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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 7
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Detzel, Heinrich: Die Schweizer Scheiben im Kloster Wettingen bei Baden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0077
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in Külofen brennen lassen, wie man auch
grosser Herren contrafactnr und Wappen
nss scheyben gemalct, die man in die Fenster
versetzet". Ein anschauliches Bild, wie
damals die Schmelzmalerei schon verbreitet
war. Nach 1611 befaßten sich die Wappen-
maler der Glashütten in der Grafschaft
G l atz mit Wappen- und Bildmalen ans
runden Scheiben. Die nämliche Sitte der
Bildeinlagen in den Wohnhansfenstern
herrschte in den Niederlande», wie
Tafelgemälde aller Allster augenscheinlich
darin». Daß in den französischen Schlössern
diese Art der Glasmalerei früh Eingang
gefunden hatte, ist bekannt.

Allein, mögen auch auswärtige Wappen-
nnd Bildscheiben, insbesondere ober-
deutscher und oberrheinischer Herkunft,
nach Art der Anlage und der Durch-
führung den schweizerischen Glasschilde-
reien ähnlich sein, so steht gleichwohl das
eine unbestreitbar fest, daß die Sitte
der Scheib e n s ch e n k n n g e n einzig
und a 11 c i» inner h a l b d e r S ch w e i z,
allenfalls noch in den benachbarten deut-
schen Grenzbezirken, die allgemeine
Bedeut n n g eine r w i r k l i ch e n
Volkssitte und d a d n r ch n e b e n
ihrer Eigenart eine hohe Ent-
wicklung, eine ungeahnte Aus-
breitung gefunden hat, die nir-
gends ihresgleichen findet, so daß die
„S ch w e i z e r G l a s m aler e i" mit Fug
und Recht zu einem feststehenden Begriff
gestempelt werden konnte, umsomehr,
als die Malweise sich in gleicher Weise
ans die Kirchenmalerei erstreckte. Dieser
lediglich schweizerische Brauch, entstanden
in den ruhmvollen Zeiten der Bnrgnnder-
kriege, in denen die Eidgenossenschaft die
stolze Macht Karls des Kühnen gebrochen,
die Schlachten von Granson, Äinrten und
Nancy gewonnen hatte, entwickelte sich
zur höchsten Blüte in jener glorreichen
Glanzzeit, als die Höfe von Frankreich,
Mailand und O sterreich um die Freund-
schaft und Hilfe der Eidgenossen warben,
als die volkswirtschaftlichen Verhältnisse
äußerst günstig standen und allgemeiner
Wohlstand über das kleine Land ver-
breitet war. Die Volkssittc erreichte in
langsamem Steigen um die Milte des
16. Jahrhunderts ihren Höhepunkt, blieb
auf diesem unter unbedeutenden Schwan-

kungen geraume Zeit hindurch stehen, um
dann im l 7. Jahrhundert nach und nach,
zuerst in der Güte der Arbeit, nachzu-
lassen. Immerhin erhielt sich der Brauch
zu einer Zeit, als anderwärts die Kunst
des Glasmalers gänzlich vernachlässigt
wurde; in der Schweiz fand sie bis in
die zweite Hälfte des 17., stellenweise bis
tief in das 18. Jahrhundert hinein lobens-
werte Pflege, allerdings zuletzt nicht mehr
seitens gottbegnadeter Künstler.

Die erste Ab te i l n n g unserer II. Gruppe
von Glasgemälden bilde» kle inereKabi-
nettscheiben weltlicher und geist-
licher Donatoren, welche meistens
im Nordarm des Krcnzganges angebracht
und in ihrer Art die herrlichsten Stücke
enthalten. Wir finden darunter die
Ramens-patrone und besonders verehrte
Heilige der Geschenkgeber als Wappen-
halter. Die bürgerlichen Wappen darunter
haben nur ganz kleine oder gar keine, die
adeligen dagegen immer eine große und
reiche Helmzier; die Aebte und Konven-
tualen haben nur ganz kleine Wappen,
die zuweilen nur in den Inschriften oder
de» Umrahmungen angebracht sind. Das
Hauptbild wird meisteus von üppigem
Rankenwerk umrahmt, das iu den frühe-
ren Werken mehr gotischen, in den späte-
ren mehr den Renaissancecharakter zeigt
imb in welchem sich oft mutwillige Putte»,
oft aber auch kleine Darstellungen, ge-
wöhnlich Scene» ans dem Martyrium
der darunter stehenden Heiligen oder Dar-
stellungen aus der heiligen Schrift sich
finde».

Wir führen nun die vorzüglichsten und
interessantesten Scheiben auf und bedienen
uns der oben genannten Bezeichnungen:

N II 6 und 9. Zwei Pendantscheiben
ans den Jahren 1515 und 1520 mit
dem König David in flottgezeichneter Um-
rahmung und dem hl. Jodok; im Ranken-
werk der ersten Scheibe sieht man in
Silbergelb den Kampf Davids mit dein
Niesen Goliat dargestellt. St. Jodok,
eine kurze, gedrungene Gestalt, ist mit
gewaltigem Stock und dem breiten Hut
als Pilger dargestellt; oben zwei unbe-
kannte, gestürzte Wappen.

IS! II. 7 und 8. Atiiancescheiben des
Irans lancknlr von glaris der zit lantvogt
zuo baden 1519 mit St. Fridolin und
 
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