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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 12
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Bach, Max: Zur Grünewald-Forschung
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurierte Kirchen, [33]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0129

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noch eine Reihe von Handzeichnnngen er-
wähnt, einzelnes auch abgebildet.

Die fleißige Arbeit, welcher am Schlnsse
eine große Zahl Aninerkniigen beigefügt
sind, wird reichlich Gelegenheit geben zn
weiteren Studien über den Meister, welcher
in seinen Werken einzig in seiner Art da-
sieht ; eilt wahlverwandter Vorgänger und
Prophet Neinbrands, dein Meister des
Helldunkels.

Lin Gang durch restaurierte
Kirchen.

28. Kattnan, OA. Tettnang.

Von -Pfarrer D o tz e l.

(Schluß.)

Diesen Vorgang ans dein Leben des
hl. Gallus, wie er die Bisch ofs-
w ü r d e a n s s ch lägt und seine n
M itbrnder Johannes hiezu vor-
schlägt, zeigt die fünfte Darstellung
unserer Deckengemälde. Wir finden hier
den Vorgang im Chore einer romanischen
Kirche. Ein Bischof erscheint mit Stab
und Mitra, um solche dem daknienden
Heiligen zu übergeben; dieser aber weist
mit der Linken die Insignien sanft zurück
und zeigt mit der Rechten auf den hinter
ihm knienden Bruder Johannes, der als
Begleiter zwei Diakone bei sich hat, in
denen die Porträts des Ortspfarrers und
seines Kaplans zn erkennen sind. Im
Hintergrnnde sieht inan die geheilte Tochter
des Herzogs und diesen selbst mit seiner
Gemahlin.

Die letzte Darstellung zeigt den Tod
des Heiligen. Zum letzteninale stieg
der hl. Kallus am Kirchweihfeste zu seinem
Freunde Willimar nach Arbon hinab und
bestieg hier als altersschwacher Greis die
Kanzel und hielt eine kraftvolle Predigt,
— es war seine letzte. Drei Tage da-
nach, erzählt die Legende, ergriff ihn ein
Fieber, und mit den heiligen Sterbsakra-
menten versehen, starb er, 95 Jahre alt,
in den Armen seines Freundes Willimar.
Wir sehen in diesem Felde den Heiligen
ans einem Schrägen liegen, mit einem
grünen Teppich bedeckt. Sein Freund
Willimar (es soll das Porträt des
sel. Münsterpfarrers Brngier in Konstanz
sein) reicht ihm die heilige Koininnnion,
während sein Diakon die Kerze trägt und

ein anderer seiner Schüler die Hände ge-
faltet hält und ihn ans die Wegzehrung,
den Leib des Herrn, hinweist. Der Vor-
gang spielt sich in der einfachen Zelle des
Heiligen ab, wo man nur ein Fensterchen
und einen kleinen Tisch erblickt, ans dem
ein Kruzifix steht. Oben erscheinen die
Engel des Himmels mit der Siegeskrone.

Wir haben diese Gemälde einer ein-
gehenden Besprechung unterzogen, weil sie
zu den eigentlichen Knnstiverken in unserer
Diözese gerechnet werden müssen. Es
zeigt sich in ihnen eine geistvolle, glückliche
Erfindungsgabe, ein vorzügliches Kompo-
sitionstalent und ruhige, harmonievolle
Farbengebung. Sie werden bis in die
spätesten Generationen eine wahlberechtigte
Verherrlichung desjenigen Heiligen sein,
dem die Seegegend ja in erster Linie ihre
Christianisierung verdankt. Wir haben
sie auch deshalb hervorgehobe», weil noch
immer so manche Dekorationsmaler ihr
Unwesen in Figurenmalerei treiben und
sogar im „Komponieren" sich versuchen
— sei es auch nur nach einem Gebetbnch-
bildchen —, aber „Kunstwerke" in unsere
Kirchen liefern, die weder dem betreffenden
heiligen Gegenstand »och auch den Kirchen-
rektoren, die sich mit solcher Malerei be-
gnügen, zur Ehre gereichen.

Außer diesen legendarischen Darstel-
lungen im Schiffe der Kirche zu Gattnau
hat Meister Sieben rock auch an dem
Plafond des Chores eine große Kompo-
sition geschaffen, nämlich das heilige
Abendmahl. Wir sehen in einem
großen Saale mit zwei Oeffnnngen im
Hintergrnnde einen dreiteiligen Tisch, um
den sich die Apostel verteilt haben, indem
sie znin Teil sitzen, 511111 Teil knien, um
vom Heiland die heilige Speise ansgeteilt
zu erhalten; eben ist der hl. Petrus an
der Reihe, der mitten im Saale vor dein
Heiland kniet und die heilige Koininnnion
empfängt. Wir haben hier also die rituelle
Feier des heiligen Abendmahles dargestellt,
wie sie in dieser Art zuerst von Fra An-
gelico da Fiesole in einer der Zellen von
San Marco zn Florenz gegeben wurde.
Wir sehen dort die Tafel aus zwei Teilen
bestehen, welche rechtwinkelig znsammen-
stoßen; in dem dadurch gebildeten Winkel
sehen wir den Herrn stehend, welcher in
der Linken den Kelch mit Patene und
 
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