgestattete Becken trägt.

Das Hauptwerk Jacopo detla Qnercias,
des großen Meisters der sienesischen Bilv-
hanerschnle, ist die Ansschmückung der
Fönte Gaja auf der Piazza de! Campo in
Siena, welche 1330 von Agostino di
Giovanni und Agnolo errichtet wurde. Der
Brnnnen, mit einem großen Becken ver-
sehen, ist ans drei Seiten von einer hohen
Mauer umgeben. In dieser Mauer sind
Nischen angebracht, welche 1408—141!)
von Quercia mit Neliesdarstellungen aus
der heiligen Schrift, wie der Erschaffung
Adams und der Vertreibung aus dem
Paradies und den Reliefs der heiligen
Jungfrau und der Tilgenden, geschmückt
wurden.

Dom. Foutana hat in Rom ans der
Piazza de Termini die Aqua Feliee, den
sogenannten Mosesbrnnnen, geschaffen.
Drei Arkaden jonischen Stils werden von
einer Attika bekrönt. In der Mittelnische
dieses Brnnnens erhebt sich die Kolossal-
 
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