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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 24.1906

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Nr. 2
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Groner, Anton: Ueber die Historienzyklen der Sixtinischen Kapelle, [1]
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Bogner, Heinrich: Die Bedeutung des Aachener Oktogons als Zentralbau, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15939#0026

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so daß bic Beweinung Deut. 34, 8 nur
von einer allgemeinen Vokkstraner ver-
standen werden kann.

Das Gemälde der Eingangswand, von
Signorelli, der Kampf des Erzengels
Michael mit Satan um den Leichnam
des Moses, ging gleich dem Auferstehnugs-
dild beim Einsturz der Wand zu Grunde
und wurde später in einer greulichen Aus-
führung neu gemalt. (Fortsetzung folgt.)

Dio Bedeutung des Aachener Okto-
gons als Zentralbau.

Po» H. Bogner-Iiegensburg.

(Schluß.)

Man hat jedoch auch eigentliche
Kirchen nach dem Vorbilde der heiligen
Grabeskirche aufgeführt. Von der Kirche
des Kurator in Konstantinopel wird dies
ausdrücklich bezeugt?) Zudem macht
kluger -) auf die merkwürdigen Ruudkircheu
in Abessynien aufmerksam, bei welchen die
'Aehnlichkeit mit dem Felsendom oder der
Moschee Omar in Jerusalem auffallend
ist. Weiter sind solche Rund- oder Okto-
gonkirchen zu beachten, welche den Titel
des heiligen Grabes führen, obgleich damit
noch keineswegs gesagt ist, das; alle solche
Grabkirchen auch genaue Wiederholungen
des heiligen Grabes in Jerusalem seien?)

Die Nachbildung des heiligen Grabes
bei Grabkirchen kann uns nicht mehr über-
raschen, nachdem wir wissen, daß sogar
die Grabstätten der beiden Apostelfürsten,
die des heiligen Petrus und die des heiligen
Paulus, die Vorbilder waren, nach welchen
sich die Sendboten des Christentums bei
ihren Gründungen richteten?)

Die altchristliche Zeit kennt anfänglich
nicht die Beisetzung von Laien in der
Gemeindekirche. Sie erlaubte ihnen nur,
sich Einzelkirchen, Grabtempel, Monasterien
für ihre irdischen Ueberreste zu erbauen?)

') Salzenberg, B., Altchristliche Baudeukmale
vonKonstantinopel von: 5.—12. Jahrhundert.
Berlin >854. S. -4 (Eusehii vit. Const. lib. 111
cap. 25).

■) kluger, S. 38 (». Heider, S. 56).

•') Springer, A. H„ Die Baukunst des christ-
lichen Mittelalters. Bonn 1854. S. 45.

') Essenwein. Aug., vaudbuch der Architektur.
Tarmstadt 1886. S. 35. — Förster, CS., Tie
deutsche Kunst in Bild und Wort re. Zweite
Lieferung. Leipzig 1877. S. 27.

") Weingärtner, S. 44.

Erst als später die Beerdigung von Laien
in den Kirchen gestattet wurde, lag kein
Hindernis mehr vor, Grabbanten zugleich
als Gemeindekirchen zu errichten. Es er-
scheinen daher etwa vom 6. Jahrhundert
an einzelne Zentralbauten, welche, den
altheidnischen Grabbauten ähnlich, über
den Gräbern der Vornehmen anfgesührt
wurden und mit einem Chore für die Prie-
sterschaft sowie einem Altarraum versehen
waren. Das Grab m a l w a r d damit
zur Kirche, die Grabkirche zur
Gemeindekirche?)

So erfolgt denn die Anwendung des
Zentralbaues ans kirchliche Nebenformen,
wie Grab- und Denkmalkirche genannt
werden, im engen Anschluß an die neuen
Bedürfnisse?)

Da nach dem Dargelegten die Grab-
nnd Denkmalkirche nur einen Sinn hat,
wenn irgend ein Gegenstand den sachlichen
und idealen Mittelpunkt bildet, um
dessentwilleu das Gebäude errichtet ist,
wenn gewissermaßen als Anfbewahrnngs-
vrt, als äußere Hülle eines in der Mitte
befindlichen Gegenstandes (Grab, Stein,
Fußspur u. dgl.), ein Raum geschaffen
werden soll?) so wurde die Zentralsorm
für Grabkirchen schon in früherer Zeit
gegenüber der Basilikalform bedeutend be-
vorzugt.

So selten nun Oktogonbanten im
klassischen Altertum waren, einer um so
auffallenderen Beliebtheit erfreuten sie sich
bei den Galliern, deren Werken die okto-
gonale Form geradezu eigentümlich war?)
Das Gleiche gilt allgemein für Grab- und
Denkmalkirchen.

Daß die so alte, so ansgebreitete und
so dauernde Gewohnheit der baulichen An-
wendung des Oktogons sich auf eine damit
verbundene, tiefliegende Vorstellung gründe,
deren Ursachen wir wohl gar in der Zeit
vor der christlichen Gottesverehrnng suchen
müßten, ist indes kaum anznnehmen?)

') Essenwein, S. 94.

2) Dehio, G., und v. Bezold, G. S. 20.

3) Essenwein, S. 50.

4) Montfaucon, liern. de, L’Anliquilö ex-
piiquee et represenlee en tigures. Tome IV.
Premiere Partie, l.e culte des Grecs et des

| Romains. Paris 1729. p. 1757-

5) Büsching, Joh. Gust., Tee Deutschen Leben,
Kunst und Wissen im Mittelalter. 1. Bd. Breslau

, 1817. (lieber die achteckigte Gestalt der alten
 
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