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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 24.1906

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Nr. 11
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Naegele, Anton: Ein neuentdecktes Totentanzgemälde aus dem Mittelalter in der deutschen Reichshauptstadt, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15939#0118

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genug, um die neue Zeit überhaupt darin
311 entdecken, und führt schließlich znsanimen-
fassend den besonderen Wert und die kunst-
geschichtliche Bedeutung des Totentanzes der
Berliner Marienkirche darauf zurück, das; ans
der gesamten Anordnung und Auffassung
noch der milde E r u st, b t e ideale
Stimmung inittelalte r licherKu nst
ruht, wozu sich jedoch im einzelnen schon ein
f r i s ch er S i n u f ii r d a s C h a r a k t e r i-
stische der individuellen Erscheinung ge-
sellte: „Unser Totentanz gehört zu jenen
Werken, die im Wendepunkt zweier
Epochen stehen, und gerade durch die
Verschmelzung von entgegengesetzten Rich-
tnngen eine besonders anziehende Wirkung
erhalten. Das Allgemeine einer früheren
bloß typischen Knustweise empfängt durch die
Ausnahme individueller Züge ei» frischeres
Leben, während die scharfe Bestimmtheit
natnralistischer Auffassung sich durch den
Nachklang der idealen Stimmung deS
älteren Stils mildert." (S. 20.)')

Diese Anssührungen über ein so hochbe-
dentsanies Denkmal mittelalterlicher Kunst
und Weltanschauung glaube ich nicht besser
schließen zu können, als wenn ich die Leser
ans einen in der schwäbischen süddeutschen
Heimat wohl weniger bekannten italieni-
schen, in Berlin lebenden Dichter Hinweise,
G. B. di San Giorgio; dessen Gedicht
„La Campana di Marienkirche“ in dem
aus einer der Berliner sogenannten „fliegen-
den Buchhandlungen" mir einst ans einem
Universitätsgang zngeflogeneu Bänochen
Giorgio, Fiori d’autunno. Con tra-
duzione in tedesco ed. sec Berlino

') Die künstlerische Seite des Bildes führt
zweifellos auf das 15. Jahrhundert und zwar
mehr, selbst nach Lübkes Zugeständnis, in den
Anfang als das Ende dieser Jahrhunderts; auch
die bangeschichtlichen Nachrichten betreffend deS
T»rni(auS)baus tut Jahr J 490 notigen nach unserer
Auslegung nicht zu einer Aenderung dieses chrono-
logischen Ansatzes. Die Bergleichung mit anderen
Totentanzbildern beweist die meiste Aehnlichkeit
mit dem ältesten Lübecker Totentanz von 1403
nach Ausdehnung (mit 24 Paaren — die ältesten
haben 24 —, der Lübecks, Drnck von 1490, hat
28 Paare, der Kleinbaseler in seiner späteren
Fassung 39) und Anordnung, er erscheint als
dessen weitere Ausgestaltung. Selbständig, zum
Teil alleinstehend, ist der Berliner in der strengen
Teilung in einen geistlichen und einen weltlichen
Reigen, und zwar durch Kreuzgruppe, der ein-
gehendsten Abstufung der Geistliche» iRücksicht
auf die Stister, die Rolandsbrnderschaft'(), die
fast völlige Ausschließung des weiblichen Elements.

| 1891 S. 74 ff. drückt auch unsere Em-
pfindungen lebenswahr ans:

Dinverno a la tranquilla
Malinconia d’una gelata sei a,
Quando in gravi rintocchi
Di nostra Donna la campana squilla,
Per la prossima festa
Invitando i fedeli alla preghiera,
Quel suono ripercosso,

Che par lamenti l’agonia del giorno,
Sempre nel cor mi desta
Un’ anda di pensieri. A me d’intorno,
Larve contemplo in ricordanza mesta
D’un evo morto, e mi revien presente
Deila fede la lotta e della mente.

Un di venia da Roma
Ai sacerdoti in quelle mura 11 verbo,
Dove i fedeli ancora
Di famiglia e di patria il santo
idioma

Non rivolgeano a Dio;

Ma il linguaccio dei Cesari superbo,
Onde ha gloria Marone.

A quella pace allora

Invitavi il fedel, mesta campana

Co tuvi rintocchi lenti,

Quando le parte al sol dischiude
aurora,

Dalle dita di rosa

E quando a notte l’astro s’allontana.

E questo un altro culto,

In teandrico verbo a Dio concesso,
Ne tempio di Maria,

Se all’ orecchio non suona il detto
occulto,

Onde a Roma si prega?

Non e questo di prece il suono stesso,
Che m’addormia fanciullo!

Ma grave echeggiail canto di Luter 0,
Come al latin si niego.

Questa tombe e romana;

E il cavalier che sovra par vi dorma,
S’ebbe romano il credo.

Suona dunque a mestizia, o
mia campana,
Sopra i morti di Roma,

E sugli estinti de la sua riforma.
Se pari han quiete ormai,

Nell' eterno dorm io di morte cose,
Che morte unisce e doma.

Gli squilli tuoi non vanno all' ossa
ascose,
 
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