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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 24.1906

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Nr. 7
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Naegele, Anton: Ein neuentdecktes Totentanzgemälde aus dem Mittelalter in der deutschen Reichshauptstadt, [1]
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Ehrhart, Alfons: Die Entstehung der christlichen Basiliken, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15939#0084

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72

Wenn sie hätten gelebt wohl tausend Jahr,
So müßten sie noch folgen tausend Jahr.
Niemand ist, der deiner Gewalt ledig
gewesen,

O Christe Jesu, hilf mir nun, daß ich
des Tanzes genese."
Der nächste ist, auffallenderweise in
dieser Anreihung, der Wucherer, in
feinem, dnnkelrotem Gewand mit gelbem
Kragen, ans dem dunklen Haar ein rotes
Barett mit anfgeschlagenem Rand, grauen
Strümpfen und Schuhen, an dem Gürtel
eine, mit metallenem Bügel versehene Tasche.
Tod:

„Herr Wucherer mit Eurem blauen Sack,
Für Geld hattet Ihr guten Geschmack,
Ihr gabt dem Armen einen Schock für

zwei.

Dafür müßt Ihr nun leiden großes Weh.
Legt von Eurer Seiten den Geldsack schwer,
Ihr müßt nun mit in den Tanz her."
W n ch e r e r:

„Ach, wo soll ich armer Mann nun bleiben.
Da ich keinen Wucher mehr kann treiben!
Meine Kinder sollen es wiedergeben,

So mögen sie mit Gnade ewig leben;
Des helfe mir auch, Jesus, Dn ewiger Gott,
Denn von derErde zu scheiden ist keinSpott!"

An ihn schließt sich bessere Gesellschaft
wieder an, der Junker, mit kurzem
blauen Wams und rötlichgelben, engan-
schließenden Hosen, ein kurzes Schwert
vorn am Gürtel.

Tod:

„Herr Junker, mit Eurem Habicht fein,
Ihr wolltet allezeit der schönste sein.
Manchen habt Ihr gebracht zu Fall,

An den Tod dachtet Ihr nicht einmal;
Waidwerken, hofieren war Eure Art.
Folget nun diesem Tanz und der Fahrt!"
Junker:

„Ach, lieber Tod, warte noch eine Stundet
Ich wollte gern leben, wenn ich könnte.
Damit ich noch konnte meine Sünden

beichten,

llnd mich mit Gottes Leichnam versehen

lassen.

Ohne Zandern willst Dn leider nicht langer

weilen;

Ach, Christus, laß mich von Dir nimmer

scheiden!"

Der Kaufmann mit grünem Nock,
rotem Mäntelchen, grauen Beinkleidern,

hohen Schuhen, an der Seite einen Degen,
auf dem gelockten, Haupte eine Mütze,
gleicht durchaus einem Kavalier, der eben-
falls zum Totentanz abgeholt wird.

Tod:

„O Kaufmann, was Ihr gewonnen, nun

zerrinnt,

Ihr sparet und rechnet nur noch für den

Wind;

Der Markt ist doch sicher hier abgetan,
Ihr müßt eine lange Weile mit mir

tanzen gan.

Wehret Euch nicht, leget ab die Sporen,
Denn Sterben ist auch Euch angeboren."
Kaufmann:

„O guter Tod, wie kommst dn so hastig an,
Wohl bin ich gewesen ein teurer Kauf-
mann;

Doch ist meine Rechenschaft noch gar unklar,
Das klage ich dir, Christus, ganz offenbar.
Wollst sie nun machen klar, des hast du

Macht,

Ich Hab' sicher nicht viel an dich gedacht."
l Fortsetzung folgt.)

Die Entstehung der christlichen
Basiliken.

Aon Stadtpfarrcr Or. Ehrhart in Heidenheim.

(Schluß.)

II.

DaS eigentlich Neue und Verdienstliche
an Langes') Lösungsversuch liegt nun
darin, daß er die 3 c h o 1 a e, die Ver-
s n m m l u n g s o r t e d e r v e r s ch i e d e n e n
Kollegien oder Vereine mit Flachdruck
in den Vordergrund der Diskussion stellt.
Solche Scholae sind noch mehrfach er-
halten. Der wichtigste Teil dieser Ver-
sammlungslokale war die halbrunde Apsis.
Die Apsis mit ihrem Halbrund ist aber
das eigentlich Charakteristische des Basilika-
baus. In beit Scholae waren auch
Statuen und Bilder angebracht, wie aus
folgender, in einer jetzt im Louvre befind-
lichen Schola angebrachten Inschrift her-
vorgeht : »Pro salute Aug(ustorum)

optiones scholam suam cum statuis et
imaginibus domus [dijvinae, item diis

') „Haus und Halle". Konrad Lange. Leipzig
1888. Auffallcnderweise nimmt Holtzinger in
seiner „Altchristlichen Architektur" zu der Frage
keine Stellung.
 
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