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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 24.1906

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Nr. 3
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Giefel, Joseph Anton: Geschichte des katholischen Gottesdienstes in Ludwigsburg, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15939#0032

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i n t o v i ui istis ch u u b auf W ohlve.r- j
halten hin, ohne es zur Konse-
f|uen3 anziehen zu können, ihren
cultus exercieren dürfen.

Die Klagen der Protestanten über Ans-
schreitnngen der Katholiken bei Ausübung
ihrer religiösen Handlungen hörten nicht
auf. Da waren es in erster Linie die
katholischen Hanstansen, deren vorschrifts-
mäßige Anzeige beim evangelischen De- ,
kanatamte immer nnterlaffen wurde. So
ließ der Schloßkastellan Veit Schnierl sein
Kind von einem Kapuziner im Schloß
taufen. Tanfzengen waren Oberstleut-
nant Frisoni und die Hofmalerin Eo-
lomba. Großes Aergernis erregte es an-
geblich, daß bei der Beerdigung einer
katholischen ledigen Weibsperson ein Kreuz
vorangetragen wurde oder daß bei ihren i
Beerdigungen überhaupt die Katholiken
so zahlreich erschienen. So waren in
einem Falle 230 Personen gezählt wor-
den. Auch ließen die Katholiken ihre
Toten nicht ans dem ihnen angewiesenen
Platze in Lndwigsbnrg, sondern in Oef-
fingen begraben. Gegen letzteres wollte
man zwar keine Klage erheben, aber eS
sollte immer in aller Stille und ohne die
gewöhnlichen Zeremonien vor sich gehen.
Mit dem Läuten eines Glöckleins nächst
dem Schloß sollten die Katholiken das
Zeichen zur Messe und nicht von und zu
der Arbeit gegeben haben. „Dem Fri-
soni," so entschied der Herzog, „könne man
nicht verwehren, jemand znr Aussicht seines
Gartens zn bestellen. Es mußte dies aber
nicht gerade ein Meßner sein." Weiter
verlangten die Protestanten, der Herzog
»löge für die Zukunft die katholische Schule
und Kinderlehre nicht mehr dulden. Die
größte Bennrnhignng aber rief eine Aenße-
rnng Frisonis hervor, er beabsichtige,
wegen starken Anwachsens der katholischen
Gemeinde, sein Gartenhaus erweitern zn
lassen.. Damit brachte man ein an den
Herzog i. I. 1729 gerichtetes Bittgesuch
des Oberbaumeisters Paul Retli, seinem
Bruder Leopold den zwischen des Geh.
Aats von Schlitz Hans und des Oberst-
lentliat Frisoni Gartenhaus gelegenen Platz
znm Banen zn überlassen, in Verbindung.
Ein Lndwigsbnrger Chronist schreibt über
diese Periode: Wirst man einen Blick
auf den abgelansenen Zeitraum, in dem

Lndwigsbnrg gegründet wurde, zurück, so
sieht man, daß die Katholiken, angelockt
durch die Privilegien, zahlreich nach Lnd-
wigsbnrg kamen — 1733 waren es gegen
600 Seelen —, in der Hauptsache aber,
in Sachen der Religion, kam es durch die
Intoleranz der Regierilng und Landschaft
so weit, daß statt des oft nnd feierlich
zngesicherten liberi et publici cultus nnd
des Rechts, eine Kirche zn bauen, die
Katholiken nur noch toleriert wurden.

B. unter Herzog Karl Alex a n d e r
(31. Okt. 1733 — 12. März 1737).

Karl Alexander war am 28. Oktober 1712
in Venedig znr katholischen Kirche über-
getreten. Dieser Schritt hatte wie natür-
lich in Württemberg große Bennrnhignng
hervorgernfe». Er hatte daher am 28. Ro-
vember 1729 von Belgrad ans sich schrift-
lich verpflichtet, zn keiner Zeit mit der
evangelischen Religion eine Aendernng
vornehmen zn wollen. Diese Erklärung
wiederholte er mehrmals, znletztin den Reli-
gionsreversalien vom 17. Dezember 1733.

Die Protestanten hegten bald Befürcht-
ungen wegen ihres Glaubens, die Katho-
liken durften aber nicht viel hoffen, denn
ein katholischer Fürst in Altwürttemberg
konnte von der Landschaft scharf bewacht
in der Tat seinen Glaubensgenossen weniger
Freiheit gewähren, als ein protestantischer
Fürst, denn was bei diesem Milde und
Nachsicht war, das erschien bei jenem als-
bald als ein Attentat gegen den evange-
lischen Glauben.

Zn der Frage, ob die yiesigen Katho-
liken ein Recht ans Ausübung ihres Gottes-
dienstes hätten, sollte der Herzog bald veran-
laßt werden, Stellung zn nehmen. In Lnd-
wigsbnrg hatte nämlich der Spezial Stahl-
egger nnd Stadtvogt Glaser im Auftrag
des Geh. Rats den Katholiken Z am
24. Dezember 1734, ohne solches vorher
dein Herzog anznzeigen, die öffentliche
Ausübung des katholischen Gottesdienstes
untersagt. Nicht ohne großes Befremden,
schrieb der Herzog am 20. Januar 1735
an den Geh. Rat, sei ihm zn Ohren ge-
kommen, wie sie sich ermächtigt hätten,
die den Lndwigsbnrger Katholiken konze-

i) Tie Anzahl der Katholiken hatte sich von
600 (1733) in diesem Jahre ans 170 vermindert.
 
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