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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 24.1906

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Nr. 5
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Rohr, Ignaz: Eine Ausstellung von Goldschmiedearbeiten
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Giefel, Joseph Anton: Geschichte des katholischen Gottesdienstes in Ludwigsburg, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15939#0060

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natura ober in effigie — die künstleri-
schen Beilagen znm „Archiv" bieten für
sich schon ein ganz respektables Repertoire
für solche Zwecke —, durch periodische
Eröffnung der Kirchenschätze für allge-
nieine Besichtigung, wie dies in einzelnen
großen Kirchen bereits der Fall ist; na-
mentlich aber durch Ausstellungen. In
der Diözese Rottenburg macht eine solche
insofern keine Schwierigkeit, als die Wert-
objekte der Kirchen bereits alle gebucht
sind. Zeitgenössische Arbeiten können denen
aus der Vergangenheit angereiht werden
und erfahren in solcher Umgebung eine
viel richtigere Wertung, als an anderer
Statte. Schickt mau im Katalog am
Eingang auf 2 — 3 Seiten eine kurze Be-
lehrung über künstlerische Grundfragen
voraus, so wachsen die Besucher von
selber in das Verständnis hinein und
lernen selbständig urteilen, und man be-
kommt dann nicht so oft, ivie es in Bres-
lau der Fall mar, Fragen zu hören wie
die: was ist Niello? was sind Putten?
was sind Kartuschen? was ist Vierpaß?
was ist der Unterschied zwischen Renais-
sance, Barock, Rokoko, Louis XVI. und
Empire? Geistige Güter der Vergangen-
heit werden auf diesem Wege der Gegen-
wart wieder zum Bewußtsein gebracht und
dienen damit von selber „dem Ahn zur
Ehre, dem Enkel zur Lehre".

Geschichte des katholischen Gottes-
dienstes in Ludwigsburg.

Bon vr. Giefel.

(Fortsetzung.)

Nun ging ich mit den übrigen in größ-
ter Stille und zwar separatim ohne Licht
in das Frifonische Gartenhaus. Im Vor-
beigehen schickte ich den Grafen Fugger
zum Hoskaplau Weickmaun, ihm den
Schlüssel zum Tabernakel abzufordern.
Der Schlüssel wurde dem Grafen nicht
in die Hand gegeben, sondern auf den
Tisch gelegt. Wie wir dann nach und
nach vor der großen Türe des Hauses
augekommeu waren, öffnete ich die erste
Türe und ließ zwischen der ersten und
zweiten Licht schlagen. Sodann befahl
ich dem Kastellan, das Schloß der zweiten
Türe wegzuschlageu, welches anszusührcn
aber weder er noch wir alle im stände

waren. Da es einen git großen Lärm
gemacht hätte, wollte ich nicht mit Ge-
walt die Sache anpacken, sondern ließ die
Türe aus den Angeln wiegen. Als sie
nun geöffnet war, stellte ich sogleich in-
wendig einen Portierposten auf und ließ
durch den Lichterjungen mit den dazu mit-
gebrachten Tüchern die Fenster gegen die
Straße hinaus auf das genaueste ver-
hängen, so daß von außen nicht die ge-
ringste Helle bemerkt werden konnte. Dar-
aus sagte ich: Herr Kastellan! so fangen
Sie denn in Gottes Namen an, den
Hanptaltar abzubrechen, worauf dann der
Abbruch mit möglichster Dezenz vor sich
ging. Ich hatte zwar den Maschinisten
insgeheim zu mir in das Schloß kommen
lassen und wollte ihn und seine katholi-
schen Zimmerlente dazu gebrauchen, da-
mit weniger ruiniert werden sollte, dieser
aber und seine Leute wollten keine Hand
anlegeu. So mußte ich dann alles mit
meinen Leuten besorgen.

Ohne Licht und ohne die mindeste Helle
habe bei der Nacht getragen: Portier

Maier, kathol., Portier Graußer, kathol.,
Aschenträger Svarrer, kathol., Johannes
Drexler, kathol., der Lichterjunge, evangel.,
die zwei Kastellaneimägde, kathol., zwei
meiner Bedienten, evangel. Mit ben drei
Altären und vaoa sacra habe ich wohl
bis morgens 4 Uhr zugebracht und da
mir der Tag ans den Hals kommen wollte,
so mußte ich abbrechen. Nachdem alles
wieder wohl verschlossen war, ging ich mit
meiner Gesellschaft nach Hans.

Der andere Tag (Sonntag) wurde mit
Wiederherstellung der Altäre im Schloß
und genauer Aufnotierung dessen, ivas
des Nachts herantransportiert worden
war, zugebracht. Abends 9 Uhr ging
wiederum alles in großer Stille und ein-
zeln zum Rendezvous, wo alles so wie
Tags zuvor traktiert wurde. Johannes
Drexler hat sich die vorige Nacht das
Knie verfallen. So mußte der Portier
Lindemer, evangel., statt seiner tragen.
Nachts wohl nach 12 Uhr war Feierabend.

Montags wurde mit Rangierung und
Ausschreibung der Sachen im Schloß zu-
gebracht. In der Kirche aber ließ ich die
Schlösser und Bänder von den Kirchtüren
losschlagcn und sie selbst losmachen und
zum nächtlichen Transport rangieren und
 
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