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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 11
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0120

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108

Den übernus reichen Inhalt gliedert de Waal
in folgende siebe» Kapitel: 1. Gründung der
römischen Kirche. 2.Jni Jahrhundert des Triumphes.
.». Das heilige Noin in den Tagen Karls des
Grossen, -l. Bor dcni Exil von Avignon. 5. Noni
im Jahre 1530 beim Besuch des deutschen Kaisers
Karls V. (>. Rom als Pius VI. in die Ge-
fangenschaft nach Frankreich überführt wurde.
7. Rom im Jubeljahre 1900.

Die einzelnen Kapitel weisen wiederum eine
Reihe von Abschnitten auf, deren Einteilung schon
erkennen läßt, welch reichen Genuß das ganz?
bietet, und gerne pflichten wir dein Verfasser bei,
wenn er am Schlüsse seines herrlichen Werkes
schreibt: „Aufsteigen und Sinken, ein Wechsel
von Licht und Schatten, ein blumenreicher Früh-
ling und frostig öder Winter, und doch ist in all
dem Vergänglichen ein Unvergängliches, Stän-
diges, Unwandelbares, in all dein Natürlichen,
Menschlichen, Zeitlichen ein höheres, eiviges Ele-
liient, das ist der GesWteindrnck, den die
Wanderung durch die hciligei, Denkmäler Roins
auf einem Weg von >9 Jahrhunderten auf uns
gemacht hat. Die alteil Kaiser, die Goteii, die
Bhzantiucr, die Deutschen, einheimische Fürstcn-
ge schlecht er, die französische Republik, das Königs-
haus von Savolicn, sie haben in der Herrschaft
geivechselt: Eines hat nicht gewechselt; im Wandel
der Jahreszeiten, unter Sturm und Sonnenschein
ist der Bauiil stets derselbe geblieben, in steteii,
Wachsen und immer reicherer Fruchtbarkeit."

Der verehrte Herr Verfasser führt den Leser
nii der unermeßlichen Fülle von Roms Kunst-
schätzen Jahrhundert um Jahrhundert vorüber
und bereitet ihn so zu einer Wallfahrt nach Rom
vor. Das Buch wird ih>i> sein bester Begleiter
sein und nach seiner Rückkehr alle die Eindrücke
in ihm wach erhalten und aufsrischen, die Geist
und Herz gleichnläßig in so reichem Maße em-
pfangen haben. Roma Sacra von de Waal ist
in der Tat eine kostbare Mitgift fürs ganze
Leben. Der Leser ivird es mit jenem dankbaren
und wohligen Gefühle aus der Hand legen, das
auf erlebte Stunden innerlichen Genusses und
geistiger Anregung folgt.

I l l u st r i e r t e Geschichte der deut-
schen Literat» r von den ältesten Zeiten
bis zur Gegenwart. Von Professor Dr.
31»fei m Salzer, München. Allgemeine
Berlngsgesellschnft in. b. H. (Vollständig
i» 25 Liefernngcn ä Mk. 1.—.)

Wir zeigen obiges Werk zuin drittenmale an,
nachdem uns bereits die 17. Lieferung zuge-
gangen ist. Je weiter das Unternehmen vor-
wärts sch, eitet, desto sicherer scheint uns der Ver-
fasser den gewaltigen Stoff zu beherrsche», desto
üefer seine Aufgabe zu erfassen. Das zeigt uns
wieder besonders die treffliche und eingehende
Würdigung, die er in dem 10. und 11. Hefte
unserem Rationalepos, dem Nibelungenliede,
«»gedeihen läßt. Nachdem mit der 15. Lieferung
der erste Hauptabschnitt des Werkes bis
z»»> Anbruch der neuhochdeutschen Zeit sozusagen
abgeschlossen vorliegt, kann man ein vorläufiges

zusannnenfassendes Urteil über diesen Abschnitt
geben. Und da dai f man unbedingt darauf Hin-
weisen: es ist nicht Zufall und nichts Gemachtes,
sondern es liegt in dem großartigen Werke selbst,
baß die bisherigen Lieferungen »ach Inhalt, Stoff
und Illustration uneingeschränkt die vollste Aner-
kennung in allen maßgebenden Kreisen gefunden
haben. Wenn in der Frankfurter Umschau gesagt
wird: „So viele Literaturgeschichten auch im
Handel sind, das vorliegende Werk stellt sie textlich
sowie durch die reiche Ausstattung weit in den
Schatten", so unterschreiben wir dieses Urteil
gerne und es erscheint uns deshalb auch besonders
bemerkenswert, weil es zeigt, daß Salzer auch
in nkatholischen Kreisen die vollste Würdigung
und uneingeschränkte Anerkennung zu teil wird.
Der Standpunkt des Verfassers ist der positiv
christliche und zwar der katholische; dadurch
sollte sich aber niemand von dem Studium des
Werkes abhalten lassen; es finden sich verschie-
dene Partien, aus denen inan sich ein Urteil
über die Stellungnahme des Verfassers bilden
kann, so namentlich die Bewertung ter Persön-
lichkeit Gregors VII. und Innozenz' 111. und der
Stellung Walters von der Vogclweide zu letzterem.
Man wird da bald erkenne», daß die Ansichten
des Verfassers maßvoll und gerecht sind und daß
gerade sein Standpunkt ihm für einen guten Teil
der Dichtungen des Mittelalters erst das richtige
Verständnis anbahut (Religiöse Dichtung, Marien-
bilder).

Was aber diese herrliche, großangelegte Li-
teraturgeschichte auch äußerlich noch vor andern
in hohem Grade auszeichnet, das ist ihre ge-
radezu g l ü u z ende Illustrativ ». Da ist
es keine Phrase, zu sage», daß der Verlag keine
Mühen und Opfer gescheut hat für die aus diesem
Gebiete noch unerreichte Ausstattung. Nach jeder
Hinsicht reiflich erwogen und mit Bedacht aus-
gewählt, diene» die unvergleichlich schönen, original-
treuen Reproduktionen alter Schriftdenkmäler,
nüe keine Literaturgeschichte in diesem Umfange
und in dieser Auswahl sie bietet, vor allem zur
Belehrung und zur Förderung deS Verständnisses
des Textes. Sie spiegeln die Kultur der alten
Germanen in trefflicher Weise wieder, zeigen die
Entwicklungsstufen der Schrift, die unbeholfene
Ausführung bildlicher Darstellungen in der Mi-
niaturmalerei, die Ausstattung der Büchertitel in
verschiedenen Zeiten, die Handschrift unserer Li-
teraturgrößeu in Faksimiledrücken und natürlich
auch ihre Bildnisse. Besonders aber in farbigen
Tafeln ist Hervorragendes geleistet. Geradezu
köstlich ist in den beiden letzten Lieferungen (10
und 17) „Der Turmbau zu Babel" und die
„Scene aus dem „Renner" des Hugo von Trim-
berg". Wie wertvoll müßte diese Literatur-
geschichte besonders auch — und wertvoll ist sie
für jeden Gebildeten — für unsere Heran-
wachsende Jugend, die Schüler höherer Lehr-
anstalten, sein! 10

Hiezu eine Kunstbeilage:

F l ü g e l a l t a r in der S t a d t p f a r r k i r ch e
z u H o r b.

SluNgar!, Buchtructerel der !!!kl.-Ees. .Dcalfcher Bctksb!-!!'.'.
 
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