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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 11
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurierte Kirchen, [32]
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0119

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107

sein Unternehmen. Dieses Kreuz, wenn
auch nur in den Hintergrund gestellt, hätte
den denkwürdigen Ort der Gründung
des Klosters St. Gallen angedeutet.

Das vierte Feld enthält die Heilung
der Tochter des Herzogs Gnnzo.
Nach einiger Zeit kam ein Bote zum
hl. Gallus mit der Kunde, daß des Her-
zogs Gnnzo einziges Tvchterlein Friede-
bnrga, das bereits bcm König Siegbert
zur Braut bestimmt war, schwer krank
darniederliege, von einem bösen Geist be-
sessen sei und Gallus kommen solle, sie zu
heilen. Wir sehen in unserer Dar-
stellung, wie der Heilige in das Gemach
der kranken Tochter, die eben im Schoße
ihrer Mutter liegt und vom bösen Geiste
geplagt wird, mit seinem Diakon und
zwei weiteren Begleitern, die Kreuz und
Weihwasser tragen, kommt. Die Mutter
hält mit beiden Händen ihre Tochter,
während der Gottesmann in heiliger Ruhe
und Würde dasteht und segnend seine
Rechte gegen sie erhebt, während der Herzog
rückwärts steht und mit Entsetzen dein seine
Tochter verlassenden Dämon nachschant.

Nachdem der hl. Gallus die Tochter des
Herzogs Gnnzo geheilt hatte, wollte letz-
terer, wie die Legende weiter erzählt, ihn
auf den eben erledigten Bischofssitz von
Konstanz erheben, aber der Heilige wei-
gerte sich standhaft. Als dann später auch
die Geistlichkeit und das Volk in ihn
drang, empfahl er ihnen den Diakon
Johannes von Grabs, den er früher
kennen gelernt und noch weiter in der
Kenntnis der heiligen Schrift unterrichtet
hatte. Wirklich wurde auch Johannes ge-
wählt und sogleich von den anwesenden
Bischöfen konsekriert im Jahre 614 ober 615.

(Fortsetzung folgt.)

Literatur.

Rom. Dioni ist der Brennpunkt der christliche»
und heidnische» Welt, die Sehnsucht eines jeden
katholischen Herzens, der Zaubergarten deS Ge-
schichtsforschers und Archäologen, das Paradies
des Künstlers.

Es gibt keine Stadt der Welt, an welche sich
so viele und gleich großartige Erinnerungen knüpfen.
Von jeher ist Nom, das Jahrtausende lang den
Mittelpunkt der ganzen Weltgeschichte bildete, für
die gebildete Welt von einem märchenhaften Nim-
bus uinwobe». Für den gläubigen Katholiken
aber ist eS nicht bloß die Stadt der Knnstschätze
und Paläste, der herrlichen Kirchen tvid Plätze,

sondern auch die geistige Metropole der Welt,
die Stadt der Päpste und daniit auch das Herz
der über den ganzen Erdkreis verbreiteten katho-
lischen Kirche, die Grundsäule des Christentums
und jeder christlichen Ordnung.

Ist es darum zu wundern, meint die stolze
Roma, die eivige Stadt, so oft schon in Werken
verschiedenster Art geschildert worden ist?

So reich nun auch die Literatur ist, ein neues
Werk über Nom hat zweifellos seine Berechtigung,
wenn anders der Verfasser zur Bewältigung des
grandiosen Stoffes durch eigene Forschungen und
genaueste Kenntnis der Geschichte überhaupt und
der der katholischen Kirche und Noms insbesondere
befähigt ist.

Nu» liegt uns ein Werk vor, von dem wir
in der Tat glauben, behaupten zu müssen, daß
ein solches bisher noch nie geschrieben wurde tmd
auch von niemand anderem so geschrieben werden
konnte als eben von detn hochverdienten Rektor
am Catnpo Santo in Rom, Dr. A. de Waal.
Dasselbe führt den Titel: Roma Sacra. Die
ewige Stadt in ihren christlichen Denkmälern
alter und neuer Zeit. sMk. 12.—; gebunden
Mk.14.—. München,AllgemeineVerlagsgesellschaft.)

Im Vorwort sagt der Herr Verfasser ebenso
zutreffend wie wahr und schön: „Aber um eine
Koma Sacra zu schreiben und die heiligen Denk-
mäler des christlichen Altertums, des Mittelalters,
die herrlichen Blüten der Renaissance und ivas
hier bis auf die Gegenwart geschaffen ivorden
ist, zu schildern, dazu reicht der Aufenthalt von
einem oder anderen Jahr nicht aus, um dann
zu Hause das Gesehene aus Büchern zu ergänzen.
Nein, dafür muß man ein ganzes Lebensalter in
Nom verweilt iinb sich immerdar mit diesen Dingen
beschäftigt haben; da muß man sich ebetiso in
den Katakomben ivie in den Kirchen Noms aus-
kennen; man muß endlich in das ganze innere
Leben und Fühle» Roms eiugedrungeu sein Erst
nachdem ich 60 Jahre in der ewigen Stadt ver-
weilt hatte, konnte mir der Gedanke kommen,
die Koma Sacra zu schreiben. Die Schöpfungen
einer jeden Epoche nach ihrem Kunstwerte zu
würdigen, den Geist, der aus ihnen redet, unserem
Geiste verständlich zu machen, aus allen kleinen
und großen Blumen in dem weiten Garten den
Honig der Belehrung ilnd Erbauung zu saugen,
das war die Aufgabe, die ich zu lösen versucht
habe. Ich konnte sie nicht löse», ohne zugleich
von Jahrhundert zu Jahrhundert das ganze inner-
kirchliche Rom zu erfassen, ivie es erwachsen, auf-
gestiegen, gesunken und wieder emporgeführt wor-
den ist. Und da mußte das Auge denn immer
wieder über die Mauern der ewigen Stadt in
die Welt, in die tveite Welt hinnusschaue», denn
Rom ist doch stets das Herz gewesen, in welchem
das gesamte Lebe» der Kirche pulsiert hat."

Es ist ein überaus stattlicher Band von 752 Sei-
ten in groß Oktav. „ Sollte das Buch seinen
Ziveck erfüllen, dann mußte es auch mit einer
Fülle von Illustrationen ausgestattet sein." Und
wahrlich, der durch seine verschiedenen Prachtwerke
vorteilhaft bekannte Verlag hat es an nichts fehle»
lassen: außer zwei mehrfarbigen Tafelbildern
enthält es noch 533 Textabbildungen in tadel-
loser Ausführung.
 
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