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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 7
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Detzel, Heinrich: Die Schweizer Scheiben im Kloster Wettingen bei Baden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0083

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72

Umfange. Dr. Oidtmau», der in seinem
obengenannten Werke die Kenntnis fast
aller Schweizer Scheiben bekundet, sagt,
daß ihm vor 1550 kein Bild vor
Ailgen gekommen sei, das mit Schmelz-
farben behandelt sei. Es gibt allerdings
manche Werke von ausgesucht feiner
Technik, welche man für Kabinettsmalerei
halten könnte, allein eine genauere Unter-
suchung ergibt, daß nur durch geschickten
Auftrag von Silbergelb und durch Ab-
tönung des Schwarzlot der Anschein mehr-
farbiger Wirkung erzielt wurde.

Wir haben nun in unserer dritten
Gruppe neben handwerksmäßigen Stücken
auch eine ganze Anzahl solcher von höchster
technischer Vollendung, die eine glücklich
gelungene Verschmelzung der zarteil Klein-
malerei mit der derberen musivischen
Technik zeigen, welche die Vorzüge des
leuchtenden Farbenglases mit der reizenden
Wirkung der sorgfältig und fein durch-
geführten Grisaillemalerei verbinden. Wir
nennen hier vor allem die Wappen- ilnd
Figurenscheiben des Abtes Peter Eichhorn.

W X 21. Figurenscheibe mit der hei-
ligen Jungfrau und St. Bernhard, wie
er Christnm umarmt, eine gute Dar-
stellung. Wappen des Abtes: rotes Eich-
horn auf gelbem Dreiberg. Inschrift:
pettrus eiclrorn von gotes gnaden apt
des wirdige gotshus wettingen 1550.
Links oben Mariä Verkündigung.

W XII 26. Fignrenscheibe mit Pieta.
Wappen: Eichorn, Citeaux, Wettingen.
Inschrift: Petrus von Gottes Gnaden
Apt des Gottsluis Wettingen: Anno
1550. Links oben: St. Gallus und St.
Benedikt, rechts oben St. Othmar und
St. Bernhard, darüber sehr gut Mariä
Verkündigung. Die Scheibe wird dem
Glasmaler Nikolaus Bluntschli zuge-
schrieben. Die Karuatiou hat noch schönes
Silberweiß wie früher, Hintergrund blau
ohne Damaszierung, die Landschaft ins
Blaue gemalt, zarte Behandlung, eine feine
Scheibe. Zwei andere Scheiben des Abtes
zeigeil ähnlichen Inhalt imb Behandlung.

Scheiben befreundeter Klöster ans dieser
Periode sind u. a. folgende:

W III 7. Wappenscheiben des Kon-
vents Krenzlinge». Neben dem Wappen
des Chorherrnstiftes mit dem betenden
Dekan links St. Ulrich und rechts St.

Augustinus. Inschrift: Decanus vnnd
gemeiner Conuent dess würdigenn Gotts-
lius Kriitzlingen 1556. Eine gut erhaltene
schöne Scheibe, die aber in der Karnatioil
schon den rostigen Ton zeigt; schöne Köpfe
der Heiligen. St. Angustin hält in der
Rechten das mit einem Pfeile durchbohrte
Herz St. Ulrich mit Buch und Fisch dar-
auf. Hintergrund blau ohne Damaszierung,
wodurch allerdings sich die Figuren freier,
kräftiger abheben.

W II 5. Wappenscheibe des Abtes
Christoph von Wettingen. Wappen: Citeaux,
Rapperswyl, Wettingen, Silberysen, neu
samt Jnful. Wappenhalter: Madonna nub
St. Bernhard, Krönung Mariens, links
davon St. Christoph, rechts St. Katharina,
Inschrift: Christoffel Von Gottes Gnaden
Abbte Des Würdigen GotshusWettingen
1566. Hier finden sich schon viel anfge-
tragene Farben.

Es folgen sieben Wappenscheiben, die
meisten im Westarme des Kreuzganges,
welche von dem berühmten Glasmaler
Nikolaus Vluntschli (1525—1603)
aus Zürich gefertigt sind, worunter Pracht-
scheiben, aber auch solche, die von seinen
Gesellen stammen und minderwertig sind.
ES sind Scheiben der Aebte von Muri
und Rheinau, der Klöster Gnadenthal und
Hermatschmil, Däniken und Magdenan.
Die Scheibe von Gnadenthal (W VIII 18)
hat eine zarte schöne Darstellung in dem
Kruzifixus und dem heiligen Bernhard;
auch die Kleinbildchen sind in Figuren
und Landschaft gilt behandelt und gut er-
halten. In der Wappenscheibe voll Her-
matschwil (W IX 19) segnet nicht der
hl. Benedikt, wie der „Führer" sagt, die
kniende Stifterin, sondern er erteilt den
Segen über den Kelch oder das Glas,
worauf dann — nach der Legende — dieses
zerspringt und eine Schlange herauskriecht.

Es folgen drei schöne Wappenscheiben
der Landvögte zu Baden:

W I 3. Wappenscheibe des Landvogtes
F r id li H ä s s y v o n G l a r u s. Neben dem
Wappen steht der Hanptmann in reicher
französischer Rüstung. Darüber links:
Simson schlägt die Philister und verbrennt
die Kornfelder; rechts Simson und Dalila.
Inschrift: P'ridli Hässy von Glaruss der
Zytt Landt Vogt Der Graffschafft Baden
im Ergow 1567. Vermutlich von Carl
 
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