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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 7
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Detzel, Heinrich: Die Schweizer Scheiben im Kloster Wettingen bei Baden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0085

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Einsetzung des heiligen Abendmahles, die
vier Evangelisten und die Passiv» bis zur
Ausgießung des heiligen.Geistes. Wenn
eine typologische Beziehung zwischen den
ober» und untern kleinen Darstellungen
gefunden werden wollte, so ist das Phan-
tasiegebilde, ein Zusammenhang ist hier
nicht her.nisznfinden.

Was nun den Meist er dieser Scheiben
anlangt, so meint der „Führer", dem
wir bezüglich des Inhalts der Tafeln bis-
her gefolgt sind, das; der ganze Zyklus
nach einheitlichem Plane in derselben
Werkstätle geschaffen sei, wobei Meister
und Gesellen tätig »weit, so daß die
Ausführung keine ganz gleichartige wurde.
Als Monogramm findet man: SVIVZ

S. M, ST. M., sowie das Wappen der
Murer von Zürich. „Wir »'erden daher
kaum irren, wenn wir die Entwürfe dem
bekannten Züricher Maler und Kupfer-
stecher Stoffel (Christoffel) Murer zn-
schreiben und die Ausführung in die
Werkstätte seines Vaters, des Glasmalers
Jos. Biurer, verlegen, obschon sich dagegen
nicht unbegründete Einwände erheben
lassen." Die Scheiben halten im Laufe
der Zeit sehr gelitten und mußten in den
Jahren 1872 1880 einer Restauration,

aber glücklicherweise einer sehr gelungenen,
unterworfen werden; namentlich mußte
manche der kleinen Darstellungen neu her-
gestellt werden. Doch wird, so gut diese
auch gelungen sind, der genaue Beobachter
und Kenner den Unterschied der alten und
neuen Bildchen leicht herausfinden: wie
flott, leicht, mühelos hat der alte Meister
die Bildchen hingeworfen, während die
herbe, unsichere Spachtel des Restaurators
äußersten Fleiß kennzeichnet.

Wenn auch, >vie oben gesagt, die glas-
malerische Durchführung nicht durchaus
gleichartig, auch die Zeichnung in ihren
Eiuzelnheiten nicht ganz einheitlich ist,
„zählen diese Scheiben, ivie schon Lübke
sagt, zu den allet schönsten, die in der
Schweiz anzntreffen sind. Ihre Technik
zunächst bekundet volle Meistexschaft; Kraft,
Glut und Klarheit der Farbe, überaus
wirksame Zusammenstellung vereinigen sich
zu einer seltenen Pracht und Schönheit
des Ausdruckes". Wenn man vor diesen
Scheiben gestanden ist, muß man unbe-
dingt in dieses Lob einstimmen. Es ist
das wohl das Großartigste, was man in

der Kunst der Schweizer Glasmalerei
finden kann, aus ein und derselben Zeit
und wohl auch von ein und demselben
Meister einen so großen und so herrlichen
Zyklus von Scheiben zu finden. Auch ihre
Technik gehört noch der besten Periode
dieser Kunst an: hier sind noch bis zu
einem gewissen Grade eigentliche Mosaik-
glasmalereieu, ihre Hauptbilder bestehen
nur aus Hüttengläsern und zwar sieht
man schönstes Gelb, herrliches Blau und
Grün; sie haben alle weißen Hintergrund,
in den nur einige Ranken oder gelbe
Girlanden gezeichnet sind. Die llm-
rahmnngen sind außerordentlich reich und
in den verschiedensten Motiven gehalten,
die Architektur derselben ist belebt von
Säulen, Kandelabern, Hermen, n. s. w.
Betrachten wir einige Scheiben:

O II 3, Figurenscheibe von Bern:
Links St. Binzentins und rechts St. Lau-
rentiits. Dazwischen Monogramm des
Glasmalers und 1579. Oben die Mar-
tyrien der beiden Heiligen; unten Arche
Noah und Sündflnt. Eine Prachtscheibe.
In der stahlblauen Rüstung des heiligen
Binzentins prächtig gezeichnete Ornamente.
Daß die Arche Noah neu ist, sieht man
sofort.

Nr. 11. Figureuscheibe von Unter-
walden. St. Petrus und Paulus (ans
dein Schwert das Mouogranu»: S. M.).
Oben das Martyrium beider, unten links
Simson mit dem Löwen, rechts David
und Goliat, beide neu. Gehört zu den
sckönsten Scheiben dieser Abteilung, herr-
lich gezeichnete Köpfe. Petrus hat blaues
Ober- und gelbes Unlergewand, Paulus
rotes Ober- und iveißes Uutergewand.
Die Martyrien sind flott gezeichnet und
fein ansgesührt.

9h'. 13 ist vorzügliche Figureuscheibe
von Glarus. Links St. Fridolin, welchem
der vom Tode erweckte llrsus die ver-
lorene Urkunde bringt, rechts ist wohl
Sl. Nikolaus, wie er nach der Legende
ein vom Hanse iveggelaufenes und von
einem bösen Geiste getötetes Kind vom
Tode erweckt. Oben links: Erweckung des
toten Ursns, rechts zeugt er für Fridolin
in der Gerichtsoersammlung. Unten links
Daniel in der Löwengrube, rechts der
Prophet Jonas, beide neu.

Nr. 25 vorzügliche Figureuscheibe von
Appenzell mit der heiligen Jungfrau und
 
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