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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 7
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Detzel, Heinrich: Die Schweizer Scheiben im Kloster Wettingen bei Baden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0079

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68

beiden hl. Johannes haben herrlich ge-
zeichnete Köpfe.

N XI 77. Eine der schönsten Figuren-
scheiben mit Petrus, St. Anna selbdritt
und St. Barbara, darüber die Darstel-
lungen : der reuige Petras in der Wüste,
Joachim und Anna unter der goldenen
Pforte und die Enthauptung der hl. Bar-
bara im Kerker. Vermutlicher Stifter
soll der Wettinger Konventnale Georg
Brunner sein, P 13. April vor 1528.
Prachtvolles Silberweiß in den Kopsen
der Heiligen.

X X l 79. Figurenscheibe, ebenso schön
ivie die vorige, mit St. Barbara und St.
Maria Magdalena, deren Seele im Hinter-
gründe von den Engeln in den Himmel
getragen wird, wahrend sie oben in der
Wüste Buße tut, wobei sie wieder ihre
Gesellschaft bilden. Links daneben wird
St. Barbara von ihrem Vater an den
Haaren geschleppt, da sie den christlichen
Glauben aufgeben soll. Gestiftet durch
Frater- andreas wengi (der zit gross-
keller des gotshus wettingen) 1517,
f als Abt 16. März 1528. ‘

Die zweite Abteil u n g unserer
Gruppe (ll) bilden die sog. Standes-
scheiben von 1519 und 1520. Die
schweizerischen Fenster und Wappeuschen-
knngen fanden Aufnahme und tatkräftige
Unterstützung im ganzen Volke. ES be-
teiligten sich sowohl, wie Dr. Oidtmann
des längeren ansführt/) die Tagsätznngen
als auch die einzelnen Stände, ferner die
Städte mit ihren Sonderverwaltungen,
Landschaften, Vogteien und Landgemeinden,
in ganz hervorragendem Maße aber die
Klöster und kirchlichen Stiftungen samt
ihren Vertretern; endlich gesellten sich
hinzu Zünfte, Schützengesellschaften sowie
die zahllose Schar von Einzelpersonen
ohne Unterschied der Stellung. In der
Tat wetteiferten alle Stände ausnahms-
los in dem unermüdlichen Streben, die
Kirchen, Spitäler, Stifte und Pfarrhäuser,
die Krenzgänge, Erholungs- und Bera-
tnngsräume der Klöster und Abteien, die
Säle und Schreibstuben der Rat- und
Gemeindehäuser mit Fensterverglasung und
mit mehr oder iveniger kunstvollen, farben-
prächtigen Glasschildereien ansznstatten.

-) I. c. S. 20 ff.

So hatten auch die Stände von Uri,
Basel, Zürich, Luzern, Zug und Unter-
walden Scheiben nach Wettingen gestiftet.
Ein Teil dieser Scheiben wurde im Jahre
1576 durch Hagelschlag teilweise zerstört.
Als Ersatz für diese durch Hagel zerschmet-
terten Fenster bewilligte 1578 die Tag-
satzung auf Antrag des Abtes die bis
heute erhaltenen prächtigen Bild- und
Wappenscheiben der 13 alten Orte, auf
die wir noch znrückkoinmen werde».

Von diesen S t a n d e s s ch e i b e n sind
in Wettingen noch folgende erhalten:

W II 6. Standesscheibe von Uri mit
St. Martin zu Pferd und Almosen aus-
teilend, als Landesheiliger. Darüber ein
Hellebardier als Wappenhalter des kleinen
Wappenschildes von llvi und ein Jüng-
ling, den Uristier blasend, c. 1519.

W 111 8. Standesscheibe von Basel
mit Kaiser Heinrich ll. als Erbauer des
Münsters und Schutzpatron des Bistums
Basel. Ein Riß zu einem Gegenstück
findet sich in der öffentlichen Knnstsamm-
lnng zu Basel und wird H. Holbein zu-
geschrieben. Er stellt in genau entsprechen-
der Fassadcnarchitcktnr die hl. Jungfrau
dar. Herstellungsort ist zweifellos Basel
und, nach den farbigen Gläsern zu schlie-
ßen, ebenfalls die Werkstätte des Meisters
Antony. Eine sehr schone Scheibe mit
herrlicher Renaissance - Ornamentik von
c. 1520.

YV I V 14. Standesscheibe von Z ü r i ch.
Zwei Engel als Schildhalter des Reichs-
wappens über den gestürzten Wappen-
schilden der Stadt, c. 1519. Stark aber
gut restauriert.

WXIII27. Standesscheibe vonLnzern,
ähnlich der vorigen; der linke Rand ist
abgeschnitten: teilweise restauriert, 1519.

W XIII 28. Standesscheibe von Zug
mit St. Michael und St. Oswald als Landes-
heiligen. Darüber die Flucht und der Tod
Absaloms, c. 1520. Vorzügliche Scheibe,
herrliche Farben liub treffliche Kopfe.

S I 2. Standesscheibe von Unter-
w a l d e n mit St. Petrus und Paulus als
Landesheiligen. Von den schönen Heiligen-
gestalteu trägt Petrus blaues Ober- und
violettes Untergewand, Paulus violettes
Ober- und grünes Untergewand, der
Hintergrund hat damasziertes Rot. Präch-
tig in der Farbe. In der Umrahmung
 
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