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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 24.1906

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Nr. 4
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Giefel, Joseph Anton: Geschichte des katholischen Gottesdienstes in Ludwigsburg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15939#0046

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iüiio, Joseph Tamborino, Friede. Ludwig '
Karl Probst, Prenun und Michael Fried-
rich Banhardt deu Herzog, er wöge ihnen,
da sie zu arm seien, den auf Verlangen
der Landschaft abberufenen Hofkaplan
Weickwann oder einen andern auf seine
Kosten anstellen. Die katholische Ge-
meinde scheint auch in diesem Fall wieder
die Fürsprache des Königs von Frankreich
nachgesucht zu haben. Der würzbnrgische :
Geh. Rat und Universitätsprofessor Hin-
dermahler schreibt darüber an den Hof-
kaplan Riedmiller: „Solches dürfe weder
am kaiserlichen Hofe in Wien noch beim
Reichstage bekannt werden, weil der
Kaiser, wenn man mit dessen Beiscite-
setznng fremde Götter anbetete, hiedurch
sehr aufgebracht und seine oberstrichter-
liche Hilfe gewiß versagen würde."

Herzog Karl gab sich alle Mühe, daß
ihm wenigstens die Glocken ans seiner
Schloßkapelle in Ludwigsburg belassen
würden. Vergebens suchte er die Ver-
nlittlung des päpstlichen Stuhles, des
kaiserlichen Hofes, der Kaiserin, der Kur-
fürsten von der Pfalz, Bayern und
Mainz, der Bischöfe von Konstanz, Bam-
berg und Würzburg an.

Tie völlige Schließung der Gemeinde-
kirche, gegen welche die Hofgeistlichkeit in
elfter Linie sich immer wieder wehrte, die
Uebertragnng des Allerheiligsten, Löschung
des ewigen Lichtes und Einhändigung
des Kirchenschlüssels an das Oberhofmar-
schallamt erfolgte erst im Herbst 1772.
Zwar hatte die Landschaft die Demolie-
rung des Altars verlangt. Davon wurde
aber wieder mit Rücksicht auf den Herzog
Abstand genommen. In den Nächten
vom 2i. lns 29. Sept. wurde das ganze
Kirchengeräte in aller Stille unter der
Leitung des Trabanten- und Schloßhanpt-
manns v. Phull in das nahe Schloß
überführt und dort im Vogelzimmer und
den beiden anschließenden Garderoben
niedergelegt. Die Kirche selbst, über
welche die katholische Gemeinde vergebens
ein Eigentumsrecht beanspruchte, wurde
erst 1800 abgebrochen und das Abbruch-
material zur Herstellung der Mauer, welche
das jetzige Zuchthaus mit der ehemaligen

Banhardt baute unter Aufsicht des Fraters
Aegidius 17M auf Kosten des Grafen v. Stadion
das Hospiz auf dein Michels berg beiBönnigheiiu.

Porzellanfabrik verbindet, verwendet; das
Areal aber, 51t Bürgerstücklein unter die
katholischen Bürger verteilt, blieb damals
Eigentum der katholischen Gemeinde.

Hören wir den Bericht des vorgenann-
ten Herrn v. Phnll selbst, den er schrift-
lich über den Hergang an den Herzog
erstattete: „Am 21./22. September habe
ich von dem Herzog die Ordre erhalten,
das Frisonische Gartenhaus zit leeren,
worauf ich dem Kastellan Elesca den Auf-
trag erteilte, die zur Aufnahme der
Kirchengerätschaften bestimmten Zimmer
im Schloß mit Umhängen zu verhängen.
Nachnlittags 4 Uhr holte ich bei dem
Grafen von Montmartin die Kirchen-
schlüssel ab und abends um in Uhr gingen
, ich, der Trabantenlentnant Graf Fugger,
Sergeant Schwebel, der gargon de
meuble und die drei katholischen Por-
tiers feparatim und ohne Licht 31t dem
; Frifonifchen Gartenhaus. Zwischen den
beiden Türen ließ ich Licht schlagen, um
die Fenster inwendig gegen die Straße
hinaus mit Tüchern verhängen zu lassen,
ilm das Aufsehen der Vorübergehenden
und hart nebenan Wohnenden dadurch
nicht zn wecken und mit dem Auszug
einen Anfang zn machen. Ich konnte
aber keinen von den empfangenen Schlüs-
seln finden, welcher die Kirchtüre öffnete,
indem an derselben ein französisches Mahl-
schloß angebracht war, welches der Herzog
selbst ansgewählt und durch den Kastellan
Elesca hatte anschlagen lassen. Die zwei
hinteren Türen aber von der Sakristei
her waren nach des Kastellans Aussage
mit Nägeln verwahrt. Um nun aber den
Gang nicht umsonst gemacht zu haben,
so nahm ich alles in Augenschein, brachte
damit bis nachts llV-Uhr zu und dann
gingen wir in möglichster Stille und ohne
Licht nach Hause.

Am 23. ging ich um 9 Uhr in der
Früh zn dem Grafen von Montmartin,
um ihn zn benachrichtigen, daß mir der
Kirchenschlüssel nicht übergeben worden sei,
welcher dann befohlen, dem Herzog zu
melden, daß dieser höchst notwendige
Schlüssel abgehe. Um 10'/- Uhr gingen
ich und Graf Fugger nochmals in die
Zimmer, die geöffnet waren. In den
oberen. >vo der Hoskaplan Weidmann
gewohnt, fanden wir in einem Kasten eine
 
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