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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 24.1906

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Nr. 8
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Mayer, Franz Xaver: Die gotische Kirche in Eglosheim
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15939#0095

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selber mit sehr schönen Statuen: der
Mutter des göttlichen Wortes und der
vier lateinischen Kirchenväter — herrliche
Musterstatuen — unter spätgotischen Bal-
dachinen und ans Konsolen, welche Engels-
brustbilder darstellen. (Der Schalldeckel
ist neu und von Holz, ebenso Treppe mit
Geländer.) Neben der Kanzel steht auf
einem ähnlichen Konsol eine Engelsfigur.

Die frühere große Altarmensa ist
unter den Triumpfbogeu verlegt mit ge-
öffnetem Sepulchrnm auf der Oberfläche,
aber auffalleudenveise nicht in der Mitte
der Deckplatte, sondern seitwärts nach der
Evangelienseite nach vorne gerückt (ist auf
dieser Seite vielleicht ein Teil des Steines
abgenommen worden?). Auch die Kon-
sekratiouskreuze auf dem Stein sind noch
sichtbar. Vom früheren A l l a r a u f s a tz
ist in der Sakristei noch die Predella
vorhanden: Christus und die 12 Apostel
in Brustbildern dargestellt, einzelne, nicht
unschöne Köpfe, andere nach nuten ziem-
lich in der Malerei verdorben.

Besehen wir noch die Sakristei im
untern Stockwerk des Turmes, auf der
Nordseite des Chors, in welche wir durch
eine Türe mit alten schmiedeisernen Bändern
treten. Sie hat ein Kreuzgewölbe, dessen
Rippen auf Wandkonsolen mit skulptierten
Wappen ruhen — : Württemberg, Mömpel-
gard (zwei Fische) sowie zwei weitere:
eines mit silbernem Kreuz int blauen Feld
und das andere mit zwei Lilien in Silber. —
Sein Schlußstein zeigt ein eingehauenes
Kreuz (wie in Schwieberdingen). An der
Wand ist eine kleine Lavabonische mit
einer einfachen Konsole.

Rach einer Veröffentlichung des Evan-
gelischen Kirchengemeinderats Ludwigsbnrg
soll die notwendige Wiederherstellung dieser
Kirche im nächsten Jahre, 1907, in An-
griff genommen werden. Dazu hat schon
Professor Theodor Fischer in Stuttgart
Plan und Kostenüberschlag vorgelegt.
Möge diese angestrebte Restauration, die
durch Eingemeindung von der Vorstadt
mit Ludwigsburg, 1901, so bald ermög-
licht wird, zur Tat werden und im Geiste
des Stiles und mit möglichst liebender
Schonung des Alten durchgeführt werden!
Diese Kirche kann auch als M u st e r
gellen für eine Dorfkirche im spätgotischen
Stile. Sind doch die Formen und Ver-

hältnisse des hohen Chors von einer Fein-
heit und Schärfe, die man bewundern
muß und kaum genug betrachten kan»,
und zeigt doch das Schiff so recht die
Kunst der Spätgotik, angewandt auf ein-
fache Verhältnisse, eine Kunst, welche nach-
geahmt werden kann und nachgeahmt zu
werden verdient.

Literatur.

Freiburger Münsterblätter. Halb-
jahrsschrift für die Geschichte u»d Kunst
des Freiburger Münsters, heraus-
gegebcn vom Münsterbau-Verein. Erster
Jahrgang, erstes Heft. Freiburg im Breis-
gau. Herdersche Verlagshaudlung. 1905.
Das Freiburger Münster nimmt sowohl wegen
der Originalität, Kühnheit und Schönheit seiner
Konstruktionen als wegen des Adels seiner Kunst-
formen unter den kirchlichen Bauwerken des
Mittelalters eine der ersten Stellen ein. Sein
himmelanstrebender Turm schon wird mit Rocht
als der schönste der Welt gepriesen und in seinen
übrigen Bauten sind so viele und große Rätsel
der mittelalterlichen Baukunst in allen Phasen
ihrer Entfaltung niedergelegt, daß sowohl der
praktische Fachmann als der Kunstgelehrte wie
nicht minder überhaupt jeder Kunstfreund ans
der eingehenden Betrachtung desselben den größten
Nutzen ziehen kann. Wie schon andere 'Städte,
welche mit mittelalterlichen Domkirchen ausgestattet
sind, wie Köln, Metz, Ulm, und in jüngster Zeit
Straßburg, eigene Zeitschriften zur Erforschung
ihrer herrlichen Dome ins Leben gerufen haben,
so ist es mit Freuden zu begrüßen, daß in ihre
Fußstapfe» nun auch Freiburg getreten ist und
ein eigenes Organ, diese Münsterblätter, gegründet
hat, um die Erforschung der Vergangenheit seines
Münsters wie die Untersuchung seiner Kunstforincn
und Kunstschätze zu bewerkstelligen. „Zweck und
Ziel dieser Zeitschrift soll es sein, das gesamte
literarische, gedruckte und nngedruckte wie bildliche
Material zur Bau- und Entwicklungsgeschichte
des Münsters zu sammeln, die Struktur des
Ganzen wie die dekorative Ausstattung im ein-
zelnen zur Beschreibung und Würdigung zu bringen
und in Verbindung damit alle Fragen von Be-
deutung, die sich in der einen oder anderen Be-
ziehung ergeben, zu erörtern und der Lösung
entgegenzuführen." Es sollen zu diesem Zwecke
jährlich zwei Hefte in Großquartformat zu min-
destens fünf Bogen — 40 Seiten mit zahlreichen
Abbildungen und Kunstbeilagen, das Heft zu
fünf Mark, erscheinen. Es liegen die zwei Hefte
des ersten Jahrganges vor uns, und schon ein
flüchtiger Blick in dieselben überrascht uns durch
ihre vorzügliche Ausstattung, die voll auf der
Höhe der Zeit steht sowohl durch den Reichtum
der Abbildungen als auch - der Schärfe, Größe
und Schönheit der einzelnen Bilder. Die ver-
schiedenen Abbildungen des Turmes, die Voll-
blättcr des Lukas Cranach schon „Barmherzigkeit-
bildes", des Schutzmantelbildes am Altäre der
 
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