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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 24.1906

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Nr. 5
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Giefel, Joseph Anton: Geschichte des katholischen Gottesdienstes in Ludwigsburg, [3]
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Groner, Anton: Ueber die Historienzyklen der Sixtinischen Kapelle, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15939#0064

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53

noch weiter: I Kruzifix von Kristallsamt
einem Lavoirteller, auf d i e a l t e M o d e
gemacht, mit Steinen besetzt und stark
vergoldet; 4 silberne und vergoldete Kelche
samt 4 Patenen, worunter einer mit
Emaille und Steinen besetzt ist; 1 Mon-
stranz samt der Lunnla, mit Steinen be-
setzt; l Hostieubüchse von Silberund ver-
goldet, dem Herzog gehörig; 1 Himmel
von weißem Kriset mit goldenen Borten
und Fransen nebst 4 Quasten; 1 blaues
Antipendinm von reichem etocke mit gol-
denen Borten; 1 rotsamteuesAntipendium,
mit goldenen Bandborten eingefaßt, die
Stickerei, Fransen und die breiten Borten
sind leonisch; 1 Tabernakel von rotem
Samt mit leonisch gelben Borten und
Stickerei; 1 Baldachin von schwarzem
Samt mit silbernen Borten und Fransen.

(Fortsetzung folgt.)

lieber die ldistorienzsklen der Sir-
tinischen Rapelle.

Sion Dr. A. ©rotier in Freiburg i. Br.

(Fortsetzung.)

Das Gegenbild muß daher folgenden
Inhalt haben: Moses beruft aus dem
Stamm Levi, den er am Sinai zur Fort-
setzung seines Lehr-, Regierungs- nub
Priesteramts berief, einen Leviten zu einer
höheren geistlichen Gewalt, überträgt ihm
die hohepriesterliche Würde. Um diesen
Gedanken konkret zu verwirklichen, hatte
der Künstler doch schlechterdings keine
Möglichkeit als die, welche er gewählt
hat. Was wollen aber die Rebenscenen
besagen? Wir haben eine sehr beachtens-
werte zeitgenössische Erklärung derselben.
Dem bekannten Inquisitor Heinrich Jn-
stitoris O. Pr. schwebten ganz offenbar
diese beiden Fresken vor, als er am

10. August 1482 an den abtrünnigen
Erzbischof Zamometic schrieb: „Du appel-
lierst vom Papst an das Konzil und an
die allgemeine Kirche? Welch ein Wahn-
sinn; weißt Du denn nicht, daß Gottes
Urteil eins ist mit dem Urteil des Pap-
stes, daß alles, was der Papst bindet oder
löst, auch vor Gott los oder gebunden
ist? Weißt Du nicht, daß jede Appel-
lation vom Papst an Gott nichtig ist, da
Gott und der Papst nur Ein Konsistorium,
Ein Gericht und Eine Kurie haben, daß

der Papst des ewigen Lebens Pförtner
ist durch die Gewalt der Schlüssel? Sicher-
lich, wer dieses Privileg der römischen
Kirche, das Christus selbst ihr übertragen
hat, anzngreifen wagt, verfällt zweifellos
der Häresie. Was muß seine Strafe
sein?" Jnstitoris erinnert daran, daß die
Erzketzer Dathan und Abiron vom Erd-
boden verschlungen wurden und nennt den
Zamometic jene Bestie, die gesteinigt wer-
den muß, weil sie den Berg Sinai be-
rührt (d. h. den Papst angegriffen) hat.
So erklärte man also Ende 1482 an der
Kurie das Freskenpaar und seine Be-
ziehung zum Papsttum. Nach den Worten
des Inquisitors erblicken wir in den vier
Nebenstellen die Ausübung der höchsten
Binde- und Lösegemalt durch Jesus uitb
Moses, welche in der Mittelgruppe die
von ihnen nilsgeübte Gewalt dem alt-
uud nentestamenllichen Hohenpriester über-
tragen. Jesus verpflichtet auf die Frage,
ob es erlaubt sei, dem Kaiser Zins zu
geben, kraft höchster Autorität dazu, dem
Kaiser zu geben, was des Kaisers, und
Gott, was Gottes ist. Moses verurteilt
als höchster Richter den Mann, welcher
während der Gesetzgebung den Sinai be-
rührte, zur Steinigung. JesnS entscheidet
ans die Anklage der Juden, daß er Gott
gelästert, durch ein Wunder in frei-
sprechendem Sinn und Moses erklärt die
Propheten Eldad und Medad für un-
schuldig. Die Bestrafung Dalhans und
Abirons hat Botticelli wohl nur ans dem
Grunde mitverarbeitet, weil sich das Ur-
teil über Eldad und Medad (ähnlich wie
die Auswühlnng Aarons) so am leich-
testen verständlich und am wirkungsvoll-
sten darstellen ließ. Wenn wir die Art
und Weise beachten, wie Botticelli seine
drei Themate zu einem monumentalen
Ganzen verbunden hat, dann sehen wir
erst, daß Perugino im Gegenbild bei
dieser Aufgabe völlig versagte, denn nur
durch einen Analogieschluß erkennen wir
heute, daß die beiden Miniatnrscenen nicht
bloße Staffage sind (wie in ähnlichen
Darstellungen der nmbrischen Schule),
sondern den beiden Nekenscencn des Ge-
genbildes entsprechen.

So gipfelt die Jdeenreihe der zweiten
Freskengruppe in der Uebertragung der
höchsten Binde- und Lösegewalt auf den
 
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