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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

DOI issue:
Nr. 11
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurierte Kirchen, [32]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0117

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105

und Verpnharbeiten mt Kirche und Turin,
einschließlich der nietertiefen Umgrabung
und Zementiernng an dein äußeren Kirchen-
sockel mit snbterraner Wasserleitung, ivaren
dein Werkmeister Karl Kees in Tettnang
übertragen. Kirche und Tnrni wurden
auch iiiit einem Blitzableiter von Leuthi
in Stuttgart versehen. Der gesamte Bau-
kostenansivand, der ans Mitteln des Nen-
banfonds bestritten wurde, belief sich auf
rund 52 000 Mark.

Nachdem nun die Kirche in ihrer äußern
Architektur so hergestellt war, konnte im
Sommer 1903 an die innere Aus-
schinückung gegangen werden. Diese sollte
eine vollständige werden und sich ans De-
korations- und Figurennialerei und auf
Neuoviernng der Altäre n. s. iv. erstrecken.
Für die dekorative Ansinalnng der
Kirche — nin mit dieser zu beginnen —
wurden die beiden Maler Schiller und
Osterulaier von Ravensburg berufen
und mit Fertigung von Skizzen beauftragt.
Sie stellten sich hier die richtige Aufgabe,
das Helle, geränuiige Innere der Kirche
durch stilgerechte, möglichst selbständige und
nicht alltägliche Ornamentik und durch gute,
fein abgewogene Flächentönung in harmoni-
schen Einklang zu bringen mit der Fignren-
malerei einerseits und anderseits mit der
im Chor sich befindlichen Gipsarchitektur
und der ganzen Stukkaturornamentik. ES
sollte das mit wenigeu Mitteln und in
schlichter Einfachheit bewerkstelligt werden,
was allerdings die Aufgabe schwieriger
gestaltete. Denn es ist immerhin leichter,
ein durch seine reiche Architektur von vorn-
herein gegebenes, d. h. gegliedertes
Kircheninneres richtig zu dekorieren, als
in einen großflächigen Ranin einfache und
ruhige Farbeuharinonie und damit eine
richtige Zusainnlenstiniinnng mit der übrigen
Ausstattung der Kirche zu bringen. ES
zeigt nur der Plafond des Schiffes durch
die Kunst des Architekten eine reichere
Gliederung, indem hier, ivie oben gesagt,
die große Fläche der Decke durch eine
interessante Kassetriernug eingeteilt ist, und
eben diese Gestaltung sollte durch die Be-
malnng noch mehr gehoben und noch mehr
znm Ausdruck gebracht werden. Und es
ist jetzt wirklich auch die Decke des Schiffes
zu dein harmonisch getönten, mit weißem,
zum Teil vergoldeten Stuck versehenen

Chor in schönen Einklang gebracht. Um
die verhältnismäßig breite Fläche des
Schiffplafonds höher und leichter erscheinen
zu lassen, wurden von den vier der Länge
nach sich hinziehenden Kassettenreihen je
die Felder der zwei mittleren Reihen
reicher dekoriert und dazu noch mit Bildern
versehen. Dagegen erhielten, die Felder
der zwei äußeren Reihen der Kassetten
eine einfache Einteilung durch Friese mit
Füllnngsmalerei, ivclche sich dem klebrigen
nnterordnet. Mit Recht durch besonderen
Schinnck ausgezeichnet wurde der Chor-
bogen : wir sehen eine prächtige, durch
Engel getragene Bluinen- und Früchteu-
girlande auf Goldgrnnd gemalt: auch die
Fensterleibungen haben, besonders im Chor
der Kirche, schöne Ornamente mit origi-
nellen Motiven. Unter den Fenstern selbst
zieht sich eine breite, kräftige Bordüre hi»,
welche einerseits die eintönige Wand ab-
schließt, anderseits gleichsam die Stelle
eines tragfähigen Architekturteiles ersetzen
soll; denn auf ihr ruhen gleichsam die
Wände und die Decke. Was die Technik
der Dekorationsmalerei anlangt, so wurde
diese zuiii Teil in Oel- und Wasserkasein
ansgeführt, und zwar die mehr mit der
Architektur wirkenden Teile in Deck-, die
Bluinen- und Ornamentmalereien in Lasur-
technik.

Um die Einförmigkeit des großen Pla-
fonds im Schiff zu heben, hat der
Architekt, ivie wir oben gesehen, denselben
in Kassetten eingeteilt, und es gaben so
diese vertieften Felder Gelegenheit, Bilder
und Ornamente niifznnehmen. Es wurden
denn auch die beiden mittleren Kassetten-
reihen dazu bestimmt, acht .Kompositionen
anfzunehinen, wovon sechs die Legende
des hl. Gallits, des Kirchenpatrons,
behandeln, während die beiden über der
Empore die Patrone der Musik, den König
David und die hl. Cäcilia, zuiii Gegen-
stand haben. Diese sämtlichen Dar-
stellungen wurde» dem Kunstmaler H. Sie-
be ilrock in Stuttgart übertragen.

Was nun die legendarischen Darstel-
lungen des hl. Galliis betrifft, so sehen
ivir folgende Scene»: das erste Bild,
rechts ob der Orgelempore angefangen,
zeigt, wie der hl. Gallus die
Götzenbilder zerschlägt. Die Le-
gende erzählt, daß sich der hl. Kolumban
 
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