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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 24.1906

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Nr. 5
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Rohr, Ignaz: Eine Ausstellung von Goldschmiedearbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.15939#0056

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lseraiisgegede» und rcbiqicrt von Pfarrer Detzel in 5t. Löristiiia-Ravensbllrg.

Verlag des Kotteulmrqer Diözesaii-tlimstvereiiis;
Kommiffioiisrerlaa von Friedrich Alber in Ravensburg.

.» Jährlich 12 Nmiimer». Preis durch die Post halbjährlich M. 2.<>5 ohne

C, Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Verlagshandlung XQO(),
Friedrich Alber in Ravensburg pro Jahr Al. 4.10.

Eine Ausstellung von Goldschmiede-
arbeiten.

Von Prof. Dr. Rohr in Breslau.

Unter den Mitteln, um einzelnen Kunst-
zweigen einen neuen Aufschwung zu geben,
nehmen die Ansstellnngen einen Ehren-
platz ein. Sie zeigen, was geleistet wer-
den kann, oder, wenn sie sich auf die
Vergangenheit beziehen, was geleistet wor-
den ist, was an Fortschritt und Rück-
schritt zu verzeichnen ist, unter Umstanden
auch, was erst noch geleistet werden müßte;
sie regen die Diskussion und wohl auch
die Kauflust an, und wenn sie frühere
Zeiten in ihren Bereich ziehen, bieten sie
einen Beitrag zur Kulturgeschichte.

Diese und ähnliche Gründe mögen die
Direktion des Schlesischen Museums für
Kunstgewerbe und Altertümer veranlaßt
haben, eine Ausstellung von Goldschmiede-
arbeiten schlesischen Ursprungs oder aus
schlesischem Besitz zu veranstalten. Es
stand den Arrougenren jedoch ein Komitee
hoher geistlicher und weltlicher Würden-
träger zur Seite, als deren verdientestes
Mitglied die Direktion selber Se. Emi-
nenz Herrn Kardinal Kopp nennt. In
der Tat dürfte es ohne sein Eingreifen
kaum möglich gewesen sein, den ganzen
reichen Besitz der katholischen Kirchen zu
erschließen. So aber stand er zur Ver-
fügung und überwog derart, daß er das
fast völlig in den Schatten stellte, was
die protestantische Kirche, die Synagoge,
das Herrenschloß und die Znnftstnbe
boten. Damit war von selber gegeben,
daß die Ausstellung aus einer allerdings
bedeutenden Provinz trotzdem kein abge-

l rnudetes Gesamtbild der Entwicklung der
einschlägigen Kunst in ihren Hauptperioden
bot. Die vorromanische und romanische
Periode fehlten fast vollständig. Die kul-
turellen Voraussetzungen waren damals
noch nicht vorhanden. Einige Fnnde aus
vorhistorischer, vorrömischer und römischer
Zeit und der Völkerwaudernng sowie ans
dem Zeitalter des nordisch-arabischen
Handels sind hiefür eher eine Bestätigung,
als eine Gegeninstanz. Sobald aber die
Kultur einmal Boden gewonnen hatte,

. betätigte sich auch die Goldschuüedekunst,
und zwar gleich mit einer Gewandtheit
und einem Geschick, als wäre sie schon
längst heimisch gewesen. Ihrer Bestim-
mung nach waren die Erzeugnisse zunächst
kirchlicher Art und blieben es ausschließ-
lich bis gegen das Ende der Gotik. Erst
von da an tauchen auch profane Ge-
brauchsgegenstände aus Edelmetall ans
und gehen zunächst bescheiden, dann immer
zahlreicher neben den kirchlichen her, um
sie schließlich im Empire beinahe völlig
zu verdrängen.

Zunächst zogen die Meßkelche die
Aufmerksamkeit ans sich. Sie verteilten
sich ans sämtliche Ausstellungsräume. Die
Direktion hatte jedoch gleich in der Ein-
trittshalle ein Arrangement der wichtig-
sten Typen ans allen Stilgattuttgen zu-
sammengestellt vom einfachsten frühgoti-
j scheu Kelch bis zum zierlichsten Gebilde
; des Rokoko und dem nüchternsten Ver-
treter des Empire. Der Fuß ist zunächst
rund, bald aber treten der Fünf-, Sechs-
nnd Achtpaß auf, kombinieren sich zn-
j weilen mit dem Polygon und beherrschen
nicht nur die Gotik, sondern reichen her-
 
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